Heiligenhaus. Nach einigen Querelen innerhalb der Heiligenhauser SPD will die neu gewählte Vorsitzende Simone Sönmez das Parteileben wieder in Schwung bringen.
Dass sie die erste weibliche SPD-Vorsitzende in Heiligenhaus ist, war Simone Sönmez vor ihrer Wahl gar nicht klar. Doch wie viel Arbeit auf sie in der nächsten Zeit auf sie zukommen wird, darüber hatte sich die 41-Jährige keine falschen Illusionen gemacht: Neben dem Landtagswahlkampf wird es ihre größte Aufgabe sein, ihre Sozialdemokraten in Heiligenhaus wieder zu einen.
Für Schlagzeilen gesorgt hatte die hiesige SPD in der Zeit nach der Kommunalwahl nämlich häufiger mal. Innerparteiliche Querelen gelangten in die Öffentlichkeit, es kam zu Rücktritten, Austritten und öffentlichen Diskussionen. „Ich habe mir gedacht, so kann es nicht weitergehen“, begründet Sönmez ihre Überlegungen, sich auf dem Parteitag, der Anfang März stattgefunden hat, zur Wahl zu stellen. Mit 28 zu 26 Stimmen konnte sie sich gegen den langjährigen Vorsitzenden Ingmar Janssen durchsetzen.
Heiligenhauser SPD-Chefin sieht sich als typisches Ruhrpott-Kind
Mitglied der SPD ist die gebürtige Mülheimerin und Wahl-Heiligenhauserin seit der Mitgliederabstimmung 2018 über eine mögliche Groko in Berlin: „Ich wollte keine Groko, das war für mich dann der Grund, endlich Mitglied zu werden.“ Als typisches Ruhrpott-Kind sieht sie sich, hat lange in Duisburg gelebt. Nach ihrem Studium schlug sie die journalistische Laufbahn ein, arbeitete unter anderem bei der Deutschen Welle in Berlin und später beim WDR.
Mit dem ersten Kind kam bei der bis dahin alleinerziehenden Mutter jedoch der Wunsch nach dem Eigenheim im Grünen: „Ich kannte Heiligenhaus durch das Heljensbad“, erinnert sie sich lachend zurück. Und nicht nur ihr Glück fand sie hier mit einem Häuschen im Wassermangel, sondern auch die Liebe: Ihren Mann lernte sie an einem, wie sie sagt, schicksalhaften Tag kennen. Damals engagierte sie sich in der Flüchtlingskrise, beruflich und privat. Durch einen behördlichen Fehler kam es zu einer Trennung von einer Mutter und ihrem Baby im Libanon. Zwei Jahre kämpfte Sönmez, bis Sohn und Mutter wieder vereint waren. An diesem Tag sah sie ihren jetzigen Ehemann und zwinkerte ihm einfach zu – und auch die WAZ spielt eine kleine Rolle: „Ich wusste, dass er als Bademeister im Heljensbad tätig ist, da hab ich ihn gegoogelt, bin auf einen Artikel der WAZ gestoßen und habe ihn dann angeschrieben.“
Heiligenhauser Ortsverband muss wieder mehr Themen setzen
Doch was sind nun ihre Ziele für Heiligenhaus? Da gebe es zwei Bereiche, sagt die 41-Jährige: „Wir müssen wieder mehr eigene Themen setzen und über Inhalte sprechen. Bei der Bundestagswahl hat sich gezeigt, dass die SPD noch viele Menschen anspricht.“ Dass die SPD den Kanzler stelle, sollte alle motivieren, „wir leben in extremen Zeiten mit Corona, dem Krieg – da gilt es nun, Inhalte zu spielen.“ Doch dafür sei es dringend erforderlich, die Lagerbildung, die in Heiligenhaus innerparteilich entstanden ist, zu überwinden: „Wir brauchen wieder ein aktives Vereinsleben, mehr Teamwork. Alle sollen sich einbringen, wir haben gemeinsame Ziele und Werte und sollten die Querelen beenden.“ Es gebe nun viel aufzuarbeiten: „Mit vereinten Kräften müssen wir wieder für eine gewisse Ruhe und Sachlichkeit in unserer Arbeit und in unserem Auftreten sorgen.“
Doch wie steht die neue Vorsitzende zu den Themen, die im letzten Jahr für Schlagzeilen sorgten, wie ein möglicher Parteibeitritt des ehemaligen AfDlers Marco Schild? „Das ist komplett vom Tisch. Dazu gibt es eine klare Auffassung seitens des Kreisverbandes, dass es das nicht geben wird.“ Sönmez werde zudem Gespräche mit Thomas Rickal und Anja Billau-Espey suchen; beide waren im Sommer 2021 aus der SPD-Fraktion ausgetreten und hatten die UHB gegründet, ohne aus der SPD auszutreten. Ein Parteiausschlussverfahren wurde eingeleitet. Sönmez hofft, dass beide Parteimitglied bleiben; auch mit dem langjährigen Ratsmitglied Axel Pollert, der Ende des Jahres der Partei den Rücken kehrte, wolle sie Kontakt aufnehmen.
Mehr Frauen in der Politik
Generell wolle sie mehr Diversität in die SPD bringen: „Es müssen auch mehr Frauen mitmischen. Wir müssen zeigen, dass man Beruf, Familie und politisches Engagement nicht nur unter einen Hut bringen kann, aber wir müssen vor allem verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass sich mehr Frauen einbringen.“ Nun will sie aber erstmal anfangen mit der Arbeit, die Landtagswahl steht bevor – doch im Juni wird erstmal für die bislang zweifache Mama erstmal ein Datum noch wichtiger sein: Dann soll Kind Nummer drei auf die Welt kommen.