Heiligenhaus. Der Wohnraum ist knapp in Heiligenhaus, eine eigene, städtische Wohnungsbaugesellschaft ist aber nun auf Eis gelegt worden. Das sind die Gründe.

Es wird vorerst keine städtische Wohnungsbaugesellschaft geben – das bedauert die Fraktion SKB/Die Linke in einem Video über das politische Jahr 2022. So berichten die Ratsmitglieder Marco Schild und Dominik Döbbeler, dass die aus ihrer Sicht so wichtige Gründung leider weiter auf sich warten ließe. Als Gründe nannten sie die derzeit explodierenden Baupreise, die sich eine Stadt nicht leisten könne.

Bereits vor rund sechs Jahren hat der Rat der Stadt die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft beschlossen – immer wieder wurde es thematisch aufgegriffen, auch von der SPD, doch noch immer ist dieses Vorhaben nicht umgesetzt worden. „Woher nehmen, wenn nicht stehlen“, fasst Döbbeler nun die aktuelle Lage zusammen. Die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft war das Herzensanliegen der jungen Fraktion SKB/Linke, um bezahlbaren Wohnraum für alle in Heiligenhaus zu ermöglichen. Das sei die schlechte Nachricht aus ihrer Sicht zu diesem politischen Jahr, kommentiert die Fraktion, lockerlassen wollen sie aber in den nächsten Jahren nicht, sondern sich weiter um eine Umsetzung bemühen.

Stadt Heiligenhaus kann sich eine Gründung derzeit nicht leisten

Private Bauvorhaben, wie hier an der Velberter Straße, sind längst umgesetzt worden, andere Bereiche, wie zum Beispiel das Dörrenhaus-Areal, lassen weiter auf sich warten.
Private Bauvorhaben, wie hier an der Velberter Straße, sind längst umgesetzt worden, andere Bereiche, wie zum Beispiel das Dörrenhaus-Areal, lassen weiter auf sich warten. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Bei einer Veranstaltung mit dem Verband Deutscher Wohnungswirtschaft habe man die Fraktionen über die Eckdaten einer solchen Gründung informiert, berichtet Dominik Döbbeler: „Wir bräuchten derzeit neun Millionen Euro Eigenkapital, was schon eine Hürde darstellt. Zudem wurden uns diverse Szenarien präsentiert, aus denen hervorgeht, dass wir in zehn Jahren pleite wären bei den in den letzten Jahren explodierenden Baupreisen.“

Unterm Strich sei es jetzt für eine Gründung zu spät, man habe Jahrzehnte ungenutzt gelassen in Heiligenhaus, kreidet Döbbeler an. „Wir werden bei der Thematik aber nicht locker lassen, sondern weiter den Markt beobachten. Wir müssen jetzt ein Konzept haben, damit wir dann, wenn es wieder möglich ist, sofort loslegen können.“ Bis dahin sei es wichtig, dass die Stadt nicht alle Grundstücke veräußere, damit man im Fall der Fälle Bauland habe, fordert Döbbeler. Mit dem Erwerb der ehemaligen Rewe- und Löwenapotheken-Immobilie sei jedoch schon mal ein erster Schritt gemacht worden.

Idee der Gründung schon seit vielen Jahren auf dem Tisch

Kämmerer und Erste Beigeordneter Björn Kerkmann wollte sich auf WAZ-Nachfrage hierzu inhaltlich nicht äußern: „Es ist richtig, dass es eine nichtöffentliche Sitzung zu diesem Thema gegeben hat, um die Fraktionen zu informieren. Fakt ist aber, dass unter den heutigen Rahmenbedingungen eine Wohnungsbaugesellschaft nicht darstellbar ist.“

Blick zurück: Im Dezember 2016 hatte der damalige Heiligenhauser Bürgermeister Jan Heinisch bei einer Ratssitzung die Gründung einer solchen Gesellschaft ins Spiel gebracht. Es folgte der Beschluss, das dafür erforderliche Stammkapital in Höhe von 25.000 Euro in den Haushalt einzustellen – und auch in den folgenden Haushaltsjahren ist dieser Betrag im Rahmen der Etatberatungen eingestellt worden. Eine umfassende Wohnraumanalyse wurde erstellt, auf Basis dieser Ergebnisse sollte befunden werden, ob eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft wirtschaftlich darstellbar sei oder nicht.