Heiligenhaus. „Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Pflicht“ heißt es auf einem Gedenkstein auf dem Heiligenhauser Rathausplatz. Was es damit auf sich hat.

Niemals vergessen: Ein weiteres Mahnmal zur Erinnerung an alle Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Heiligenhaus ist nun auf dem Rathausplatz aufgestellt worden. „Den Toten zur Ehre, den Lebenden zur Pflicht“ heißt es auf dem Gedenkstein am Rathaus.

Durch die SPD-Fraktion (vertreten durch den Ratsherrn Glahn) sei ein entsprechender Antrag im Ausschuss für Kultur und Städtepartnerschaften bereits im Oktober 2018 eingereicht worden, mit der Zielsetzung, mit Gedenktafeln und weiteren sogenannten Stolpersteinen in Heiligenhaus an das Schicksal der verfolgten Bürger und Bürgerinnen zu erinnern, berichtet Kulturamtschefin Kathrin Neuhaus. Erinnern an diejenigen, die, weil sie Juden waren oder aus anderen Gründen verfolgt wurden, während der Zeit des Nationalsozialismus deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. „Es sollte ein klares Statement gegen das Vergessen dieses Kapitels deutscher Geschichte gesetzt werden“, so Neuhaus.

In Heiligenhaus gibt es 14 Stolpersteine

Vier weitere Stolpersteine waren erst im Juni durch den Künstler Gunter Demnig in Heiligenhaus verlegt worden, für Semmy und Adele Oss, Klara Ullmann sowie Friederika Frieda Jonassohn – somit gebe es nun 14 dieser goldenen Steine, die aus allen anderen im Boden herausstechen – damit man gedanklich ins Stolpern und Erinnern kommt. 2008 wurde der erste Stolperstein in Heiligenhaus verlegt, weitere sind nun nicht mehr geplant, hieß es bei der Verlegung im Juni.

Der Künstler Gunter Demnig im Juni bei der Verlegung der letzten Stolpersteine in Heiligenhaus.
Der Künstler Gunter Demnig im Juni bei der Verlegung der letzten Stolpersteine in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Aus dem Ausschuss heraus, berichtet Neuhaus weiter, sei ein Arbeitskreis gebildet worden, der in Zusammenarbeit mit der sachkundigen Bürgerin Ruth Ortlinghaus und den Stadtarchivaren Hartmut Nolte und Axel Bayer die Verlegung weiterer Stolpersteine und Gedenktafeln für andere in der Zeit des NS-Regimes verfolgte Menschen erarbeiten und prüfen sollte – „mit dem Ergebnis, dass in dem Zeitraum 2018 bis 2023 alle Stolpersteine (insgesamt 14 Stück) in Heiligenhaus verlegt und das Thema Gedenktafel auch im September 2023 erfolgreich umgesetzt wurde“, so Neuhaus.

Heiligenhauser Steinmetzin stellte den Gedenkstein her

An alle Personen, die nicht namentlich recherchiert hätten werden können, oder schon in einer anderen Stadt wegen der Familienzusammenführung mit einem Stolperstein bedacht worden seien, soll mit einer Gedenktafel in Heiligenhaus erinnert werden. „Diese Gedenktafel wurde im Arbeitskreis und im Ausschuss ausführlich thematisiert und das finale Ergebnis erarbeitet: Ein Gedenkstein!“, teilt Neuhaus mit. Dieser sei nun, nach liebevoller Handarbeit von der Steinmetzin Esther Klemmt, fertiggestellt und zentral vor dem Rathaus aufgestellt worden.

Diese Zeilen stehen auf dem Gedenkstein am Heiligenhauser Rathausplatz.
Diese Zeilen stehen auf dem Gedenkstein am Heiligenhauser Rathausplatz. © Katrin Schmidt

Der Stein sei aus Dorfer Grün, einem olivgrüngelblichen Chloritgneis aus dem Dorfertal in Hohe Tauern (Österreich, Osttirol) und werde auf etwa 1400 Metern Höhe abgebaut. Enthüllt wurde der Gedenkstein im Rahmen der letzten Ausschusssitzung, zu einem gemeinsamen Gedenken lädt Bürgermeister Michael Beck am 27. Januar, am offiziellen Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus, auf den Rathausplatz ein.

>>>Das steht auf dem Gedenkstein

  • Folgender Text ist auf dem Gedenkstein zu lesen:
  • „Wir pflegen ein ehrendes Gedenken aller Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 – 1945. Wir gedenken der namenlosen Heiligenhauser Frauen, Männer und Kinder, die Opfer des Rassenwahns wurden; der Menschen, denen man das Recht auf Leben wegen ihrer körperlichen oder geistigen Gebrechen absprach; der verschleppten und ermordeten Zwangsarbeiter; unserer geliebten Menschen, denen man aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erbarmungslos das Leben nahm; der Aufrechten, die ihren Widerstand gegen den nationalsozialistischen Terror mit dem Leben bezahlten oder wegen ihrer religiösen Überzeugung ermordet wurden. Niemals wieder!“