Herne. . 48 Breakdancer aus neun Nationen boten beim Ruhrpottbattle in Herne einen großen Kampf. Messer sorgte für eine Schrecksekunde.
„Das ist nicht nur ein Battle – das ist Kultur“, rief Moderator Robozee eingangs ins Mikrofon. Und: Das Ruhrpottbattle sei Kult, stellte er klar. Seit 2005 ist die Veranstaltung fester Bestandteil des Pottporus Urban Street Art Festivals, das jährlich im Herbst stattfindet. Am Samstagabend lockte sie erneut rund 600 Zuschauer aus nah und fern in die Flottmann-Hallen.
Dazu: 48 Breakdancer (B-Boys) aus neun Nationen. Sie wollen es wissen: Wer ist der beste Hip-Hopper oder Popper? Welches die beste Crew? Das Prinzip: Im K.O.-System duellieren sich jeweils zwei Künstler, wer siegt, kommt weiter.
Judges entscheiden per Fingerzeig
Zum Auftakt treten Serdar und Ruth vor. Ihre Spezialität ist der Hip-Hop. Eine gedrehte Plastikflasche entscheidet, wer das Battle, also den Zweikampf, beginnt. Zwei Mal eine Minute lang beweisen die beiden auf der Tanzfläche in der Raummitte ihr Können, machen eine cool-provokante Miene zu geschmeidig-schnellen Bewegungen. Die Musik dafür mischen DJ ICE-C und Big Toni im Oberrang. Die Tänzer improvisieren dazu. Das Publikum zollt ihnen Anerkennung in Form von Johlen und Zwischenrufen. Schließlich entscheiden drei Judges (Schiedsrichter) per Handzeichen, wer eine Runde weiter kommt. Serdar macht diesmal das Rennen.
Und das sind die Gewinner
Am zwölften Ruhrpottbattle nahmen 48 Tänzer teil – aus Frankreich, Spanien, China, Belgien, England, Russland, Deutschland, Nordafrika und der Ukraine.
Bewertet wurden die Künstler von den Judges „Rubberlegz“, „P-DOG Doonly Goodfam“ und „Twoface“.
Die Gewinner 2015: Hip Hop: 1. Febreezy (Frankreich), 2. B-Smart (Deutschland); Popping: 1. Pian Pian (China), 2. Arejay (Deutschland); B-Boying Crew: 1. Team Shmetta (Belgien), 2. Gorilla Legion (Deutschland).
Weitere Informationen: www.ruhrpottbattle.de.
Kategorie zwei: Popping. Arejay tritt gegen Jing an. „Der Pop muss auf den Clap kommen“, erklärt Moderator Robozee dem Publikum. Beim Popping, einer speziellen Bewegung im Breakdance, lassen die Tänzer ihre Muskeln spielen. Durch Spannung und Entspannung entstehen Bewegungsbilder, die an schnelle Roboter erinnern. Arejay begeistert das Publikum und die Judges mit seinen rhythmisch-kontrollierten, doch eleganten Muskelzuckungen für sich. Sein Kontrahent gratuliert artig mit einer Umarmung. Respekt ist auch im tänzerischen Zweikampf das A und O.
Vier gegen vier
Und trotzdem erinnert Robozee vor Beginn der Crew-Battles (vier treten gegen vier an) noch einmal an eine wichtige Regel für die Königsdisziplin der B-Boys: „anfassen verboten“. Die russische Darkhorse Crew tritt gegen die Good Times Crew aus Deutschland an. Die Stimmung ist geladen, und das Publikum fiebert zehn Minuten lang mit, während sich die Jungs auf der Bühne in Solis und Formationen miteinander messen.
Die tänzerischen Provokationen erreichen ihren Höhepunkt, als einer der Russen ein kleines Messer zückt und theatralisch in die Tanzfläche rammt. Einer seiner Kontrahenten möchte es aus dem Weg räumen, wirft es jedoch im Eifer des Gefechts viel zu weit und kräftig – mitten in die Menge. Eine Schrecksekunde lang hält die Halle den Atem an. Dann die Entwarnung: nichts passiert. „Sorry“, gibt der Tänzer zu verstehen. Das Battle kann weiter gehen, und die Darkhorse Crew gewinnt. Ihre anspruchsvollen Verrenkungen und schnelle Drehungen haben Eindruck geschunden. Die Good Times Crew scheint enttäuscht, ja wütend.
Und – wie das bei Sportlern so ist – der Gram ist schon wieder vergessen. Im Backstage-Bereich sitzen die Tänzer zusammen, tauschen Tricks aus und motivieren einander für die nächste Runde. Denn eigentlich sind sie Kollegen – allein auf der Tanzfläche kann es wild werden
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