Breakdancer aus aller Welt begeistern beim Ruhrpottbattle

Herne. Die Flottmann-Hallen in Herne waren am Samstag wieder das Zentrum der Breakdancer. Zum Ruhrpottbattle reisten Künstler aus aller Welt an.

Tänzer traten in den Kategorien „Hip-Hop“, „Popping“, Krumping“ und „B-Boying“ an
Die Künstler reisten aus Marokko, Russland, Frankreich, Brasilien oder der Ukraine an
Jugendförderung Herne, die Flottmann-Hallen und Pottporus kooperieren, um Battle zu organisieren

Zwischen den rauen Steinwänden der Flottmann-Hallen haben sich 400 Gäste sitzend und stehend um eine ringähnliche, hell erleuchtete Tanzfläche in der Mitte versammelt. Der Boden bebt, Lichter flackern hin und her, es tanzt und raunt in allen Ecken. Am Samstagabend fand das 19. Ruhrpottbattle im Rahmen des 12. Pottporus Festivals statt.

Atemberaubende Moves bekamen die Fans zu sehen. © Franz Naskrent

Das Battle reiht sich ein in eine Reihe von anderen Veranstaltungen, die Hip-Hop und Street Art Kultur zum Ausdruck bringen wollen. Namhafte Stars der Szene aus aller Welt sind angereist, um in den Kategorien „Hip-Hop“, „Popping“, „Krumping“ und „B-Boying“, ihr Können zum Besten zu geben.

Preisgeld von 300 Euro

Es kann jeweils nur einen Einzelsieger geben, dem ein Preisgeld von 300 Euro und eine Urkunde winkt. Eine Jury entscheidet.

Einer der Teilnehmer des 12. Pottporus Festivals. © Franz Naskrent

Das Pottporus-Festival ist das erste urbane und zeitgenössische Festival im Ruhrgebiet. „Das Ruhrgebiet hat hohes urbanes Potenzial, nicht nur im Tanz, sondern auch in den Kategorien Ausstellung, Graffiti, Theater und Konzert. Wir können diese Kunst durch das Festival sichtbarer machen“, betont Zekai Fenerci, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter von Pottporus. Besonders gefalle ihm, dass Menschen allen Alters Zugang zur Hip-Hop Kultur fänden. Den Anschein machte das Ruhrpottbattle auch am Samstag. Während Familien mit Kindern gefesselt die Tänzer dabei beobachten, wie diese sich „roboterähnlich“ und zuckend zu der Musik bewegen, bewerten Jugendliche, die teilweise selbst aus der Szene stammen, die Leistungen der scheinbar schwerelosen Tänzer. Zwischen den Jüngeren sehen auch Gäste mittleren bis fortgeschrittenen Alters das Spektakel interessiert mit an.

Originalität und Kreativität

Der Anteil der Frauen, die teilnehmen, ist gewachsen. © Franz Naskrent

Die Atmosphäre ist ausgelassen und locker, Moderator Engin feuert das Publikum an: „Wenn euch das gefällt, rastet einfach aus!“ Ein besonders guter „Move“ wird mit einem lauten Raunen und Klatschen der Menge belohnt. Während die Tänzer sich warm machen, tauschen Pinar Özkan und ihre Freunde eigene Tanzschritte aus.

Die 19-Jährige tanzt seit einem Jahr hobbymäßig. „Alleine tanzen geht irgendwie gar nicht. In der Gruppe traut man sich mehr.“ Der individuelle Tanzstil der einzelnen Tänzer fasziniert sie. Jeder mache es anders, sagt sie.

Der Ruhrpottbattle vereinte mehrere Generationen. © Franz Naskrent

Der brasilianische Breakdancer „Bboy Mascot“ sagt im Backstage-Bereich sagt, dass ein guter Tänzer „originell und kreativ“ sei und nicht kopiere. „Der Austausch in der Szene ist super, ich lerne neue Sprachen und reise“, sagt er. Hinter der Bühne sind neben ihm unter anderem auch Künstler aus Marokko, Russland, Frankreich und der Ukraine versammelt. Einige sind seit Jahren dabei und praktisch mit dem Ruhrpottbattle „groß geworden“.

Flair eines Familientreffens

Heike Borgwardt, Leiterin im Haus der Jugend, lächelt bei diesem Gedanken: „Wir sagen manchmal: Das hier habe den Flair eines Familientreffens.“ Die Jugendförderung Herne, die Flottmann-Hallen und Pottporus kooperieren jährlich, um das Battle auf die Beine zu stellen. Heike Borgwardt ist von Anfang an dabei und betont die Eigeninitiative und Motivation der Tänzer. „Es ist eine schöne Szene. Es ist beachtlich, was junge Leute aus aller Welt hier auf die Beine stellen“, sagt sie.

Per Handzeichen entschied die Jury über den Sieger des jeweiligen Duells. © Franz Naskrent

Die präsentierten Tanzarten, die teilweise bei Unruhen in den Slums von Los Angeles entstanden seien, hätten noch immer eine positive Energie, meint Borgwardt. Sie verbreiteten Protest, nicht den Rückzug in die Welt der Drogen und Kriminalität. Für viele, die sonst wenig Chancen hätten, sei Hip-Hop ein Ausweg; heute gebe es aber sicher ganz viele verschiedene Motivationen. Auch der Mädchenanteil sei dieses Jahr höher: Bei 25 Prozent liege er diesmal.

Am Ende erringen auch einige Favoriten der 19-jährigen Pinar den Sieg. „Das wird ein Kampf“, hat sie zu Beginn prophezeit, dabei jedoch betont: „Die Hauptsache ist doch, dass man Spaß hat.“