Herne. . Die Realschule Sodingen bereitet Flüchtlingskinder aus vielen Ländern auf den Unterricht in Regelklassen vor. Ruhrwerk fördert das Projekt finanziell.
Seit sechs Wochen lernt die zwölfjährige Remaz aus Eritrea die deutsche Sprache in der Vorbereitungsklasse der Realschule Sodingen. Gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern flüchtete das Mädchen zunächst in den Sudan und dann nach Deutschland um Terror, Verfolgung und lebenslangem Militärdienst der Brüder in ihrem kleinen Heimatland am Horn von Afrika zu entfliehen.
Remaz sitzt an ihrem Platz und schneidet Bilder aus, auf denen Dinge des täglichen Lebens zu sehen sind: ein Brötchen, eine Suppe, ein Stuhl, ein Hund. Mühsam versucht sie die Worte richtig auszusprechen. „In ihrer ätiopischen Sprache Tigrinya umfasst das Alphabet 250 Buchstaben, die unserer lateinischen Schrift nicht im Mindesten ähneln“, erklärt Alfred Apel, der als Ehrenamtler mit großem Engagement die Lernfreude der momentan 31 Flüchtlingskinder an der Realschule Sodingen unterstützt.
Geleitet wird die Klasse von Sonderpädagogin Iris Imig, die zusammen mit ihrer Kollegin im Rahmen eines Förderprojektes durch den gemeinnützigen Herner Verein Ruhrwerk e.V. hier vier Stunden Deutsch die Woche unterrichten. Iris Imig stellt den älteren Schülern Verständnisfragen zu Berufen wie Krankenschwester, Arzt, Sekretärin oder Kellner aus einem Text, den die Schüler gerade abwechselnd vorgelesen haben. Die Jungen und Mädchen sind ganz bei der Sache und bemühen sich um eine gute Aussprache und das Verständnis des Gelesenen.
Remaz´ Klassenkameraden sind Jungen und Mädchen zwischen acht und siebzehn Jahren und ihre Herkunftsländer, Syrien, Afghanistan, Irak, Bulgarien, ebenso verschieden wie ihr Bildungsstand. Remaz hat in Eritrea eine Schule besucht und sie war eine gute Schülerin. Mathe und Sport sind ihre Vorlieben und das kann sie bereits jetzt, während einiger Wochenstunden in der Regelklasse der Jahrgangsstufe 6, zeigen. Andere Kinder der Klasse haben niemals lernen dürfen und fangen nun ganz von vorne beim ABC an.
Uwe Scholle, der Direktor der Realschule Sodingen weiß, wie schwierig der Start für die Kinder ist: „Die Erlebnisse der Flucht sind für die Jungen und Mädchen oft mit traumatischen Erfahrungen verbunden. Bis die Kinder danach von der Landesunterkunft in eine kommunale Unterkunft umgezogen sind und zuletzt eine dauerhafte Bleibe in eigenen Wohnungen oder Heimen gefunden haben, vergehen nicht selten bis zu sechs Monate.“ Uwe Scholle hat sich zusammen mit der Lehrerin und Koordinatorin der Vorbereitungsklassen, Julia Stratmann, zur Aufgabe gemacht, die Flüchtlingskinder so individuell wie möglich zu fördern, ihnen Sprache und Regeln zu vermitteln und auch für ihre Probleme ein offenes Ohr zu haben. „Bei durchschnittlich 16 Lernenden je Klasse sind wir aufgrund der großen Unterschiede auf Hilfe angewiesen. Die Unterstützung durch den Verein Ruhrwerk trägt dazu bei, dass wir die Kinder gezielt auf die Eingliederung in die Regelklassen vorbereiten können .“ Ruhrwerk e.V. hat nach Angaben der Vereinsvorsitzenden Cordula Klinger-Bischof, vom Chemieunternehmen Evonik Industries seit August letzten Jahres eine Spendensumme von 14.500€ erhalten um Sprach- und Integrationsförderung für Flüchtlingskinder in mehreren Herner Schulen durchzuführen.
Der Herner Verein Ruhrwerk e.V. führt seit 2009 Förderprojekte für Kinder und Jugendliche mit körperlichen oder sozialen Handicaps durch. Etwa 200 Kinder nehmen wöchentlich an Langzeitprojekten wie Reittherapie, Lernförderung, Bewegungs- und Präventionskursen teil. Die sieben ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen finanzieren die Projekte aus Spenden und Sponsorengeldern. Mehr Informationen und Spendenkonto Nr. unter www.dasruhrwerk.de