Heiligenhaus. 29 Euro für das Deutschlandticket: So viel zahlen Kinder und Jugendliche im Kreis und den Nachbarstädten. Nur in Heiligenhaus gehen sie leer aus.

Deutschlandweit mobil sein für nur 29 oder 39 Euro monatlich, das können ab dem kommenden Schuljahr Kinder und Jugendliche – zumindest aus den umliegenden Städten wie Essen und Velbert und auch Schülerinnen und Schüler der Kreisschulen. Nur die Heiligenhauser gehen leer aus – der Eilantrag der Grünen auf der letzten Ratssitzung erhielt keine Rückendeckung bei den anderen Fraktionen.

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Ja, es ist etwas kompliziert, das Verfahren rund um die vergünstigten Deutschlandtickets für Kinder und Jugendliche: Dass sie dieses für 29 Euro ab dem kommenden Schuljahr 2023/24 statt des Schokotickets erhalten, dafür war jedoch bis zum 20. Juni ein Ratsbeschluss nötig. Das hatte die Landesregierung in einem Erlass mitgeteilt. Und auch die Schülerinnen und Schüler, die bislang keinen Anspruch auf das Schokoticket hatten, hätten dies für 39 Euro bekommen.

Velberter Rat hat dem Eilantrag der Linken aufs Deutschlandticket zugestimmt

Ok, wir machen mit – das haben die Räte der umliegenden Nachbarstädte, zuletzt auch Velbert, so beschlossen, wenngleich auch mit Bedenken hier und da, und auch der Kreistag hat dem Antrag der schwarz-grünen Koalition zugestimmt. Ein deutliches Nein hatte es in Heiligenhaus von FDP, SPD, WAHL, UHB und SKB/Linken sowie den Christdemokraten, die größte Fraktion stellen, gegeben. „Grundsätzlich ist es ja eine tolle Sache, und wir hätten es unseren Kindern und Jugendlichen auch gegönnt“, betont Fraktionschef Ralf Herre im Gespräch mit dieser Zeitung.

746 Schülerinnen und Schüler pendeln täglich nach Heiligenhaus ein, 426 jedoch auch aus.
746 Schülerinnen und Schüler pendeln täglich nach Heiligenhaus ein, 426 jedoch auch aus. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Warum sie dann nicht zugestimmt hätten? „Der Erlass ist unserer Meinung nach handwerklich fehlerhaft und alles ist mal wieder mit der heißen Nadel gestrickt worden. Die Kommune soll wieder Lastenträger sein. Das finden wir nicht in Ordnung.“ So ließe der Heiligenhauser Haushalt kaum Spielraum – auch wenn Bürgermeister Michael Beck die gute Haushaltslage mit Blick auf den Rechnungsprüfungsbericht 2021 auf der letzten Ratssitzung hervorhob: Sieben Millionen im Plus, lobte er seinen Kämmerer Björn Kerkmann, dass dieser nicht nur das Geld gut beschaffen, sondern auch beieinander halten könne.

CDU: Wollen nicht für Einpendler 70.000 Euro zahlen

Ralf Herre ist Fraktionsvorsitzender der CDU in Heiligenhaus.
Ralf Herre ist Fraktionsvorsitzender der CDU in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

70.000 Euro für Einpendler waren es, die außer den Grünen keine Fraktionen an Mehrkosten nicht tragen wollten. Herre hebt hervor: „Die 70.000 Euro sind die Summe, die wir nicht für unsere Schüler, sondern für Einpendler hätten zahlen müssen. Das Problem ist ja schon seit Jahren das gleiche: Wir als Kommune müssen für Schülerinnen und Schüler der umliegenden Städte die Kosten tragen.“ 746 Schülerinnen und Schüler pendeln täglich nach Heiligenhaus ein, 426 jedoch auch aus. Die erhalten übrigens das Deutschlandticket nun, wenn sie auf eine Kreisschule oder auf eine Schule in Velbert, Essen oder Düsseldorf beispielsweise gehen, da die Städte das Deutschlandticket beschlossen haben.

„Das Deutschlandticket ist ja eine gute Idee, aber ich verstehe das Konstrukt nicht. Warum die Städte da jetzt noch mal draufzahlen sollen, und mehr zahlen sollen als der Privatmann, das erschließt sich mit nicht“, betont Herre. „Wenn man das anders geregelt hätte und bei den derzeitigen knapp 42 Euro geblieben wäre, ok. Aber warum zahlt der eine 29 Euro, der andere 39 und wir als Stadt 49 Euro? Das hätte man geschickter regeln müssen, dann wäre es eine gute Geschichte gewesen.“ Sollte das anders gehandhabt werden, wolle man im nächsten Schuljahr die Situation erneut prüfen.

Die Grünen hingegen kritisieren die Entscheidung des Heiligenhauser Rats: „Wer die Mobilitätswende wirklich will, muss weiter denken. Klimaschutz und Solidarität dürfen nicht an der Stadtgrenze aufhören.“