Heiligenhaus. . Michael Bortz zeigt alte Fotos seines Elternhauses an der Straße Zum Wildenstein. Die Jugend in der Heiligenhauser Natur wird er nie vergessen.
Wenn Michael Bortz von seiner Kindheit berichtet, sieht man ihm die glücklichen Erinnerungen an. Der heute 61-Jährige ist in der Straße Zum Wildenstein aufgewachsen, in unmittelbarer Nähe zum Vogelsangbachtal: „Wir waren als Kinder immer unterwegs in der Natur, das war einfach fantastisch.“ Mit einem Lächeln erwähnt Bortz zahlreiche Details auf den alten Familienfotos, die er zum Gespräch mit in die WAZ-Redaktion gebracht hat. Die Bilder zeigen auf eindrucksvolle Weise einen Teil von Heiligenhaus, der sich seitdem vollkommen verändert hat.
Als die Großeltern von Michael Bortz im Jahr 1938 das 3000 Quadratmeter große Grundstück an der heutigen Straße Zum Wildenstein kauften, gab es in der Umgebung nur zwei weitere Häuser. „Die Siedlung rundherum mit der Kettwiger Straße und Buchenstraße wurde ja erst nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut“, erinnert er sich. Eine Straße im heutigen Sinn gab es vor dem Krieg nicht. Bortz: „Das war noch ein Feldweg.“ Auf dem Foto von 1939 ist unten im Vogelsangbachtal (Bildmitte) die alte Gastwirtschaft Am Weinberg zu sehen.
Gewohnt wurde zunächst im Keller mit Kanonenofen
Auch wenn ansonsten noch keine weiteren Gebäude standen, habe es auf den Nachbargrundstücken in den 30er Jahren schon Nutzgärten zur Selbstversorgung gegeben. „Die Grundstücke damals wurden sehr günstig zu diesem Zweck verkauft“, weiß Bortz. Auch die Großeltern hielten neben dem Anbau von Obst und Gemüse Schweine, Schafe und Hühner. Angesichts der Lebensmittelknappheit damals eine Notwendigkeit.
Den kleinen Stall hinter dem Elternhaus habe es noch bis in die 60er Jahre gegeben, berichtet Michael Bortz. „Damals mussten wir ab dem zwölften Lebensjahr jeden Tag eine Stunde im Garten helfen. Heute haben wir wieder einen Nutzgarten und bauen Kartoffeln und Bohnen an. Das klappt dank des guten Bodens ganz ordentlich.“
Nach dem Umzug ins Vogelsangbachtal hätten die Großeltern (die zuvor im Haus Hefelmann gewohnt hatten) zunächst im Keller des neuen Hauses gewohnt. „Der war im Gegensatz zu den oberen Stockwerken schon verputzt und wurde mit einem Kanonenofen geheizt. So sparte man sich die Miete, die man vorher bezahlen musste.“
Eine Eisdiele im „Dorf“, die jeder ältere Heiligenhauser kennt
Zeiten, die Michael Bortz nicht selbst miterlebt hat. Als er 1957 geboren wurde, war nicht nur das Haus der Großeltern und Eltern längst fertig gebaut. Auch rundherum waren nach dem Krieg viele Gebäude entstanden. Auch das große Mietshaus gegenüber dem Friedhof stand damals schon. „Dennoch waren wir ein Randbezirk. Die Alten haben immer gesagt ,wir gehen nach oben ins Dorf’, wenn man in der Innenstadt etwas zu erledigen hatte. Wie viele Heiligenhauser erinnert sich Michael Bortz noch gut an die Eisdiele Pra am Kirchplatz. Ein Nachfolger stellt dort im gleichen Haus heute noch Eis her.
Allzu oft kam man damals allerdings nicht ins Dorf, sagt Bortz. Doch genau diese relative Abgeschiedenheit hat er besonders genossen. „Wir waren jeden Tag draußen in der Natur in unserem ,Revier’. Wir sind ständig in den Vogelsangbach gefallen, da haben die Eltern sich gefreut.“ Unterbrochen wurde das Herumtoben nur kurz für ein Margarinenbrot mit Zucker, das die Mutter mit einem Eimer aus dem Fenster zu den Kindern herunterließ. „Schokolade gab es höchstens mal ein Stück am Sonntag“, erinnert Bortz sich an eine Zeit ohne Überfluss.
Highlight war die Sinalco zu viert
Ein Highlight waren für den Heiligenhauser die Besuche in der Gaststätte am Weinberg (heute ein Wohnhaus, dort führt auch der Neanderlandsteig vorbei) im Vogelsangbachtal. „Dort haben wir dann zu viert jeder mit seinem Strohhalm eine Sinalco getrunken.“ Doch nicht nur im Sommer, auch im Winter ging es raus in die Natur, als man auf den Hängen Schlitten fahren konnte.
Zu vielen alten Freunden hat Michael Bortz noch immer Kontakt, die meisten wohnen noch in Heiligenhaus. „Einer wohnt sogar noch in der Straße Zum Wildenstein“. Ebenso wie Michael Bortz: „Wenn es mir nicht gefallen würde, wäre ich ja schon weg“, sagt er und denkt gerne an die tolle Kindheit zurück, die er nie vergessen wird.
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