Heiligenhaus. Gegen einige Vorwürfe muss sich das Unternehmen WSS wehren. Zolleinsatz auf dem Gelände galt Schleiferei Kaya. Viel Bargeld gefunden.

Großeinsatz des Zolls auf dem Werksgelände der Firma Wilhelm Schlechtendahl & Söhne (WSS) am Donnerstagmorgen: Doch nicht etwa die Räume von WSS wurden durchsucht, sondern die der dort tätigen Schleiferei Kaya. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal, die den Einsatz durchführte, wurde fündig; nun wird ermittelt.

Rückblick: Gerüchte rund um Verletzungen von Corona-Sicherheitsvorkehrungen, illegaler Beschäftigung und Ausbeutung von Leiharbeitern bei Schlechtendahl machten zu Jahresbeginn die Runde. Entsetzt zeigen sich WSS-Geschäftsführer Guido Lücker und Managing Director Robin Fasel über diese Vorwürfe. "Das stimmt schlichtweg alles nicht. Wir halten nicht nur alle Regeln ein, sondern achten penibel auf den Gesundheitsschutz des Einzelnen", macht Lücker bei einer Werksbegehung deutlich.

Fiebermessstationen an allen Eingängen

Thema Corona-Schutzvorkehrungen: Vier Fiebermessstationen gibt es seit Jahresbeginn. Das Prinzip: Jeder Mitarbeiter muss, wenn er eincheckt, an einer Station gleichzeitig Fieber messen. Im besten Falle zeigt das Lämpchen grün; alles ist in Ordnung, der Mitarbeiter darf an seinen Arbeitsplatz. Natürlich immer mit Mundschutz, "der muss auch immer getragen werden, außer, es ist sichergestellt, dass am Platz selber kein direkter Kontakt mit einem anderen Mitarbeiter besteht oder der Sicherheitsabstand eingehalten werden kann", so Lücker.

Zeigt das Lämpchen rot, dann greifen sofort weitere Vorkehrungen. "Wir haben einen eigenen Raum, in dem wir dann Schnelltests durchführen können", zeigt Fasel. Im Falle eines Falles würden dann sofort die Kollegen ebenfalls getestet, "damit wir schnell handeln können." Doch bislang hatte Schlechtendahl Glück was Infektionen angeht. Einige Erkrankungen habe es im Frühling 2020 gegeben, Mitarbeiter hatten sich im Skiurlaub infiziert, aber nie WSS betreten.

Mitarbeiter werden ständig informiert

Seit der zehnten Kalenderwoche 2020 habe Schlechtendahl sich der Corona-Prävention verschrieben, so Lücker. Immerhin seien über die Hälfte der Mitarbeiter nicht nur aus der Region, sondern direkt aus Heiligenhaus. "Da haben wir auch eine Verantwortung für die Stadt", so Lücker. Arbeitsplätze sind auseinander gezogen worden, überall im Werk sind Kreise aufgezeichnet, die den Mindestabstand von 1,50 Meter aufzeigen, "damit das immer präsent ist bei den Mitarbeitern. Außerdem präsentieren wir auf einem großen Bildschirm viele Informationen über das Virus und die aktuellen Zahlen für unser Gebiet."

Eine große Herausforderung sei das alles gewesen, vieles im Betrieb wurde umgestellt, die Außendienstmitarbeiter stiegen teils auf Videokonferenzen um. "Man gewinnt Erkenntnisse, die man ohne die Krise nie gewonnen hätte. Die Krise ist auch eine Chance für Dinge, die man davor völlig absurd hielt", kann Lücker festhalten. Seit März gibt es keinen Außendienst mehr, Kurzarbeit wurde angemeldet, "aber durch alle Abteilungen hindurch", so Lücker. "Wir wollen das Wir-Gefühl in der Zeit stärken, und wir merken, das wir als Team noch enger zusammenwachsen, das Miteinander noch größer ist, und wir wollen den Schulterschluss, dass wir da gemeinsam und gesund durchkommen."

Keine Kündigung seit der Krise

WSS sei bislang einigermaßen gut durch die Krise gekommen, man blicke nach vorne und peile einen Markt über dem von 2020 an. "Es hat bei uns keinen Stillstand gegeben und auch keine Kündigungen", betont Lücker. Und keinen Corona-Ausbruch im Unternehmen. In enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat habe die Geschäftsführung die Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, "wir engagieren uns im Gesundheitsmanagement sehr stark, wurden dafür auch schon prämiert", berichtet Lücker.

Geschockt über Vorwürfe

Umso mehr schockten ihn die Vorwürfe, es gebe Leiharbeiter im Unternehmen, die aus Osteuropa stammen würden, weniger als den Mindestlohn erhielten, einen separaten Eingang nutzen würden und keine Präventionsmaßnahmen einhalten müssten. "Totaler Quatsch, wir haben überhaupt keine Leiharbeiter", so Lücker. Was es gebe, sei eine Schleiferei, Kaya, die Räume angemietet hat und für WSS tätig ist. "Deren Mitarbeiter nutzen natürlich einen separaten Eingang und sie haben auch eigene Räume." Doch dass hier etwas nicht koscher sein konnte, für Lücker und Faser ein Ding der Unmöglichkeit.

Doch dann der Einsatz des Zolls am vergangenen Donnerstag - ausschließlich in den Räumen der Firma Kaya, wie die Staatsanwaltschaft Wuppertal auf Nachfrage bestätigt: "Hier hat es Durchsuchungen im Rahmen einer Ermittlung gegeben." Der Vorwurf: Sozialversicherungsbetrug in Höhe von 700.000 Euro und das Erstellen von Abdeckverträgen. "Durchsucht wurden Betriebe der Metallverarbeitung in Heiligenhaus, Solingen und Velbert", berichtet die Staatsanwaltschaft.

100.000 Euro Bargeld gefunden

Und sie wurden fündig: 100.000 Euro Bargeld konnten bei einer Person in Heiligenhaus sichergestellt werden. Dieses wurde gepfändet, unter anderem wurden Datenträger sichergestellt. Nun werden laut Aussage der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ausgeweitet und der Verdacht auf Schwarzarbeit überprüft.

Irritiert, "und zwar im höchsten Grade", zeigen sich über die Information auch Guido Lücker und Robin Fasel. "In Deutschland gilt immer noch die Unschuldsvermutung und wir wollen natürlich erstmal die Ermittlungen abwarten", so Lücker. Für ihn habe es keinerlei Veranlassung gegeben, davon auszugehen, dass bei der Schleiferei irgendwas illegales laufen würde. "Aber das wird jetzt eine Frage der Ermittlungen der zuständigen Behörden sein", so Lücker.

Ermittlungen abwarten

Auf Basis von Thesen wolle er keine Konsequenzen ziehen, das werde man dann tun, wenn sich der Verdacht erhärten würde, dass es bei der Schleiferei zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. "Denn das gibt es bei WSS nicht und damit wollen wir in keinster Weise in Verbindung gebracht werden, auch wenn diese Aktion überhaupt nichts mit uns zu tun hatte außer, dass wir den Zugang zu dem Gelände gewährleistet haben."

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