Heiligenhaus. Wer selber einmal in Heiligenhaus Segelfliegen möchte, hat am Donnerstag im Rahmen der Filmschauplätze NRW dazu Gelegenheit. Alle Infos dazu.

Wer an schönen Tagen in den Heljenser Himmel schaut, braucht nicht lange, bis er sie entdeckt, die weißen Segelflieger des Sportflugs Niederberg. Denn auch wenn es noch immer keine fertige Autobahn durch Heiligenhaus gibt, der Flugplatz Meiersberg existiert bereits seit 1958. Doch wie fühlt es sich eigentlich an, durch die Luft zu segeln?

Vor dem Flug erklärt Fabian Baader (r.) Joachim Schmidt, was ihn in der Luft erwartet.
Vor dem Flug erklärt Fabian Baader (r.) Joachim Schmidt, was ihn in der Luft erwartet. © Katrin Schmidt

Fabian Baader macht an diesem Samstagmorgen alles startklar für den ersten Flug. „Zunächst treffen sich alle Vereinsmitglieder, es braucht schon einige Aktive, damit wir auch abheben können“, berichtet der Pressesprecher des Sportflugs Niederberg. Der Verein betreibt den Flugplatz, im Mittelpunkt stehen Segel- und Motorsegelflug, „außerdem legen wir hier viel Wert auf Pilotenausbildung.“ Dafür gab es im letzten Jahr auch eine neue Maschine, „die Anschaffung wurde uns ermöglicht durch Spenden, unter anderem durch die Thormählen-Stiftung, da sind wir natürlich sehr froh drüber.“ Doch aus organisatorischen Gründen konnte diese leider noch nicht oft abheben, was aber bald geschehen soll.

Segelfliegen über Heiligenhaus und Ratingen

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    Geflogen wird hier also nur von Vereinsmitgliedern, auch der Aeroclub Ratingen ist hier beheimatet. „Als Verein betreiben wir alles ehrenamtlich“, erklärt Baader – deswegen ist es auch nicht möglich, mal eben vorbeizuschauen und eine Fahrkarte für einen Segelflug zu kaufen, „das würde unseren Rahmen sprengen.“ Wer mitfliegen will, muss entweder Glück haben, „beim Stadtfest wurden zuletzt Rundflüge verlost“, berichtet Baader. Auch die Kinder der Aktion Tschernobyl durften hier traditionell abheben für ein Ründchen – wie oft man dabei in der Luft bleibt, ist auch Glückssache und anhängig von den Wetterbedingungen.

    Die sind an diesem Morgen suboptimal, „wir haben 10 Uhr und es sind schon über 25 Grad“, drückt Baader aufs Tempo, damit der Flieger gleich abheben kann – und wie sich das anfühlt, das wollten wir mal testen. Fliegen ist für viele Menschen ein Traum. So auch für den Heiligenhauser Joachim Schmidt. Hebt der Ferienflieger ab, freut sich der 71-Jährige vor allem auf den Start, „das Gefühl ist wie Achterbahnfahren, das finde ich einfach stark.“ Denn öfter als auf dem Weg in den Urlaub kann Joachim Schmidt, wie die meisten Menschen ebenfalls, seinem Flieger-Traum meist nicht nachkommen. Doch weil es ihm so viel Spaß bereitet, hat er schon einige andere Flugvarianten getestet: Von Mülheim aus ging es da mal mit dem Zeppelin los und auch mit der Ju 52 bis nach Mönchengladbach, „das war alles toll, am spannendsten war bislang aber ein Helikopterflug für mich.“

    Im Notfall geht es per Fallschirm raus

    Ein Fallschirm muss sicherheitshalber getragen werden beim Segelflug.
    Ein Fallschirm muss sicherheitshalber getragen werden beim Segelflug. © Katrin Schmidt

    Immer wieder jedoch faszinierten ihn die Segelflieger über Meiersberg, „man kommt ja oft vorbei, sieht von der Ferne den Flughafen, die Segelflugzeuge, beim Radfahren haben wir auch schon mal eine Pause hier gemacht.“ Nun steigt die Vorfreude, gleich soll es losgehen, „am meisten freue ich mich auf den Windenstart, den stelle ich mir spannend vor“, so Schmidt. Zunächst gibt es jedoch eine kurze Einweisung, „du sitzt hinter mir, und fass bitte nichts an, denn theoretisch kann man von beiden Plätzen aus die Maschine fliegen“, unterrichtet Baader ihn. Was passiert, wenn man in der Luft ist, erklärt er zudem, dann folgt die Einweisung für den Notfall: Schmidt und Baader ziehen sich die Fallschirme an. „Wenn es nötig ist, öffne ich die Kuppel, die vom Wind abreißen wird.“ Joachim Schmidt schaut sich an, wo er im Notfall reißen muss, „werde ich dann heraus katapultiert?“, fragt er sicherheitshalber nach. „Nein, Aussteigen musst du immer selber“, sagt Baader lachend.

