Heiligenhaus. Nach acht Wochen coronabedingter Pause kann André Laukmann, mehrfacher Weltmeister im Sportkegeln, wieder bei den Heljens Red Lions trainieren
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, heißt es eigentlich. Das stimmt auch meistens – nicht aber im Fall von André Laukmann: Denn der 16-malige Weltmeister im Sportkegeln ist im zarten Alter von zwei Jahren das erste Mal Vereinsmeister bei seinem Heimatverein SK Agger-Sieg geworden. Gut, außer ihm ist auch kein anderes Kind oder Junior angetreten – trotzdem kann man diesen Titel rückblickend als erstes Zeichen einer verheißungsvollen Karriere bezeichnen. Und die fand eine märchenhafte Fortsetzung.
Erstes Training nach acht Wochen
Präzisionssportart Kegeln
Kegeln gilt größtenteils als Freizeitsport, wird aber auch als Leistungs- und Breitensport betrieben.
Unterschiede zum Bowling bestehen unter anderem darin, dass beim Kegeln neun, beim Bowlen zehn Kegel umgeworfen werden sollen. Ebenfalls unterscheidet sich die Anordnung und der Aufbau der Kegel.
André Laukmann ist ein sympathischer Typ. Er sitzt schon im Vereinstrikot der „Heljens Red Lions“ am Tisch des Kegelvereins in Heiligenhaus. Und: Er wirkt äußerst zufrieden, verständlicherweise. „Das ist heute mein erstes Mal Kegeln seit acht Wochen. Durch die Coronakrise konnten wir nicht trainieren, ich freue mich sehr, dass das wieder möglich ist.“
Auch die Eltern waren Sportkegler
Doch wie kam er überhaupt so früh schon zum Kegeln, einer Sportart die in Deutschland eher eine Randnotiz im Schatten des Fußballs ist? „Ich bin durch meine Eltern, die beide Sportkegler waren, zu diesem Sport gekommen. Ich war von klein auf immer auf der Kegelanlage dabei, da führte gar kein Weg an dem Sport vorbei“, berichtet der 33-Jährige.
Tatsächlich aber gab es eine Zeit, in der alle Wege für ihn am Kegeln vorbeiführten. „Mit acht Jahren war ich schon ganz gut dabei, habe mich sportlich für die Landesmeisterschaft qualifiziert. Doch da durfte ich nicht starten, weil ich zu jung war“, berichtet Laukmann von einer paradoxen Situation. In Folge dieser Misere sei die Motivation für die kleine Kugel erstmal verloren gegangen, Laukmann probierte sein Glück im Tennis und Fußball.
Mit 13 Jahren Deutscher Meister im Einzel
Doch lange dauerte es nicht, bis er wieder zu seiner Herzenssportart zurückfand: „Mit 13 Jahren habe ich wieder angefangen und mich direkt im ersten Jahr zur Deutschen Meisterschaft hochgespielt.“ 2005 gewann der Heiligenhauser den ersten Titel als Deutscher Juniorenmeister, der erste Erfolg auf internationaler Ebene folgte 2008 als Doppeljuniorenweltmeister im Einzel und Doppel. 2013 dann gelang ihm der ganz große großer Wurf: André Laukmann wurde erster deutscher Einzelweltmeister – und konnte diesen Titel bereits drei Mal verteidigen, ebenfalls ein Novum im Kegelsport.
Und auch auf Vereinsebene gelang ihm eine Glanzleistung: „2016 sind wir mit unseren Jungs aus Duisburg Deutscher Meister geworden. Angesichts der Dominanz der Oberthaler, die vor unserem Titel 15 Jahre in Folge alles gewonnen hatten, war das wirklich ein Wunder“, erinnert sich Laukmann, und man merkt ihm an, wie stolz er auf diesen Erfolg ist.
Seit 2018 Training in Heiligenhaus
Die Duisburger Meistermannschaft spielt nun aber nach dem Auseinanderbrechen des Vereins mittlerweile nahezu geschlossen in Heiligenhaus – eine Sache, die André Laukmann sehr freut: „Ich war 2018 der letzte von uns, der den Schritt nach Heiligenhaus gegangen ist. Ich wollte einfach mit meinen Freunden weiter zusammenspielen. Die Gemeinschaft stimmt einfach, auf der Bahn sowie privat.“
Neben einer weltmeisterlichen Expertise im Kegelsport bringt Laukmann noch einen ganz anderen Pluspunkt mit sich: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich arbeite mit meinem Vater zusammen als Kegelanlagentechniker und versorge natürlich auch unsere Bahn hier in Heiligenhaus“, schildert der junge Profisportler. Zuvor hatte der gelernte Einzelhandelskaufmann vor vielen Jahren bei einem großen Kaufhaus angefangen, aufgrund mangelnder Flexibilität war dann aber damit irgendwann Schluss. „Die Aussicht, nur eine Kegelpartie im Monat wahrnehmen zu können, hat einfach nicht gepasst.“
Beruf aus Leidenschaft
Doch das bereut Laukmann nicht: „Ich habe rückblickend alles richtig gemacht. Es macht mir riesigen Spaß, mich auch beruflich mit meiner Leidenschaft beschäftigen zu können“, erzählt der Wahl-Frechener. Dabei durchläuft er gerade schwierige Zeiten: Durch die Corona-Beschränkungen liegt der Betrieb nahezu komplett flach, denn Gaststätten sowie Sportkegelvereine mussten die letzten Wochen gleichermaßen auf die Kugel verzichten. „Wir hatten jetzt zehn Wochen nahezu keine Einnahmen, eine schwierige Zeit. Aber wir kriegen das hin. Dann lebt man halt mal ein bisschen sparsamer. Es kommen auch wieder besser Zeiten“, ist das, was Laukmann dazu ganz locker zum Besten gibt. Ein cooler Typ eben – auf der Bahn genau wie im Leben.