Heiligenhaus. In Heiligenhaus sind neue Stolpersteine verlegt worden. An welche jüdischen Familien sie erinnern und was mit diesen in der NS-Zeit passiert ist.
15 Stolpersteine sind es nun, die in Heiligenhaus an die jüdischen Opfer der NS-Zeit erinnern, die vier neuesten wurden am Sonntag verlegt.
Drei zeigen an der Jahnstraße 23, dass dort Semmy Oss, Adele Oss und Klara Ullmann gelebt haben, der vierte findet sich an der Hauptstraße 178: Dort war Friederika Frieda Jonassohn zuhause.
Erinnerung an 15 Schicksale aus Heiligenhaus – und sechs Millionen Opfer insgesamt
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„Die Stolpersteine sollen nicht nur an die 15 Juden erinnern, die in Heiligenhaus zuhause waren und verschleppt und ermordet wurden, sondern an die sechs Millionen Opfer insgesamt“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Edmund Mathey in seiner kurzen Ansprache bei der Verlegung der Stolpersteine. Dafür war der Künstler Gunter Demnig, der die Stolpersteine herstellt und nach Möglichkeit auch selbst verlegt, nach Heiligenhaus gekommen. Mittlerweile hat Demnig 100.000 Steine verlegt, und das in insgesamt 31 Ländern.
Semmy Oss war aus Heiligenhaus war Ehrenmitglied im Gesangsverein „Frohsinn“
„Semmy Oss wurde 1880 in der Nähe von Bremerhaven geboren, seit 1897 wohnte er mit einer Unterbrechung von zwei Jahren in Heiligenhaus“ erinnerte Mathey an die Lebensgeschichte des Schlossers, der in Heiligenhaus gut in das gesellschaftliche Leben integriert war. 1931 wurde er zum Ehrenmitglied im „Männergesangverein Frohsinn“ ernannt, er arbeitete bei Kiekert. Seine Arbeit dort verlor Oss allerdings nur einen Tag nach dem Judenpogrom im November 1938.
Wo sich die Spur von Semmy und Adele Oss verliert
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Am 20. April 1942 wurde Semmy Oss mit seiner Frau Adele, die von Beruf Köchin war, in das Durchgangsghetto Izbica im heutigen Polen deportiert, dort verliert sich die Spur der beiden. Wo und wann sie gestorben sind ist unbekannt.
Klara Ullmann lebte zeitweise bei ihrer Schwester in Heiligenhaus
Klara Ullmann, die Schwester von Adele Oss, lebte ebenfalls immer wieder mal bei ihrer Schwester in der Jahnstraße. Sie wurde 1941 aus Düsseldorf in das Ghetto nach Lodz deportiert, von dort in das Vernichtungslager Kulmhof gebracht und ermordet. Verlegt werden die Steine jeweils vor dem Haus, das der letzte selbstgewählte Wohnort der Betreffenden war. „Niemand soll über die Steine an sich stolpern. Wohl aber über die Namen, über die Geschichten dahinter, die daran erinnern, dass hier Mitbürger gewohnt haben, die verfolgt wurden und zu Tode gekommen sind“, so Edmund Mathey.
Die Verlegung an sich dauert nur wenige Minuten: Die Stolpersteine werden in die bereits ausgehobene Lücke eingepasst, eventuell noch kleine Steine drumherum gelegt, mit einem Hammer wird alles festgeschlagen. Die Lücken werden mit Sand und feinem Kies aufgefüllt, zuletzt reinigt Gunter Demnig die Stolpersteine noch einmal mit einer Schwammbürste.
Metzgerei von Friederika Frieda Jonassohns Vater war an der Hauptstraße
So auch an der Hauptstraße 178, wo Friederika Frieda Jonassohn von 1896 bis 1919 lebte – in dem Haus befand sich die Metzgerei ihres Vaters. Nach ihrer Hochzeit mit einem Kölner und dem Umzug in die Domstadt wurde sie im Oktober 1941 nach Lodz deportiert und dort ermordet.
>>> Stolpersteine in Heiligenhaus
Mit der Verlegung am Wochenende sind seit 2008 15 Stolpersteine in Heiligenhaus an ihre Plätze gebracht worden, weitere sind nicht mehr geplant, weil nun alle jüdischen Opfer ihre Gedenksteine bekommen haben.
In NRW erzählen mehr als 15.000 Stolpersteine die Geschichten von Menschen, die Opfer der Nazis wurden.