Heiligenhaus. Heiligenhaus hat die Bienen für sich entdeckt, nicht nur am heutigen Weltbienentag. Der Imkerverein erfährt einen enormen Mitgliederzulauf.

Die Vereinten Nationen haben 2017 den 20. Mai als Weltbienentag ausgerufen, weil die Bedeutung von Bienen als Bestäuber für Biodiversität und Ernährungssicherheit elementar wichtig für die Menschheit ist. Das scheint gefruchtet zu haben: In Heiligenhaus etwa erfahren die emsigen Hautflügler wachsende Unterstützung. „Wir haben inzwischen über 70 Mitglieder, das ist sehr viel, wenn man bedenkt, dass wir mal nur ein gutes Dutzend waren“, beschreibt Ulf Kruse, der Vorsitzende des Imkervereins Heiligenhaus-Talburg, das gestiegene Interesse an dem Hobby, das einst als Freizeitbeschäftigung für alte Männer verspottet wurde.

Junge Menschen sind zunehmend fasziniert

Begleiter der Menschen

Bienen sind für die Menschheit in vielerlei Hinsicht unentbehrlich: Sie sorgen für Nahrung und Gesundheit. Ihre Bauwerke und ihr Sozialverhalten sind Innovationstreiber in Technik und Informatik.

Kaum ein Tier begleitet die Entwicklung der Menschen so lange wie die Biene. Langfristig kann der Schutz und Nutzen der Bienen dazu beitragen, Armut und Hunger zu verringern sowie eine gesunde Umwelt und Artenvielfalt zu erhalten.

Inzwischen sind auch viele junge Menschen von Bienen fasziniert. Der Honig ist dabei oft nur ein süßes Zubrot, im Vordergrund steht das unmittelbare Naturerlebnis. Große Verdienste um den imkerlichen Nachwuchs hatte sich der im vergangenen Jahr verstorbene Heiligenhauser Karl-Heinz Uhlig erworben. Er informierte beim Stadtfest über die geheimnisvolle Welt der Bienen. Wer einmal Blut – oder besser gesagt, Honig – geleckt hatte, dem gab der ehemalige Vorsitzende des Talburger Vereins in Imkerkursen das nötige Rüstzeug an die Hand.

Neuer Bienenlehrpfad in Heiligenhaus

Künftig sollen Wanderer und Spaziergänger auf die Bedeutung der Insekten aufmerksam gemacht werden. Der Imkerverein hat 13 wetterfeste Infotafeln für einen Lehrbienenpfad beschafft. „Die Sparkassenstiftung stellt einen mittleren vierstelligen Betrag zur Verfügung, das Umweltbildungszentrum baut die entsprechenden hölzernen Gestelle“, so Ulf Kruse zu dem angedachten weiteren Prozedere. Und: „Der Standort ist noch offen“, informiert Hannes Johannsen. Der Leiter des Umweltbildungszentrums, selbst aktiver Imker, könnte sich vorstellen, zwei Tafeln am Waldmuseum aufzustellen, dort wo sich im Sommer immer mehrere Bienenvölker befinden.

Interesse nicht nur an Honigbiene

Die Heljens-Imker engagieren sich aber nicht nur für die „Apis mellifera“, die „Honigtragende“, sondern auch für ihre Verwandten, die Wildbienen und die Hummeln. Die besitzen zwar auch einen Stachel, machen aber nur sehr selten davon Gebrauch. Außerdem ist der Stechapparat zu schwach, um menschliche Haut zu durchdringen. Daneben müssen die zumeist einzeln lebenden Bienen keinen Honigvorrat verteidigen. Um den Solitärbienen, von denen es über 500 Arten in Deutschland gibt, einen reich gedeckten Tisch zu bereiten, legt das Umweltbildungszentrum Bienenweiden an.

Derzeit blühen auf der im vergangenen Jahr angelegten Bienenweide am Mönchssiepen vor allem die Margeriten, andere Blüten folgen in den kommenden Wochen.
Derzeit blühen auf der im vergangenen Jahr angelegten Bienenweide am Mönchssiepen vor allem die Margeriten, andere Blüten folgen in den kommenden Wochen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

So geschehen auf einem ehemaligen Spielplatz am Mönchssiepen, wo im vergangenen Jahr die Siedlergemeinschaft pfundweise Samen ausbrachte, der stellvertretende Bürgermeister Heinz-Peter Schreven spendierte ein Wildbienenhotel. Jetzt locken Hunderte von Margeriten die Insekten an, andere Blumen schieben ihre Blütenstände hinterher. „Das ist eine spannende Fläche“ freut sich Hannes Johannsen über die Entwicklung.

Bienen verbessern die Raps-Ernte

Inzwischen hat die Landwirtschaft, der häufig eine Mitschuld am Insektenschwund gegeben wird, die Bedeutung der Bestäuber für das gesamte Ökosystem erkannt. Bienen aller Arten verbessern nachweislich die Ernte des Raps. „Seit Jahren setzen wir nur Mittel ein, die nicht bienengefährlich sind, außerdem wird nur abends nach Ende des Bienenflugs gespritzt“, beschreibt Landwirt Friedhelm Troost die Praxis.

Der Langenbügeler verweist auf die Blühstreifen, die von der Europäischen Union gefördert werden, die dabei die Mischung vorschreibt. Es gibt zwei Arten von Wildblumenarealen: „Den Honigblütenstreifen mit abfrierenden Blumen muss ich in jedem Frühjahr neu einsäen. Bei den Randstreifen, die gerne an Waldrändern angelegt werden, kommen überwinternde Pflanzen zum Einsatz.“