Heiligenhaus. Seit zehn Jahren gibt es das Café Herberge mitten im idyllischen Vogelsangbachtal in Heiligenhaus. Ein paradiesischer Ort, finden die Besucher.
Der ältere Herr steigt in sein Auto, wirft noch einmal einen letzten Blick zurück Richtung Café Herberge und Landhofgebäude, dann gleiten seine Augen weiter über die Wiesen und Felder, die Brücke über dem plätschernden Bächlein. „So was Schönes habe ich hier selten gesehen,“, schwärmt er, „so sieht für mich das Paradies aus“.
Viele Wandergruppen unter den Gästen
Eine Meinung, die vermutlich unzählige Menschen teilen, die in den vergangenen zehn Jahren das mitten im idyllischen Vogelsangbachtal gelegene kleine Hofcafé entdeckt und besucht, vor allem aber schätzen gelernt haben – darunter natürlich die Heiligenhauser selbst, Gruppen, die den nahe gelegenen Neandersteig bewandern und die vielen, vielen anderen, die auf Empfehlung kommen.
Café war früher Kuhstall
Für Paul ist dieses Stück heile Welt Normalität, hier ist der Zehnjährige zuhause, der umgebaute Bauernhof gehört seit 1938 seiner Familie, der landwirtschaftliche Betrieb „Herberger Hof“ mit Milchkuhwirtschaft wurde zuletzt noch von seinem Großvater geführt. Nun sitzt Paul an dem Kuchentresen in der Hofcafé-Stube, die vor dem Umbau noch als Kuhstall diente – die im Boden integrierten Futter- und Kotrinnen und das weiß getünchte offene Mauerwerk lassen das noch eindeutig erkennen. „Ich helfe oft beim Kuchenbacken mit“, erklärt Paul stolz und lacht, „am besten kann ich den Mandarinen-Schmand-Sahne-Kuchen.“
Selbstgemachter Kuchen, Bockwurst, Kartoffelsalat
Denn: Im Café Herberge gibt es immer frischen Kuchen, selbst gemacht von den Eigentümern, Pauls Eltern Stephanie und Andreas Wüster. An diesem Nachmittag ist es sonnig und warm draußen, über den Sitzplätzen auf der Rasenterrasse sind die Sonnenschirme aufgespannt, um 14 Uhr hat das Café geöffnet, nun, eine Stunde später, füllen sich zunehmend die Tische.
Café war Lebenstraum
Zwei ältere Damen haben sich zum Plausch bei Kaffee und Kuchen verabredet, eine achtköpfige Wandergruppe hält Ausschau nach genügend Platz für alle, ein Paar lässt seinen Hund aus einem Wassernapf trinken, eine Großfamilie bestellt gerade kühle Getränke bei Servicekraft Paula, die Kinder laufen Richtung Spielscheune, es gibt eine Rutsche, kleine Traktoren, einen Sandkasten. „Ich bin in der Metallindustrie tätig und meine Frau, die gelernte Hotelfachfrau ist, kümmert sich um das Café mit Unterstützung durch studentische Aushilfen wie Paula“, erklärt Andreas Wüster. „Wir haben uns damals vor zehn Jahren einen wahren Lebenstraum mit dem Café erfüllt.“
Umbau in Eigenarbeit
Drei Jahre hat es damals gedauert, von der Idee, aus einem Teil des landwirtschaftlichen Gehöfts einen gastromischen Betrieb zu machen, bis zur tatsächlichen Eröffnung am 31. Juli 2010. „Es ging um Denkmalschutz, um Nutzungsänderungen und all so etwas, das hat sich alles sehr in die Länge gezogen“, erinnert sich der 47-Jährige. „Und wir haben sehr viel in die eigene Hand genommen, es ist schließlich unser Eigentum, da steckt sehr viel Herzblut drin.“
Café keine Haupteinnahmequelle
Ein Gast möchte die Toilette benutzen und folgt den Hinweisschildern in der Hofcafé-Stube. „Halt, Sie müssen anderes herum gehen“, stoppt ihn Andreas Wüster lachend, „wir haben ein Einbahnstraßensystem wegen Corona entwickelt“.
„Ja, das leidige Thema Corona“ seufzt der Familienvater, das sei auch an seinem Betrieb nicht spurlos vorbeigegangen. Wochenlang mussten auch er und seine Frau schließen, seit dem 11. Mai ist das Café Herberge wieder geöffnet. „Wir haben vielleicht ein Stück weit den Vorteil, dass wir das Café nie als Haupteinnahmequelle angesehen haben.“
Ehefrau Stephanie trägt zwei Teller mit duftendem Apfelquarkstreusel auf die Terrasse, Kellnerin Paula reicht einem Besucher auf Wunsch eine weitere Serviette. Die Stimmung ist ruhig, friedlich, die Zeit scheint hier für den Augenblick stillzustehen. „Wir haben unheimlich viele Stammgäste und nach ein wenig Anlaufschwierigkeiten zu Anfang kam uns die Eröffnung des Neandersteigs hier vor der Tür 2014 sehr zugute, sehr viele Wanderer kommen zu uns.“
Adventsbasar und Kürbisschnitzen
Neben den leckeren selbst gemachten Kuchen und Waffeln bietet die Familie auch kleinere herzhafte Snacks wie Kartoffelsalat und Bockwurst an, gegen den kulturellen Hunger gibt es immer mal wieder kleine Kunstausstellungen, seltener mal Abendveranstaltungen, Konzerte. Regelmäßig dagegen finden der beliebte Miniadventsbasar und das Kürbisschnitzen statt – ob in diesem Jahr, steht allerdings noch in den Sternen.
Dennoch hat Familie Wüster noch vieles vor mit dem kleinen Café. Dass es sich lohnt, zeigt die durchweg positive Resonanz der Gäste, nicht zuletzt nachzulesen im Gästebuch. „Wir haben hier einen Stammgast, der ist fast immer hier, wenn wir aufhaben, und er schreibt nach wie vor immer etwas Liebes in unser Buch hinein“, freut sich Andreas Wüster. „Das rührt uns schon sehr.“