Heiligenhaus. Seit 30 Jahren gibt es die Aktion Tschernobyl in Heljens: So lange kennen sich die Babenkos und die Slottas. Nun leben sie unter einem Dach.

Die Tränen kann sie nicht mehr zurückhalten, als Larissa Babenko über ihre Flucht aus Kiew spricht. Erst seit wenigen Tagen ist sie mit ihrer gesamten Familie in Heiligenhaus bei der Familie Slotta untergekommen. „Gaby hat immer wieder gesagt, jetzt kommt, hier seid ihr sicher“, berichtet Larissa Babenko – doch ihr Zuhause verlassen wollte sie erst, als die Bombeneinschläge immer näher kamen.

„Vor 30 Jahren war die Tochter unser erstes Gastkind bei der Aktion Tschernobyl, nun sind alle bei uns“, berichtet Gaby Slotta sichtlich bewegt. Schon seit drei Jahrzehnten engagieren sich Gaby und Gerd Slotta rund um das Projekt, das 1992 unter dem Dach der katholischen Gemeinde ins Leben gerufen wurde. Dass sie 2022 einmal diese Familie als Flüchtlinge beherbergen würden, hätten die Slottas da wohl niemals geglaubt: „Seit Kriegsbeginn, aber auch schon davor, sind wir im engen Austausch mit der Familie und den vielen Bekannten in der Ukraine, die wir dort haben“, berichtet Bundesverdienstkreuzträgerin Gaby Slotta.

Heiligenhauserin will Deutschunterricht organisieren für Ukrainer

Pfarrer Anton Lodziana, Gründer der Aktion Tschernobyl, bei der große Feier für die 25 Jahre Aktion Tschernobyl im Ludgerustreff vor fünf Jahren.
Pfarrer Anton Lodziana, Gründer der Aktion Tschernobyl, bei der große Feier für die 25 Jahre Aktion Tschernobyl im Ludgerustreff vor fünf Jahren. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zunächst fühlten die Babenkos sich noch einigermaßen sicher in ihrem Zuhause im 14. Stock eines Mehrfamilienhauses. „Wir haben aber immer wieder Bombeneinschläge gehört, Rauchwolken gesehen und dann plötzlich auch eine Rakete an unserem Gebäude vorbeifliegen sehen“, berichtet Larissa Babenko. Da seien sie zunächst bei einem ihrer Kinder untergekommen, „wir haben uns in den Keller geflüchtet.“ Doch bald war klar, dass sie nicht mehr sicher sind in der ukrainischen Hauptstadt. Sie flohen in Richtung Westen, viele Städte, berichtet Oleg Babenko, seien mittlerweile komplett dem Erdboden gleichgemacht worden, „da war nichts mehr.“

Doch sie wollten zunächst nur so weit weg wie nötig, kamen bei Bekannten in Rumänien unter, „aber Gaby hat gesagt, nun kommt zu uns, also sind wir alle hierhin gekommen.“ Wie dankbar die Babenkos für die Unterkunft sind, sagen Beide immer wieder, „sie hat so ein großes gutes Herz“, nimmt Larissa Babenko Gaby Slotta in die Arme. Beide weinen, denn sie wissen, so schön es ist, sich wiederzusehen, sind die Umstände umso tragischer. „Wenn ich könnte, würde ich sofort wieder nach Hause“, so Larissa Babenko.

SPD sammelt Spendengeld für Projekt

Dass das wohl nicht sehr zeitnah geschehen werde, ist ihr jedoch klar. Also heißt es für Gaby Slotta wieder anpacken: „Hier beim DRK wollen wir ukrainischen Flüchtlingen Deutschunterricht anbieten.“ Auch mit dem Fördervereinsvorsitzenden des Stadtmarketings, Jan Heinisch, werde Slotta sich austauschen, denn das Stadtmarketing organisiert die Flüchtlingshilfe.

Unterstützen will das Projekt von Slotta beim DRK auch die örtliche SPD; spontan hatte es auf der Mitgliederversammlung eine Spendensammlung gegeben, berichtet Edmund Mathey bei der Übergabe von 300 Euro. „Wir wollen uns natürlich auch weiter bei der Flüchtlingshilfe einbringen“, bekräftigt die neue SPD-Vorsitzende Simone Sönmez.