Heiligenhaus. Der Geschichtsverein Heiligenhaus präsentiert im Museum Abtsküche eine Fotoausstellung zur Hauptstraße aus verschiedenen Jahrzehnten.
„At is en Dorp met einer Strot, on lang on schmal, wie‘n Bocksennot“, schrieb Carl Schmachtenberg, deutscher Mundartdichter einmal in einem Gedicht auf Plattdeutsch über Heiligenhaus. Genau um diese „Strot“ soll sich am Sonntag alles drehen: Im Museum Abtsküche versammeln sich pünktlich um 11 Uhr zahlreiche Geschichtsinteressierte, Politiker und Heiligenhauser Urgesteine zur Eröffnung der neuen Ausstellung rund um die Hauptstraße in Heiligenhaus.
Reinhard Schulze Neuhoff, Erster Vorsitzender des Geschichtsvereins, führt in die Veranstaltung ein. Im Mai letzten Jahres habe es die Ausstellung „Heiligenhauser Mosaik“ gegeben, die die vielen verschiedenen Facetten der Stadt gezeigt habe. Um daran anzuknüpfen, sollte eine weitere Ausstellung her, um die Geschichte der Stadt weiterzugeben. „Circa ein halbes Jahr hat das gedauert, bis die Ausstellung fertiggestellt war“, erzählt Detlef Gerull, Zweiter Vorsitzender des Geschichtsvereins, der für die Idee und die Ausführung der Ausstellung verantwortlich war.
30.000 Bilder im Heiligenhauser Stadtarchiv
Im September also habe er gemeinsam mit Stadtarchivar Axel Bayer angefangen, rund 30.000 Fotos aus dem Heiligenhauser Stadtarchiv zu sichten und passende auszusuchen. Dabei gingen sie so vor, dass mit den Häusern mit Namen angefangen wurde, erklärt Gerull. „Hier hatten die Häuser früher noch Namen und waren nach ihren Erbauern benannt“, meint er. Durch das Buch von Werner Clucel, der seinen Schulweg von der Oberstadt bis zur Schule Schulstraße vom Jahre 1952 mit Bildern nacherzählt, sei er auf die Idee gekommen, auch einen „Spaziergang“ über die Hauptstraße der verschiedenen Epochen in eine Ausstellung umzuwandeln. „Der Spaziergang hat mich inspiriert“, meint er. Da sei die Idee von einem „Spaziergang“ durch den Wandel der Zeit von ganz allein gekommen.
So können ab jetzt Besucherinnen und Besucher immer am Wochenende an zwölf Stellwänden entlang schlendern, die mit rund 120 Fotos bestückt sind und aus privater Quelle, dem Stadtarchiv und vom Geschichtsverein selbst stammen. Jedem Abschnitt der Hauptstraße ist eine Stellwand gewidmet, die mit Aufnahmen aus den 1930ern bis heute die Entwicklung der Stadt zeigen. Zur besseren Verortung dienen Ausschnitte der Stadtkarte von 1948, auf der man sehen kann, wo welches Haus damals und heute stand und wie es sich verändert hat.
Geschichte der Stadt ist Geschichte der Hauptstraße
„Auch unser Rathaus hat eine Geschichte“, erzählt Gerull. 1886 sei es als evangelische Schule erbaut worden, 1897 zog dann der Bürgermeister in die Räumlichkeiten ein und 1923 wurde das Gebäude zum heutigen Rathaus umgebaut. Zum 100. Geburtstag des Rathauses werde es im August auch einen Festakt geben, kündigt Edmund Mathey, stellvertretender Bürgermeister an.
So habe fast jedes Haus eine spannende Geschichte und auch die Stadtentwicklung sei durch zahlreiche Luftaufnahmen gut nachzuvollziehen. Denn seit der Ansiedlung von Heiligenhaus im Jahre 1705 habe sich einiges getan: Die langsame Erweiterung zu einer kleinen Stadt, die Trennung von Velbert und dann, nach dem Krieg der rasante Anstieg der Bevölkerung, der die Entstehung der Stadtviertel rund um die Hauptstraße herum nach sich zog. Auf den Luftaufnahmen von 1929 bis heute sind unter anderem naturbelassene Randgebiete, das Freibad und ältere sowie neuere Wohngebiete zu sehen.
Heljenser Platt zum Ausstellungsstart
Für Bernd Klüppelholz, Plattexperte, ist die Ausstellung ein wichtiger Schritt: „Als alter Heiligenhauser ist sowas doch bärenstark, dass sich Menschen dafür einsetzen und so die Geschichte der Stadt am Leben halten“, meint er. Gemeinsam mit Horst Breitfeld bereicherte er die Eröffnung der Fotoausstellung mit Mundartvorträgen auf Heiligenhauser Platt – passend zum Motto der Veranstaltung „At is en Dorp met einer Strot, on lang on schmal, wie‘n Bocksennot“.
Klüppelholz spricht nämlich seit Kindertagen Plattdeutsch, erzählt er: „Zu Hause wurde Platt gesprochen, bei den Großeltern wurde Platt gesprochen.“ So fällt es ihm nicht schwer, Anekdoten aus seinem Leben zum Besten zu geben, wie zum Beispiel die Geschichte seiner Geburt in Velbert und dass damals die Männer der Familie lieber im Keller geblieben sind, um Schnaps zu brauen, als mit ins Krankenhaus zu fahren.
>>> Die Ausstellung
- Das Museum an der Abtskücher Straße 37 ist geöffnet samstags von 13 bis 17 Uhr und sonntags und montags von 11 bis 17 Uhr. Informationen und Terminvereinbarung unter museum-abtskueche.de.
- Vom 29. April bis 1. Mai findet im Museum ein Kunstmarkt mit zeitgenössischer Kunst von regionalen Künstlerinnen und Künstlern statt.