Herne. . Drei Tage nach dem Mord in Herne hat sich Marcel H. der Polizei gestellt. Am Freitag wurde Haftbefehl erlassen. Weitere Leiche gefunden.
- Marcel H. hat sich selbst gestellt - und informierte die Polizei über einen weiteren Toten
- Er soll zur den neunjährigen Nachbarssohn Jaden mit etlichen Messerstichen ermordet haben
- Bei dem zweiten Toten handelt es sich um einen 22-jährigen Bekannten vom Marcel H.
Der mutmaßliche Mörder hat nach seiner Festnahme ein umfängliches Geständnis abgelegt. Demnach war die Ablehnung seiner Bewerbung bei der Bundeswehr Auslöser für die Tat. Er sei extrem frustriert gewesen - und habe einen Suizidversuch unternommen. Als dieser gescheitert war, habe er sich zu dem Mord an dem neunjährigen Jaden entschlossen. Das gaben die Ermittler gestern bekannt.
Die Polizei bestätigte gegen 21 Uhr am Donnerstagabend die Festnahme des Tatverdächtigen in einem griechischen Schnellimbiss in Herne – rund sechs Kilometer vom Tatort entfernt. Marcel H. hat sich selbst gestellt.
Seit Freitagmittag sitzt H. offiziell in Haft. "Der Haftbefehl ist gerade verkündet worden", sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen. H. werde nun in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Bei dem Haftbefehl gehe es bislang nur um die Tötung des neunjährigen Jaden. "Der Haftbefehl wird wahrscheinlich noch erweitert", sagte Jansen, ohne weitere Details zu nennen.´
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Nach Informationen der Polizei sagte der junge Mann im Imbiss: „Bitte rufen sie die Polizei, die suchen mich!“ Der Festgenommene sei "zweifelsfrei als Marcel H. identifiziert" worden, hieß es weiter.
H. habe nach seiner Festnahme noch in der Nacht ausgesagt. "Er hat sich in der Nacht bei der Polizei zur Sache eingelassen", sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen am Freitag. Weitere Details wollen Polizei und Staatsanwaltschaft um 16 Uhr auf einer Pressekonferenz mitteilen.
Toter aus Brandwohnung ist ein junger Mann
In der Nähe des Lokals brannte eine Wohnung in einer Jugendstil-Villa. Dort wurde ein toter Mann gefunden. Der Festgenommene selbst hatte die Polizei auf die brennende Wohnung hingewiesen. Die Feuerwehr löschte das Feuer. Dabei wurde die Leiche entdeckt.
Zur Identität des männlichen Toten aus der Brandwohnung gab die Polizei auch am Freitagmorgen noch keine Informationen bekannt. Aus der Nachbarschaft hört man, dass der junge Mann erst vor Kurzem in die Wohnung gezogen sei. "Wir wissen nur, dass es sich um einen männlichen Mitbürger unserer Stadt handelt, der noch relativ jung ist", sagte der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD).
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Die Polizei riegelte vor der Festnahme die Straßen in der Umgebung ab, Schaulustige versammelten sich an den Absperrungen. Anwohner des brennenden Hauses reagierten entsetzt. Sie verspüre zwar Erleichterung, sagte eine 34 Jahre alte Frau. Aber: "Mich macht es traurig, dass er es überhaupt geschafft hat, drei Tage nicht gefunden zu werden."
Am Morgen nach der Festnahme geht eine ältere Dame nahe der abgebrannten Wohnung entlang, sie wohnt nur eine Straße entfernt. Im Gespräch kommen ihr die Tränen. "Sie können nicht glauben, was das für ein Gefühl ist, wenn man weiß, dass er nur wenige Meter von der eigenen Wohnung entfernt war", sagt sie. "Ich bin so erleichtert dass er jetzt im Gefängnis ist!"
Anwalt: Opferfamilie "unendlich erleichtert"
Der Anwalt der Familie des getöteten Jaden sagte: „Die Familie ist unendlich erleichtert und glücklich, dass der mutmaßliche Mörder des kleinen Jaden lebend gefasst werden konnte und seiner gerechten Bestrafung zugeführt werden kann.“
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda kommentierte: "Der Alptraum hat ein Ende." Dudda weiter: “Die Stadt atmet durch, auf jedoch noch nicht. Der zweite Mord wirft neue Trauer auf, wir wissen noch nicht wie es dazu kam." Er spüre, dass sich die Anspannung in der Stadt langsam löse.
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Marcel H. verbrachte die Nacht zu Freitag in einer Polizeizelle. Der Verdacht, es könnte noch ein weiteres Opfer geben, bestätigte sich zunächst nicht. In der Nacht hätten Ermittler keine weitere Leiche gefunden, sagte ein Polizeisprecher in Dortmund am frühen Freitagmorgen.
Der 19-jährige soll am frühen Montagabend dieser Woche im Keller seines Hauses den Sohn eines Nachbarn erstochen und anschließend Bilder der Tat ins Internet gestellt haben. Seitdem war er auf der Flucht. Die Polizei hatte in den vergangenen Tagen mit großem Druck nach ihm gefahndet. Auch Hunde und Hubschrauber waren im Einsatz. Bis zur Festnahme waren bereits mehr als 1500 Hinweise eingegangen.
Mehrere Großeinsätze ohne Ergebnis
„Wir haben die Vermutung, dass er sich immer noch in NRW aufhält“, hatte ein Sprecher der Polizei Dortmund noch im Laufe des Donnerstags gesagt. Mehreren Hinweisen ging die Polizei mit einem Großaufgebot nach. So waren in Wilnsdorf bei Siegen viele Beamte mehrere Stunden lang rund um einen Autohof im Einsatz. Zahlreiche Beamte hatten nach einem Hinweis auf den 19-Jährigen auch ein Krankenhaus in Mönchengladbach durchsucht.
Auch in Herne hatte es in der Nacht zuvor schon einen Großeinsatz gegeben. Spezialkräfte der Polizei gingen dort einem Hinweis nach. Tagsüber verteilten Polizisten Handzettel und Fahndungsplakate. Die Ermittler werteten neben Bildmaterial und Texten aus dem Internet eine digitale Audiobotschaft mit Schilderungen zu der Tat aus. „Wir nehmen an, dass sie vom Täter stammt“, so die Polizei. (mit dpa)
Polizeieinsatz in Herne - Marcel H. festgenommen
Die Dortmunder Polizei hat eine zunächst für Mitternacht angekündigte Pressekonferenz zur Festnahme des mutmaßlichen Kindermörders Marcel H. am Abend kurzfristig wieder abgesagt. Die Entscheidung sei am Donnerstagabend in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Bochum getroffen worden. Man wolle aber weitere Informationen zur Festnahme im Mordfall Jaden veröffentlichen. Die Pressekonferenz ist nun für Freitagnachmittag, 16 Uhr, angesetzt. Wir berichten weiter aktuell.