Heiligenhaus. Mit rund 1300 Euro Mehrkosten muss eine Familie in Heiligenhaus durch die gestiegenen Gaspreise rechnen. Stadtwerke appellieren: Energie sparen!
Es werden teure Zeiten für Gaskunden: Die Einkaufspreise explodieren, die Umlage kommt hinzu, auch den Heiligenhauser Stadtwerken bleibt keine andere Wahl, als die Preise in der Grundversorgung deutlich anzuziehen. Mit rund 70 Prozent Mehrkosten müssen Kundinnen und Kunden nun rechnen, wenn ein Umsatzsteuersatz von sieben Prozent kommt. Konkret bedeutet das etwa 1300 Euro mehr im Jahr für einen durchschnittlichen Familienhaushalt.
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Michael Scheidtmann schaut sich am Donnerstag die Gaseinkaufspreise des Vortags an: 23,54 Cent kostet da die Kilowattstunde, für das Jahr 2023 wird mit durchschnittlich 21,209 Cent gerechnet. „Vor drei Jahren haben wir noch gut zwei Cent bezahlt“, weist der Geschäftsführer der Stadtwerke Heiligenhaus auf die Kostenexplosion hin. Die Lage sei sehr angespannt und ernst, „es gibt kein Szenario, das eine Entspannung vorsieht. Und keiner weiß, wie sich die Lage weiter entwickeln wird, wie viel Gas tatsächlich in den nächsten Monaten durch Nord Stream 2 fließen wird.“ Doch da man mit allem, und auch dem schlimmsten Fall rechnen müsse, bliebe den Energieversorgern keine andere Wahl, als Gas aus anderen Quellen zu beziehen. Und das ist teuer.
Heiligenhauser Stadtwerke erhöhen die Grundversorgung auf 16,065 Cent
Zu den gestiegenen Einkaufspreisen kommt nun auch noch die von der Bundesregierung beschlossene Umlage hinzu – drei sind es insgesamt: Die Gasbeschaffungsumlage von 2,419 Cent (immer pro Kilowattstunde), die Gasspeicherumlage von 0,059 Cent und eine Bilanzierungsumlage von 0,57 Cent – macht am Ende 3,048 Cent, die noch oben drauf kommen. Die Grundversorgung wird deswegen bei den Stadtwerken Heiligenhaus ab dem 1. Oktober von 6,76 Cent auf 13,5 Cent Netto steigen. „Wir werden jedoch alle drei Monate neu schauen, ob wir die Preise anpassen müssen“, kündigt Scheidtmann an. Denn auch die Umlage werde dann neu bekannt gegeben.
In Heiligenhaus seien etwa 3600 Gaskunden von der Entscheidung betroffen, berichtet Scheidtmann. Insgesamt liege der durchschnittliche Jahresverbrauch in Heiligenhaus bei 200 Millionen Kilowattstunden. Doch was bedeutet die Erhöhung konkret? Da hat der Geschäftsführer eine Beispielrechnung parat: Bei einem Jahresdurchschnittsverbrauch von 20.000 Kilowattstunden, was etwa einem mittleren Einfamilienhaus entspreche, steigen die Kosten um 70 Prozent von 1763,58 Euro auf 3028,10 Euro – bei sieben Prozent Mehrwertsteuer, die ja nun gelten sollen. Wären es weiterhin 19 Prozent, würden die Kosten sogar auf 3367,70 Euro und somit um 90 Prozent steigen.
Gift für Privathaushalte und für die Industrie
Mit diesem heftigen Preisanstieg müssten nicht nur die privaten Haushalte kämpfen, „es wird auch für die Unternehmen existenziell wichtig sein, von diesem hohen Preisniveau wieder herunterzukommen“, verdeutlicht Scheidtmann die Situation. „Diese Preisexplosion ist nicht nur Gift für die Volkswirtschaft, sondern auch für den jeden Privathaushalt“, so Scheidtmann.
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Doch nicht nur, um den Geldbeutel zu schonen, sondern auch, damit genug Gas weiterhin vorhanden sei, rufen auch die Stadtwerke zum deutlichen Energiesparen auf: „Jeder Einzelne kann jetzt etwas dazu beitragen, dass dieses Szenario verhindert werden kann. Wir müssen die Situation wirklich ernst nehmen!“ Zahlreiche Appelle gebe es, 20 Prozent einzusparen – „wenn das gelingt, kommen wir hoffentlich nicht in die Situation in Deutschland, dass nicht genug Gas vorhanden ist.“
>>> Stadtwerke geben Tipps zum Energiesparen
- Die Stadtwerke Heiligenhaus bieten auf ihrer Homepage stadtwerke-heiligenhaus.de zehn Tipps zum Energiesparen an.
- Mit gutem Beispiel vorangehen wollen die Stadtwerke auch selber: So wurde das Freibad bereits weniger aufgeheizt über die Saison, „wir haben die Sauna im Heljensbad geschlossen, in dieser Situation werden wir sie nicht weiter in Betrieb nehmen“, macht Michael Scheidtmann deutlich.
- Weitere Sparmaßnahmen werden überlegt; welche Auswirkungen das auf den Hallenbadbetrieb haben wird, steht noch nicht fest.