    Es geht los: Ein Fahrzeug bringt den Segler zum Startpunkt. Etwa einen Kilometer liegt dieser von der Seilwindemaschine entfernt.
    Es geht los: Ein Fahrzeug bringt den Segler zum Startpunkt. Etwa einen Kilometer liegt dieser von der Seilwindemaschine entfernt. © Katrin Schmidt

    Doch so weit soll es nicht kommen – „ich habe noch nie den Fallschirm nutzen müssen“, beruhigt Baader, der auch Kunstflieger ist. Also geht es auf, ein Auto zieht das Segelflugzeug, Baader und Schmidt laufen hinterher. „Das war schon das Anstrengendste an dem Fliegen, den einen Kilometer zum Startpunkt zu laufen in der Hitze“, findet Schmidt anschließend. Dann geht es los – „wir starten zunächst mit dem Motorsegler, das ist zwar dann langsamer, aber wir kommen höher.“ An die 1000 Meter erhofft Baader sich, an diesem Morgen zu steigen, „wir müssen wegen der Nähe zum Düsseldorfer Flughafen uns an einige Regeln halten und dürfen auch nicht zu hoch hinaus.“

    Start mit der Winde wie eine Achterbahnfahrt

    Es geht los, der Segler setzt sich in Bewegung. „Der Start war so sanft, das hat sich angefühlt wie auf der Couch im Wohnzimmer zu sitzen“, berichtet Schmidt anschließend. Da der Segler leichter als der Motorsegler ist, hebt er etwas früher ab, „da muss man schon aufpassen“, so Baader. Dann geht es immer höher und höher, doch bei 600 Meter ist an diesem Morgen Schluss. „Ich muss euch ausklinken, mein Motor läuft heiß“, heißt es über Funk vom Motorsegler. Dennoch bleibt das Segelflugzeug über 20 Minuten in der Luft – und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 160 Stundenkilometern. „Das war schon toll, wir konnten viel sehen, ganz entspannt“, berichtet Schmidt.

    Ein Segelflugzeug ist nicht groß – aber relativ bequem kann man dennoch drin sitzen.
    Ein Segelflugzeug ist nicht groß – aber relativ bequem kann man dennoch drin sitzen. © Katrin Schmidt

    Ob er einen kurzen Moment Angst hatte, in so einem kleinen Flugzeug zu sitzen? „Überhaupt nicht, ganz im Gegenteil fühlt man sich total sicher, weil das Segelflugzeug nun mal segelt.“ Dann folgt der spannendste Teil des Flugs: Erneut geht es in die Luft, dieses Mal jedoch mit der Seilwinde. „Das war wie in der Achterbahn, ruckzuck und steil nach oben“, ist Schmidt anschließend begeistert. „Wenn die Winde sich ausklinkt, geht es kurz ein wenig nach unten, aber dann fängt sich der Flieger und wird von der Luft getragen“, beschreibt Schmidt, wie er den Start empfunden hat. Etwas über 300 Meter geht es dieses Mal hoch, nach knapp zehn Minuten landen Baader und Schmidt wieder sanft auf dem Flugplatz.

    Flug macht Lust auf mehr

    Ob Joachim Schmidt sich vorstellen könnte, selber das Fliegen zu lernen? „Früher vielleicht, aber es ein sehr zeitaufwendiges Hobby. Ich hatte es mir auch teurer vorgestellt, aber ich glaube, mit Familie ist es nur vereinbar, wenn alle mitmachen.“ Jetzt fliegt er lieber noch mal mit – „ich wäre dabei, wenn du mal einen Kunstflug mit Loopings machst“, sagt er abschließend zu Fabian Baader. Der nickt – und bereitet sich auf den nächsten Flug vor. „Heute wird es zu heiß, ab Mittag macht es dann keinen Sinn mehr.“ Nicht wegen der Wärme, sondern der Luftmasse, die dann vom Boden nach oben drückt. Wie das funktioniert, das müssen dann die künftigen Segelflieger ganz genau lernen, bevor sie das erste Mal vom Meiersberg abheben – und wie Baader dann vielleicht auch mal 600 Kilometer am Stück segelfliegen können.

    Hier gibt es ein kleines Video vom Flug.

    >>> Filmschauplätze NRW: Kinofilm schauen und selber Fliegen

    • Weitere Infos zum Verein, einer Mitgliedschaft und der Ausbildung gibt es auf deren Homepage sportflug-niederberg.de.
    • Der Flugplatz Meiersberg war bereits Drehort für den Kinofilm „Grüner wird‘s nicht, sagte der Gärtner und flog davon“ – der wird am Donnerstag, 30. Juni, im Rahmen der Filmschauplätze NRW auf dem Flugplatz Meiersberg (Wiel 1) gezeigt. Die Veranstaltung ist kostenlos.
    • Auf der Leinwand geht es dann bei Einbruch der Dunkelheit mit dem Kurzfilm „Herman the German“ los, bevor der Hauptfilm startet. In diesem geht es um den von Elmar Wepper gespielten Gärtner Schorsch Kempter, der mit etlichen Problemen zu kämpfen hat. Als sein Flugzeug gepfändet werden soll, fliegt Schorsch einfach weg – sein Ziel ist das Nordkap.
    • Mit einem Shuttle kann man per Bürgerbus zum Flugplatz gelangen: Anmeldungen sind dabei bis zum 29. Juni nötig unter 02056 68246 bei Ruth Ortlinghaus oder unter 02056 13105 bei André Saar. 1000 Parkplätze stehen zudem auf dem Flugplatz zur Verfügung: Die Anfahrt erfolgt über die Hofermühle, die Abreise Richtung Meiersberger Straße.
    • Bei Regen gibt es Platz für 300 Personen im Hangar, ansonsten findet die Vorführung Open Air statt. Auch für Essen und Getränke sorgen Verein und Stadtmarketing.
    • Als besonderes Highlight ist es möglich, auch selbst in die Luft zu gehen, zwischen 14 und 18 Uhr können Motorflüge stattfinden, die aber vorab unter event@sportflug-niederberg.de gebucht werden müssen.