Heiligenhaus. Jährlich müssen auch Heiligenhauser eine Reitplakette erwerben, um auszureiten. Das Geld dient der Unterhaltung von Reitwegen – die es kaum gibt.

Mit dem neuen Jahr trudeln auch alljährliche Abgaben und Rechnungen ein. So auch die Reitabgabe, beziehungsweise die Kosten für die erforderliche Reitplakette für das Ausreiten mit Pferd. Wer in der freien Landschaft oder im Wald ausreiten möchte, braucht dem Landesnaturschutzgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen (LNatSchG NRW) nach eine gültige Reitplakette. Grundsätzlich werden die Gelder der Abgaben unter anderem dafür verwendet, bestehende Reitwege instand zu halten und neue zur Verfügung zu stellen, wo es möglich ist. Dies sei aus Sicht vieler Heiligenhauser Reiter jedoch nicht der Fall: Es fehle an Ausreitmöglichkeiten, sagen sie.

Eine von ihnen ist Elke Henke. Sie hat ihren Reitstall im Angertal und lebt und reitet dort seit sie denken kann. Reitwege seien trotz der vielen Reiter schon immer spärlich gesät, erzählt sie. „Wir hatten ganz früher hier mal einen Reitweg mit Sand und die andere Seite mit Schotter für die Fußgänger. Mit den Jahren hat sich das natürlich verlaufen und jetzt ist da nur noch Schotter mit Schlamm“, berichtet sie.

Eine Reitplakette ist deutlich sichtbar am Pferd zu führen.
Eine Reitplakette ist deutlich sichtbar am Pferd zu führen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Reitplakette soll gut sichtbar an beiden Seiten des Zaumzeugs des Pferdes angebracht werden und gilt ein Kalenderjahr. Wo sie die Reitplakette beantragen, hängt vom Wohnort der Reiter und nicht vom Standort des Pferdes ab. Als Reiterweg ausgewiesen sei im Angertal jedoch schon lange nichts mehr, bedauert Henke den Zustand.

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Grundsätzlich gebe es ihrer Meinung nach zu wenig Fläche für zu viele Interessensgemeinschaften: In der Pandemie-Zeit hätte die Anzahl an Fahrradfahrern deutlich zugenommen, die sich zusätzlich zu Fußgängern, Hundebesitzern und teilweise Autos nun auch noch die Feld- und Waldwege mit den Reitern teilen müssten. „Wir als Reiter grüßen immer freundlich, aber natürlich ist es da nicht immer harmonisch“, berichtet Henke weiter. „Es wäre natürlich schön, ein paar Reitwege zu bekommen, gerade weil man die Reitplakette bezahlt.“

Heiligenhauser weichen auf andere Kreisstädte aus – Zuständigkeit unklar

Sie persönlich sei, wie viele Reiter aus Heiligenhaus ebenfalls berichten, gar nicht begeistert, dass es hier nur sehr wenige Reitwege gibt. Früher habe es ein bezahltes Abkommen mit den jeweiligen Bauern gegeben, damit Reiter auf einem Meter am Ackerrand reiten durften. Dies haben jedoch nicht alle Reiter gewusst und es habe immer wieder Verhandlungen und Probleme gegeben. Auch andere Reiterinnen machen ihrem Ärger über fehlende Reitwege Luft und gehen noch einen Schritt weiter: Aufgrund gegebener Problematik zieht es aktive Reiterinnen und Reiter vermehrt in Nachbarstädte, wo mehr Reitwege zur Verfügung stehen.

Anna Henke ist hier mit ihrem Pferd auf dem Heideweg unterwegs.
Anna Henke ist hier mit ihrem Pferd auf dem Heideweg unterwegs. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Doch wer kümmert sich eigentlich um die Reitwege und an wen können sich Reiterinnen und Reiter wenden, wenn sie ein konkretes Anliegen haben? Die Reitplakette beantragen muss man beim Kreis; doch die Städte, teilt der Kreis Mettmann auf WAZ-Nachfrage mit, müssten von sich aus Anträge auf Verbesserungen oder weitere Reitwege an den Kreis stellen. Der gebe diese jedoch nur an die zuständige Bezirksregierung weiter, die daraufhin Maßnahmen beschließe.

Die Stadt Heiligenhaus weist jedoch die Zuständigkeit an den Kreis Mettmann zurück; hier habe es in der Vergangenheit zwar auch schon einmal Entwürfe von Reitwegekonzepten gegeben, umgesetzt worden sei jedoch nichts. Anträge für Veränderungen sollten deshalb bitte weiter an den Kreis gestellt werden, teilt Stadtsprecher Peter Parnow mit, „aber man kann uns als Stadt natürlich gerne bei Anträgen ebenfalls informieren, dann können wir schauen, was wir erreichen können.“

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>>> Über die Reitplakette

Die Reitabgabe 2022 beträgt für Privatreiter circa 30 Euro, für Höfe deutlich mehr.

Der Pferdesportverband Rheinland e.V. sowie die Webseite vom Kreis Mettmann (www.kreis-mettmann.de) informiert detailliert über aktuelle Verordnungen und stellt eine Reitwegekarten von Heiligenhaus und Umgebung zur Verfügung.

Im Wald gibt es mehr und strengere Beschränkungen für Reiter als auf freiem Feld.