Herne. . Mehrere hundert Grundschüler übten gestern das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Verkehrswacht Wanne-Eickel zeigt sich zufrieden.

Die i-Dötzchen der Grundschule an der Flottmannstraße sind aufgeregt. Wann läuft man schon mit zwei lebendigen Ampelmännchen und einem Polizisten zur Schule? Am Donnerstag, bei der Schulauftakt-Aktion der Verkehrswacht Wanne-Eickel, hatten sie die Ehre.

In Zweierreihen üben die Kinder Ampeln und Zebrastreifen zu benutzen, dabei richtig nach rechts und links zu sehen. „Die meisten Kinder sind schon echt fit im Straßenverkehr“, sind die Ampelmännchen Sonja Schirmer (rot) und Marina Kowalczik (grün) zufrieden. Die beiden sind seit Februar zuständig für die Verkehrsfrüherziehung in der Stadt und kommen gut an bei den Kindern.

Spielend lernt es sich ganz nebenbei. Von Auto- und Busfahrern gefürchtet, ist der tote Winkel den meisten der Grundschülern noch kein Begriff. Die Busschule der Straßenbahn Herne Castrop-Rauxel (HCR) sorgt für Abhilfe. Während Jason auf dem Fahrersitz Platz nimmt, versteckt sich seine ganze Klasse im toten Winkel. „Krass“, findet der Drittklässler, dass er keinen Menschen mehr sehen kann. „Das ist sehr gefährlich, deshalb müsst ihr immer gut aufpassen“, mahnt ein HCR-Mitarbeiter zur Vorsicht.

Immer die Augen aufim Straßenverkehr

Die sei im Straßenverkehr ohnehin immer geboten – für Kinder wie Erwachsene, erklärt Herbert Terlau von der Verkehrswacht, seit mehr als zwei Jahrzehnten Organisator der Veranstaltung.

Während die Erstklässler den Schulweg üben, meistern die Schüler der zweiten Klassen den Fahrradparcours. „Rollen lassen und umfallen ist noch kein Rad fahren“, scherzt Polizeihauptkommissar Siegfried Klein. Stattdessen gelte es auch Verkehrsregeln und Schilder zu kennen und sich vor allem sicher auf den zwei Rädern zu fühlen. Übung macht den Meister: Nach einer Weile haben die meisten Kinder den Bogen im Slalomparcours raus.

Im Seh- und Reaktionstest hingegen schneiden nicht alle Mädchen und Jungen so gut ab. „Wir kontrollieren jedes Jahr rund 1200 Kinder in Herne und stellen jedes Mal bei etwa 15 bis 17 Prozent von ihnen eine noch nicht diagnostizierte Sehschwäche fest“, berichtet Jürgen Uhlmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Verkehrswacht. Ein alarmierendes Ergebnis, denn: „Bei Kindern und Jugendlichen kann der Sehmuskel durchs Brille tragen noch trainiert und wieder geheilt werden.“

Als Dankeschön für umsichtige Autofahrer gibt es bei der Schulanfangsaktion am Donnerstag selbst gemalte Bilder von den Kindern. Die Raser erhalten ihre Schelte per Post, erklärt Kommissar Klein. „Ein Lkw ist sogar 40 gefahren“, ist der neunjährige Madox empört. Das Verkehrstraining hat offenbar gefruchtet bei seinen Schulkameraden und ihm: Sie kennen nun die Regeln.

Kinderliedermacher macht Laune

Neben den engagierten Organisatoren und Helfern aus Herne ist das wohl auch ein Verdienst des Kinderliedermachers Volker Rosin, der sich seit Ende der 1980er-Jahre für die Verkehrserziehung einsetzt. Mit Liedern wie „Wenn ich Fahrrad fahre, fahre ich lieber mit Helm“ und „Wähl’ die 110 – die sind für dich da“ bringt er zum Finale der Schulanfangsaktion die Turnhalle an der Jean-Vogel-Straße zum Beben – und die grauen Zellen der Jungen und Mädchen zum Erinnern.

Ob die Autofahrer an der Flottmannstraße das Zone-30-Schild wohl auch übersehen haben, als sie von den Grundschülern und Polizisten angehalten wurden? Fakt ist: Selbst eine Laserpistole zu bedienen und vorbildliche Autofahrer für ihr Verhalten zu loben, ist der Renner bei den Viertklässlern der James-Krüss- Schule und Schule an der Flottmannstraße.