Herne. Herne erhält ein Solarpotenzialkataster: Hausbesitzer können künftig im Internet überprüfen, ob ihr Gebäude für eine Solaranlage geeignet ist.

Ist mein Dach für den Bau einer Solaranlage geeignet? Und wenn ja: Wie viel Strom kann ich damit erwirtschaften? Fragen wie diese können die Bürger in Kürze selbst beantworten: Im Internet wird ein sogenanntes Solarpotenzialkataster aufgebaut, zu sehen ist demnächst eine interaktive Karte mit den Gebäuden der Stadt. Per Mausklick auf ein Haus wird angezeigt, ob Solaranlagen dort Sinn machen.

„Das ist eine gute Sache“, sagt Christoph Heidenreich, Abteilungsleiter im städtischen Fachbereich Umwelt und Stadtplanung, zur WAZ. Seine Hoffnung: Kommt das Kataster, machen mehr Herner mit und lassen sich ihre eigene „Stromfabrik“ installieren. Nach Auskunft von Stadtwerke-Sprecherin Angelika Kurzawa gibt es derzeit 480 private und gewerbliche Anlagen in Herne, zusammen produzierten sie 2015 rund vier Millionen Kilowattstunden Strom – genug für 1100 Haushalte.

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Stadt-Mitarbeiter Heidenreich freut sich auch deshalb über das Kataster, weil es für Herne kostenneutral sei. Andere Städte, etwa die „Solarstadt Gelsenkirchen“, sind weiter und haben ein solches System bereits aufgebaut. Herne müsse das nicht und auch nicht die rund 25.000 Euro dafür in die Hand nehmen: Die Kosten trage die Dortmunder Gesellschaft Tetraeder.Solar, die für die ganze Region ein Kataster aufbaue. Herne stelle dem Unternehmen dafür Daten über die Häuser in der Stadt zur Verfügung, im Gegenzug werde der Internetzugang frei sein.

Lob kommt von der Politik

Das bestätigt Malte Fichtner, Teamleiter bei Tetraeder.Solar. Mit Hilfe der Daten aus den Städten sowie den Laserscandaten des Landes baue das Unternehmen nun das Solarpotenzialkataster. „Im Laufe des Jahres“ soll es fertig sein. Nach dem Ampelprinzip könnten Hausbesitzer, aber auch Mieter dann sehen, ob ihr Dach geeignet, bedingt geeignet oder gar nicht geeignet für eine Photovoltaik-, aber auch eine Solarthermie-Anlage für warmes Wasser sei. Dabei würden auch Verschattungen auf Nachbargrundstücken, etwa durch Bäume, berücksichtigt. Hinzu kämen im Internet weitere Informationen, etwa Wirtschaftlichkeitsrechner oder Platzierungsvorschläge.

Die Politik lobt die Pläne. „Das ist durchweg zu begrüßen“, sagt Barbara Merten (CDU), Sprecherin im Umweltausschuss. Auch sie hofft, dass dadurch künftig mehr Bürger auf die umweltfreundliche Energie setzen. Roberto Gentilini, umweltpolitischer Sprecher der SPD, erinnerte im Umweltausschuss daran, dass die Politik schon vor Jahren ein solches Kataster gefordert habe: „Was lange währt, wird endlich gut.“

Stadt Herne hat bereits Kataster für öffentliche Gebäude

In Herne gibt es bereits ein Solarkataster – für öffentliche Gebäude. Nach Auskunft der Stadt soll es Bürger auf das Potenzial der Elektrizitätserzeugung aus Solarenergie aufmerksam machen. Untersucht worden seien dafür 171 Gebäude mit einer Dachfläche von 205 000 Quadratmetern. Das Ergebnis: Auf den Dachflächen der öffentlichen Gebäude in Herne könnten demnach theoretisch Photovoltaikanlagen installiert werden, die zu einem Jahresstromertrag von rund 3,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr führen würden. Die erzielbare Reduktion der Kohlendioxid-Emission würde bei rund drei Millionen Kilogramm pro Jahr liegen. In einer Tabelle können Bürger – aufgeteilt auf die vier Stadtbezirke – detaillierte Informationen über die Liegenschaften und Gebäude aufrufen. In den Luftbildaufnahmen sind zudem Dachflächen gekennzeichnet.