Heiligenhaus. Sie wandern wieder, die Kröten und Frösche. Am Angerweg und in der Abtsküche entdecken die Heiligenhauser Helfer oftmals Spannendes.

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Die fast frühsommerlichen Tage in der vergangenen Woche lockten nicht nur die Menschen ins Freie – auch von den Heiligenhauser Kröten traten besonders viele ihren alljährlichen Weg in die heimischen Gewässer an. Die Krötensaison ist nun auch fast beendet.

An Abtskücher Straße, Flurweg und Angerweg werden die kleinen Hüpfer schon seit einigen Wochen von menschlichen Helfern unterstützt, die ihnen ein Stück des Weges abnehmen. Sowohl an den Krötenzäunen als auch rund um den Abtskücher Stauteich schauen in den Morgenstunden und der Abenddämmerung Freiwillige nach dem Rechten, sammeln Kröten und Frösche in Eimern und tragen sie das letzte Stück zum Laichgewässer. So wird vielen Tieren das Leben gerettet, weil sie nicht in die Nähe von Autos kommen.

1540 Kröten und zwölf Frösche in der Abtsküche gerettet

Dieses Paar hat Ulrike Klein in der Abtsküche fotografiert. Das große Weibchen trägt das kleinere Männchen.
Dieses Paar hat Ulrike Klein in der Abtsküche fotografiert. Das große Weibchen trägt das kleinere Männchen. © Unbekannt | Ulrike Klein

„Am Stauteich sammeln in diesem Jahr fest eingeplante sechs Einzelpersonen und 24 Familien mit. Zusätzlich kommen, wenn ein Sammler ausfällt, weitere Interessierte dazu“, erklärt Ulrike Klein, die die Sammlung in der Abtsküche schon seit vielen Jahren organisiert und koordiniert. Bis jetzt wurden in diesem Jahr an der Abtsküche 1540 Kröten und zwölf Frösche gerettet, doch es ist durchaus möglich, dass nach dem kalten Wetter der vergangenen Tage noch ein paar Nachzügler folgen werden.

„2019 waren es insgesamt 894 Tiere, 2018 haben wir 2020 Kröten geholfen“, zeigt Ulrike Klein, wie sehr die Zahlen von Jahr zu Jahr schwanken können. Und freut sich darüber, dass dieses Jahr vergleichsweise wenig tote Tiere gefunden wurden. Wer übrigens einmal mit dem Sammeln der überhaupt nicht glitschigen Tierchen begonnen hat, entdeckt schnell sein Herz für die Kröten: „Mama, komm, wir gehen Leben retten“: Mit diesen Worten bekam der achtjährige Julian Krinke seine Mutter fast jeden Abend zu einer Runde überredet.

Kinder wollen Tiere retten

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Die Erdkrötenmännchen und -weibchen sind übrigens auch für Laien gut zu unterscheiden: Die deutlich kleineren Männchen wiegen etwa zwischen 30 und 50 Gramm, die Weibchen zwischen 50 und 100 Gramm. Finden sich zwei Tiere schon auf dem Weg zum Gewässer, tragen die Weibchen die Männchen auf dem Rücken. „Ein tolles Erlebnis war, dass in der Dunkelheit auch viele Paare zu finden waren. Die Kröten zu retten und ins Wasser zu setzen war ein tolles Glücksgefühl“, berichtet Miriam Kreutzberg, die mit ihrem achtjährigen Sohn Marvin unterwegs war, „der Kröten und Frösche liebt seit er vier Jahre war.“

Gar nicht eklig finden die Sammler das Anfassen der Tiere.
Gar nicht eklig finden die Sammler das Anfassen der Tiere. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Auch am Angerweg ist die Gruppe der Krötensammler schon fleißig gewesen: „Wir haben bisher 161 Kröten sicher über die Straße gebracht, das sind weniger als in den letzten Jahren, aber immerhin schon zwei mehr als 2020, wo wir die geringste Krötenzahl überhaupt verzeichnet haben“, so Ingmar Janssen. Aus der Statistik, die er seit 2001 für den Angerweg führt, ist ersichtlich, dass im Jahr 2006 ein absoluter Höchststand erreicht wurde mit über 3.200 Kröten, die geringste Zahl stammt mit 159 Kröten aus dem vergangenen Jahr. Woran das liegt? „Das kann am Wetter liegen, an weniger Insekten, die als Futter dienen, oder am Glyphosat.“

Junge Helfer rücken nach

Janssen ist aber froh, dass gerade auch junge Leute mit anpacken, „die Helfertendenz ist absolut positiv, der Umbruch von denen, die viele Jahre gesammelt haben, aber nun zu alt werden, zu den jungen Familien hat problemlos funktioniert, zehn Helfer sind dieses Jahr am Angerweg unterwegs.“ Nach der Laichablage machen sich die Kröten übrigens wieder auf den Rückweg, bis der Nachwuchs schlüpft vergehen circa zwei Monate.

Den Tieren wird also geholfen – und was ist mit den Menschen? „Die Kinder lernen Respekt vor den Lebewesen und den vorsichtigen Umgang mit den Tierchen. Und wir Erwachsenen freuen uns, bei etwas Sinnvollem mitzumachen“, sagt Tanja Fischer. Tochter Helena (5) redet beruhigend auf die Kröten ein – hoffentlich hat sie dazu in diesem Jahr noch oft Gelegenheit.

Ein Tier legt bis zu 5000 Eier

Krötenweibchen legen durchschnittlich 3000 bis 5000 Eier pro Tier. Die Männchen sind ihnen zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen, auf ein Weibchen kommen durchaus bis zu acht männliche Tiere.

Der Abbau der Zäune geschieht, wenn die Wanderung beendet ist, in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde.