Herne. Zum ersten Mal schulte die HCR eine Gruppe Kinder aus Syrien, dem Libanon und den Balkanstaaten. Theorie und Praxis werden locker verbunden.
- Seit mehr als 20 Jahren bietet Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel die Bussschule an
- Kinder waren von der Vollbremsung bei der 30 km/h besonders begeistert
- Flüchtlingskoordinator sieht in der Aktion mehr als „nur eine spannende Abwechslung“
„Keiner verletzt?“, fragt Peter Jablonka die Kinder. Alle haben die Vollbremsung im Bus überstanden. Nur Floh, den hat es erwischt. „Der hat wohl die Nase gebrochen“, sagt der Busfahrer und hebt ihn auf. Floh ist eine Tonne und hat den fiesen Job, in der Busschule zu demonstrieren, was passiert, wenn man sich nicht richtig festhält.
Zum ersten Mal brachte die Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel, kurz HCR, am Donnerstag einer Gruppe Flüchtlingskinder Risiken und Verhaltensweisen im Linienverkehr bei. „Viele Kinder fahren mit dem Bus zur Schule, aber das ist schon ein Highlight für sie“, findet Elke Wiemers. Sie betreut die geflüchteten Menschen in der Unterkunft an der Südstraße.
„In Tripolis sind wir immer Auto gefahren“
Die Idee für das Bustraining hatte Betreuerin Mirdite Albrecht. Als sie in der Unterkunft herumfragte, fanden sich sofort 13 Kinder, die mitwollten. So wie Ahmed aus Tripolis im Libanon.
FlüchtlingeSeit einem Jahr lebt der Zwölfjährige in Deutschland. „Wir sind immer mit dem Auto gefahren. Hier fahre ich mit dem Bus zur Realschule“, erzählt er. Die Vollbremsung bei Tempo 30 habe ihm Spaß gemacht. „Aber Angst hatte ich keine!“ Mit den anderen Kindern jubelte Ahmed, als Busfahrer Jablonka das tonnenschwere Gefährt zum Stillstand brachte. Zusammen schrien sie: „Noch mal, noch mal!“ Und Jablonka drehte noch eine Runde. „Gut festhalten!“
Kinder lernen Regeln schnell
Ahmed und die anderen Kinder aus Syrien, Serbien und Mazedonien gingen danach zum Frühstück in dem Schulungsraum. Deutsch können die meisten schon. „Das lernen sie schnell“, sagt Albrecht. Und genauso fix haben sie sich die Regeln für den Busverkehr eingeprägt: Nicht drängeln, bei der Einfahrt des Busses besonders aufpassen, immer vorn einsteigen, den Tornister abstellen, wenn es zu voll ist und an den Stangen festhalten.
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„Praxis und Theorie wird hier sehr gut ergänzt“, sagt HCR-Sprecher Dirk Rogalla. Seit mehr als 20 Jahren bietet die HCR die Bussschule an. Zielgruppe sind Schüler der vierten und fünften Klasse. Erstmals war nun eine Flüchtlingsgruppe auf dem Betriebshof An der Linde zu Besuch. HCR-Geschäftsführer Wolfgang Neige: „Damit konnten wir zwei wichtige Projekte verknüpfen: Unser bewährtes Busschulprogramm und die Information von Flüchtlingen über unser Angebot.“ Einer Fortsetzung stehe nichts im Wege. Christian Schindel, Koordinator der Flüchtlingsunterkünfte bei der Awo Ruhr-Mitte, dazu: „Die Busschule ist für Kinder nicht nur eine spannende Abwechslung. Das richtige Verhalten im Straßenverkehr kann lebensrettend sein.“