Herne/Bochum. Im Fall Marcel Heße hat der Stiefvater des getöteten Jaden vor dem Bochumer Landgericht ausgesagt. Er schilderte seinen Rettungsversuch.
Eine blutverschmierte Hand, sein eigenes, lächelndes Gesicht und der Kopf des gerade getöteten Jaden: Das war das erste Foto, dass Marcel Heße nach der Tat verschickt hat. Das hat ein langjähriger Chatfreund am Mittwoch vor dem Bochumer Landgericht berichtet.
„Er hatte immer ein Taschenmesser mit einer Holzoptik am Griff dabei"
Der 17-Jährige war wohl der erste, der von der grausamen Tat am Dannekamp erfahren hatte. Er war schon rund fünf Jahre lang mit Marcel Heße in Kontakt. „Er war mein Freund“, sagte der 17-Jährige den Richtern. „Wir haben uns über ein Onlinespiel kennen gelernt.“ Später habe man sich auch persönlich getroffen. Dabei habe er im Zimmer von Marcel Heße auch mehrere Waffen gesehen. „Er hatte immer ein Taschenmesser mit einer Holzoptik am Griff dabei“, so der Zeuge. Das sei offenbar die spätere Tatwaffe gewesen.“
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Am Tag vor der grausamen Tötung des kleinen Jaden hatte Marcel Heße den 17-Jährigen nach längerer Pause erstmals wieder über WhatsApp kontaktiert. Er habe wissen wollen, wie er sich am besten umbringen könne – mit CO2 oder mit einem Toaster in der Badewanne. Der Zeuge hatte das als eine Art schwarzen Humor eingestuft und geantwortet: „Geht beides.“
Bilder per WhatApp erhalten
Auch, als am nächsten Tag Bilder der Leiche des kleinen Jaden bei ihm angekommen seien, habe er das nicht sofort ernst genommen. „Man sah Schnitte und Stichwunden, ohne jegliches Blut.“ Deshalb habe er gedacht, dass es sich um eine Puppe handele, nicht um den Jungen.
Deshalb habe er die Bilder in einem Internet-Forum hochgeladen, um Gewissheit zu bekommen. Als sich daraufhin mehrere User gemeldet und ihn aufgefordert hätten, die Polizei einzuschalten, habe er das auch sofort getan.
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Gleichzeitig hatte sich Marcel Heße während seiner dreitägigen Flucht auch selbst in dem Online-Forum gemeldet und dort sogar mit fünf Morden geprahlt – was aber zum Glück falsch war. Außerdem habe er Fotos der zweiten Leiche ins Internet gestellt. Dabei handelte es sich um Christopher (22), einen Ex-Schulfreund von Marcel Heße.
Im Prozess vor dem Bochumer Landgericht hatte zuvor auch schon der Stiefvater des kleinen Jaden ausgesagt und von seinem verzweifelten Versuch berichtet, den Neunjährigen zu retten. "Ich habe mich hingekniet, Jadens Oberkörper zu mir herangezogen und versucht, ihn zu reanimieren", sagte der 36-Jährige am Mittwoch den Richtern am Bochumer Landgericht.
Alles sei voller Blut gewesen
Er habe aber sofort gemerkt, dass es keine Hoffnung mehr gab. Alles sei voller Blut gewesen. Der Stiefvater hatte die Leiche des Jungen als erster entdeckt. Bei seiner Vernehmung vermied es der 36-Jährige, den Angeklagten Marcel Heße bei Namen zu nennen.
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Jadens Stiefvater hatte schon zu einem früheren Zeitpunkt vernommen werden sollen. Zu diesem Termin war er jedoch nicht erschienen - nach eigener Aussage wegen der psychischen Belastung. Marcel Heße hat über seinen Verteidiger eingeräumt, Anfang März zunächst den neunjährigen Jaden und anschließend einen 22-jährigen Schulfreund umgebracht zu haben. (mit dpa)