Herne. . Die Zahl der Wohnungsleerstände in Herne ist in der vergangenen zwei Jahren deutlich gesunken. Dafür gibt eine Reihe von Ursachen.

  • Die Leerstandsquote bei den Wohnungsunternehmen liegt mittlerweile bei etwa einem Prozent
  • Gründe für diesen Trend: Nachfrage aus dem Umland, Nachfrage von Studenten, Nachfrage von Flüchtlingen
  • Die Mieten steigen, doch die Branchenexperten sehen in Herne nach wie vor ein moderates Niveau

Der Herner Wohnungsmarkt verändert sich. Die Zahl der Leerstände ist in den vergangenen Jahren spürbar gesunken, das Mietniveau steigt.

Der Leerstand bei den Wohnungsunternehmen liege inzwischen bei nur noch einem Prozent, so Thomas Bruns, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wohnungswirtschaft. Als Beispiel nennt Bruns die Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW), deren Geschäftsführer er ist: Zurzeit zähle die HGW im gesamten Bestand 42 leere Wohnungen - bei einem Bestand von mehr als 3000.

Die Wohnstätten Wanne-Eickel eG setzt ihr Projekt „Wohnen am Stadtgarten“ fort.
Die Wohnstätten Wanne-Eickel eG setzt ihr Projekt „Wohnen am Stadtgarten“ fort. © Hans Blossey

Andere Unternehmen bestätigen auf WAZ-Nachfrage diesen Trend. „Unsere Leerstände in Herne nehmen ab, die Fluktuationsquote in unserem Bestand ist spürbar gesunken“, so Karin Fuchs von Vivawest. Vonovia beziffert die Leerstandsquote auf 2,1 Prozent - fluktuationsbedingt. Das heißt: Wohnungen stehen quasi nur noch während der Renovierung zwischen zwei Mietverhältnissen leer. „Die Vermietungsgeschwindigkeit steigt, für Suchende wird die Auswahl kleiner“, so Bruns.

Allerdings muss man wissen: Der größte Teil der Wohnimmobilien befindet sich in Privatbesitz, doch die Entwicklung der Unternehmen lässt sich übertragen.

Leer stehende Häuser renoviert

Für diesen Trend gibt es eine Reihe von Ursachen: Bruns betont, dass der Zuzug von Flüchtlingen längst nicht der alleinige Grund sei. Die Zahl der Nachfrager insgesamt sei gestiegen. Das liege unter anderem daran, dass Menschen vom Umland ins Ruhrgebiet zögen. Sonja Pauli, Vorstand der Genossenschaft Wohnungsverein Herne, bekommt bei Neubauprojekten Anfragen selbst aus Kamen. Der Grund: Gerade im Neubau sei das Mietniveau günstiger als in anderen Ruhrgebietsstädten. Vivawest berichtet von einer steigenden Zahl an Anfragen von Studenten der Bochumer Ruhr-Uni. Gerade Wohnungen in Nähe der U35 dürften begehrt sein. Aber auch der Bedarf an barrierefreiem Wohnraum steige. Thomas Bruns nennt einen weiteren Grund: Gerade Senioren seien daran interessiert, aus dem Eigenheim (das im Alter zu groß geworden ist) in eine kleinere Mietwohnung zu ziehen.

Das Haus an der Ecke Siepenstraße/Bochumer Straße ist nach jahrelangem Leerstand saniert worden. 
Das Haus an der Ecke Siepenstraße/Bochumer Straße ist nach jahrelangem Leerstand saniert worden.  © Bolsmann

Die Folge dieser Entwicklung: Die Mieten steigen - gerade nach Sanierungen. Als aktuelles Beispiel dient Vonovia: Nachdem das Unternehmen drei Objekte mit 32 Wohnungen in Eickel renoviert hatte, stieg der Quadratmeterpreis von 5,10 auf 6,63 Euro. Es gebe aber keinen Leerstand, teilt Vonovia mit.

Der neue Herner Mietspiegel, der Anfang des Jahres in Kraft trat, vollzieht diese Entwicklung nach. Wurde die Mieten 2015 im Mittel lediglich um 0,1 Prozent im Verhältnis zu 2013 angehoben, so liegt der Anstieg nun bei fünf Prozent. Thomas Bruns geht davon aus, dass sich die Miethöhe für total sanierte Wohnungen jenen von Neubauten langsam annähert.

Und noch eine Wirkung hat die erhöhte Nachfrage ausgelöst: Häuser, die jahrelang leer gestanden haben, werden auf Vordermann gebracht und vermarktet.

Trotz der Entwicklung: Alle Experten sehen in Herne nach wie vor ein moderates Mietniveau, von einer Wohnungsnot sei die Stadt weit entfernt.