Heiligenhaus. Über Hügel springen und durch Steilkurven fahren: Dirtbiken wird bei Heiligenhauser Jugendlichen beliebter. Sie kämpfen nun für eine Strecke.

Das Schwimmbad ist geschlossen und Urlaubsreisen sind in diesem Jahr für viele auch wohl nicht drin: Eine Fläche, auf der sie trotz der begrenzten Angebote diesen Sommer Freunde treffen und Zeit an der frischen Luft verbringen können, wünschen sich aber viele Jugendliche. Auf dieser Fläche möchten sie eine sogenannte Dirtbike-Strecke bauen. Beim Dirtbiken springen die die Jugendlichen mit einem stabil gebauten Fahrrad von einem Erdhügel zum anderen. „Es wird Zeit, dass wir unsere eigene Strecke bekommen“, fordert Till Kaiser.

„Vielen wird Mountainbike etwas sagen: Dirtbike ist eine Unterkategorie davon“, sagt Till. Der 14-Jährige fährt seit fünf Jahren Mountainbike und seit dem vergangenen Jahr trifft er sich mit Freunden zum Dirtbike fahren. „Wenn Jugendliche konkrete Wünsche an die Stadt stellen, so nehmen wir diese ernst“, sagt der Fachbereichsleiter des Jugendamts Thomas Kaminski zu dieser Diskussion. Jedoch müsse geprüft werden, ob die Anzahl der Interessierten in Relation zum Aufwand stehen würde.

Dirtbike-Gemeinschaft in Heiligenhaus

Till Kaiser in Aktion. Um Dirtbiken zu können, wollen sie nicht immer extra nach Hösel fahren.
Till Kaiser in Aktion. Um Dirtbiken zu können, wollen sie nicht immer extra nach Hösel fahren. © Tobias Kaiser

„Mit der Zeit hat sich eine Gemeinschaft aus Interessierten aus der Umgebung gebildet“, erinnert sich Till Kaiser. Die Gruppe bestehe aus etwa 30 Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 21 Jahren, die sich gegenseitig über ihr gemeinsames Hobby austauschen. „Über soziale Plattformen wie Youtube verfolgen wir die Tricks anderer Dirtbiker“, erklärt Till und sein Kumpel Fynn ergänzt: „Wie bei jeder Sportart auch möchten wir uns natürlich weiterentwickeln.“

Dafür wünscht sich die Gruppe eine eigene Strecke. „An den Orten, an denen wir uns sonst treffen, stören wir keine Passanten. Inoffiziell wurde uns das Fahren nicht verwehrt – das Bauen, was zum Aufrecht erhalten der Strecke nötig ist, wurde uns aber vom Ordnungsamt verboten“, erinnert sich Till, der es schade findet, dass ihnen keine Alternative geboten wird. Das Argument: Es gebe eine teure und neue Dirtbike-Strecke in Hösel. Diese Strecke sei jedoch häufig wegen ihrer hohen Beliebtheit überfüllt. „Außerdem können viele nicht ständig von ihren Eltern nach Hösel gefahren werden. Es wäre schöner, in Heiligenhaus eine eigene Strecke zu haben“, betont Fynn.

Eine politische Debatte

Die Jugendlichen haben sich über Kontakte mit der CDU vernetzt. Frank Jakobs ist der Parteivorsitzende und Mitglied im Jugendhilfeausschuss – und dort brachten sie einen Antrag auf Errichtung einer solchen Strecke dann auch ein: „Wir wollten den Antrag schnellstmöglich durchbringen. Diesen Sommer wird das Angebot für Jugendliche wegen der Pandemie begrenzt sein. Wir möchten eine gute Alternative für die Altersgruppe schaffen.“

Doch der Jugendhilfeausschuss lehnte den Antrag der CDU mit breiter Mehrheit ab. Stefanie Becker, Pressesprecherin der Grünen, hat die Diskussion über den Antrag im Jugendhilfeausschuss mitbekommen: „Wir denken, dass sich für die von der CDU vorgeschlagen 15.000 Euro für die Strecke keine adäquate Lösung finden würde“, erklärt sie. Till Kaiser entgegnet: „Für unsere Strecke bräuchten wir ausschließlich einer Fläche. Zum Dirtbiken gehört es auch, die Erdhügel in Stand zu halten: Deswegen wäre die Strecke in Heiligenhaus definitiv kostengünstiger als die in Hösel.“

Jugendratswahlen verschoben

Wie hier in Hattingen würden die Jugendlichen bei der Pflege mit anpacken.
Wie hier in Hattingen würden die Jugendlichen bei der Pflege mit anpacken. © Walter Fischer

Dieser Aspekt, so Becker, sei jedoch bislang nicht ausreichend thematisiert worden. Die Jugendlichen wünschen sich nun, von der Politik in die Debatte mit einbezogen zu werden. „Wir lehnen eine Dirtbike-Strecke nicht grundsätzlich ab und werden das Thema bestimmt in großer Runde erneut debattieren“, betont Stefanie Becker. „Wegen der Pandemie ist die Kommunikation im Moment erschwert und wir können die Jugendlichen nicht so einbeziehen, wie es nötig wäre.“

Trotz des abgelehnten Antrags möchten die Jugendlichen weiterhin aktiv sein. „Wir möchten den Leuten klar machen, was Dirtbiken überhaupt ist und sie dafür begeistern“, betont Till. Dafür wollte der Schüler im letzten Jahr dem Jugendrat beitreten, jedoch wurden die Wahlen aufgrund der Pandemie verschoben – dieses Jahr will er es erneut versuchen.

Das ist Dirtbike

Dirtbike ist eine Unterkategorie des Mountainbike-Fahrens. Dabei werden Hügel angelegt, über die die Fahrer mit ihren Rädern springen. Wer sich dies ansehen möchte oder sich selbst auf den Sattel schwingen möchte, kann das am Dirt Park Ratingen-Hösel am Fängerskamp 2, jeden Tag von 9 bis 22 Uhr.