Duisburg/Essen. Videoanrufe sind die einzige Verbindung zwischen Bedriye Bana und Sohn Issa. Petitionen und Facebook-Gruppen wollen die Familie zusammen bringen.
Seit anderthalb Jahren leben Mutter und Sohn fast 3000 Kilometer voneinander entfernt. Der kleine Muhammed Issa im Libanon, Bedriye Bana in Duisburg. Der Junge ist inzwischen drei Jahre alt, lebt bei seiner Tante und sieht seine Familie nur per Videoanruf.
Mit einer Online-Petition versucht Bedriye Bana, das Auswärtige Amt auf sich aufmerksam zu machen, um Hilfe zu bekommen. 77.223 Menschen (Stand 13. August) haben inzwischen ihre Petition "Nicht ohne meinen Sohn" unterzeichnet.
Darin beschreibt sie anschaulich ihre vertrackte Situation: Denn die Mutter hat aktuell kein Recht auf Familiennachzug und wegen ihres Status auch kein Reiserecht, kann also weder ihren Sohn herholen noch zu ihm reisen. Ein klassisches Patt.
Ende 2016 überführte sie ihre verstorbene Schwiegermutter in den Libanon, nahm ihren einjährigen Sohn zur Trauerfeier mit, die älteren Töchter blieben in Duisburg. Den Rückflug durfte Issa jedoch nicht antreten - er hatte nur eine Fiktionsbescheinigung (eine vorläufige Aufenthaltsbescheinigung), das Duldungspapier der Mutter erlaubte ihr eine Wiedereinreise. Um die Rechtslage zu klären, reiste die Mutter nach Duisburg, wo sie erfuhr, dass sie zu dieser Beerdigung nie hätte fliegen dürfen.
Ausländerbehörde der Stadt Essen will den Fall juristisch prüfen
Kürzlich ist Bedriye Bana nach Essen gezogen, hat geheiratet, heißt inzwischen El-Merhi. Das ganze Verfahren wandert also in die nächste Ruhrgebietsstadt. „Frau El-Merhi und ihre beiden Töchter sind mittlerweile in Essen gemeldet“, bestätigt die Pressestelle der Stadt Essen. Die Duldung werde bis zum 24. Januar 2019 verlängert. Nach Erhalt der Ausländerpersonalakten aus Duisburg werde die Ausländerbehörde der Stadt Essen den Fall eingehend juristisch prüfen. Aus Duisburg heißt es, bereits im Juni seien die Akten übermittelt worden.
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Auch im Petitionsausschuss des Landtages war der Fall bereits Thema, geändert hat dies aber noch nichts: Mutter und Sohn sind weiterhin getrennt. Aktiv kümmert sich auch die Facebook-Gruppe „Ich bin ein Duisburger, weil...“ - regelmäßig wird hier für die Petition getrommelt, werden Berichte über den Fall verlinkt, die Admins kontaktieren Politiker wie Sigmar Gabriel oder das Auswärtige Amt. Issas Papa, Louay El Merhi, postet aktuelle Fotos seines Sohnes, zelebriert dessen dritten Geburtstag.
Mutter arbeitet seit fast einem Jahr
Bana, die fließend Deutsch spricht, kam als Sechsjährige aus der Türkei nach Deutschland, bekam seither nie eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis - unter anderem weil sie noch keinen festen Job hatte. Um ihre Chancen zu verbessern, war Bedriye El-Merhi nicht untätig: Seit letztem Sommer hat sie einen Arbeitsplatz als Reinigungskraft. Mit diesem Nachweis hofft sie, aus ihrer Duldung eine echte Aufenthaltsgenehmigung machen zu können. Ein Jahr muss sie dafür mindestens steuerpflichtig gearbeitet haben - im September ist diese Hürde genommen.