Heiligenhaus. Beim Neujahrsempfang betonte der Bürgermeister, dass Heiligenhaus sich gut für die Zukunft rüste. Er hatte einige Wünsche an die Bundespolitik
„Auf in die goldenen Zwanziger“ - das war das Motto der Rede des Bürgermeisters beim Neujahrsempfang der Stadt. So betonte Michael Beck in der IKG-Aula, dass sich Heiligenhaus im Jahr 2020 und darüber hinaus mit einigen wegweisenden Projekten für die Zukunft rüste. Auch die Würdigung des Ehrenamtes nahm breiten Raum ein – und auch wenn Weihnachten nun schon vorbei ist, hatte das Stadtoberhaupt noch ein paar Wünsche an die anwesenden Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (SPD) und Peter Beyer (CDU).
Gleich eingangs seiner Rede am Freitagabend beruhigte der Bürgermeister aber zunächst die rund 400 Gäste: Er sei kürzlich selbst bei einem Neujahrsempfang jenseits der Stadtgrenzen gewesen, bei dem schon die namentliche Begrüßung der Ehrengäste weit über 30 Minuten gedauert habe. „Ich habe dann mein dreistündiges Redekonzept für den heutigen Abend auch um einige Seiten gekürzt“, meinte Beck mit einem Augenzwinkern.
Rückblick auf 2019
Dennoch hatte er natürlich jede Menge zu sagen – zunächst bei einem Rückblick auf 2019. Dabei betonte der Bürgermeister, dass dies „ein sehr vielfältiges und ereignisreiches Jahr in und für unsere Stadt“ gewesen sei. So hätten viele große und traditionelle Veranstaltungen „die Massen“ wieder begeistert.
Daneben hätten einige bedeutende Jubiläen angestanden: etwa das 150-jährige Bestehen der Feuerwehr mit herausragenden Events wie der Blaulichtmeile, der 150. Geburtstag des TVH, das 125-jährige Bestehen des TUS Hetterscheidt oder das dann schon „fast jugendlich wirkende 50-jährige Jubiläum unserer Musikschule“. Diese Ereignisse sowie „viele andere Veranstaltungen der Vereine, Verbände und Gemeinschaften, des Stadtmarketings oder auch der Stadt“ hätten dazu beigetragen, dass sich ein besonderes Flair habe entwickeln können – „das Heiligenhaus Feeling“, wie es Beck bezeichnete.
Standortfaktor Hochschule
Auch ein weiteres Jubiläum, das zehnjährige Bestehen des Campus‘ der Hochschule Bochum in Heiligenhaus, habe große Wichtigkeit für die Stadt. „Der Studienstandort hat sich seit seiner Gründung zu einem enormen Standortfaktor der wirtschaftlichen Entwicklung in unserer Stadt, aber auch in der Region, entwickelt.“ Unternehmen vor Ort könnten nun durch duale Studienangebote frühzeitig ihr Fachpersonal für die Zukunft rekrutieren.
Viele Bauprojekte in der Stadt
Künftig große Bedeutung für Heiligenhaus würden aber auch viele Bauprojekte haben. Als Beispiele nannte Beck den Umbau des Alten Pastorats, die Errichtung des Stadtteilzentrums in der Oberilp mit einem Investitionsvolumen von über 3,5 Millionen Euro“, die voranschreitende Erschließung des Innovationsparks oder die Erweiterung des Gewerbegebiets Hetterscheidt-Nord.
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Auch werde die anstehende Bebauung der Mittelinsel an der Velberter Straße vor Real Impulse setzen. Zudem würden in diesem Jahr verschiedene Bebauungspläne ebenfalls Wirkung entfalten: „Der Bau mehrerer Hundert Wohneinheiten wird beginnen können.“
Wichtiger A44-Lückenschluss
Dann kam Becks Wunsch-Programm – insbesondere der Lückenschluss der A44 lag ihm am Herzen. Denn: „Bei aller durchaus angezeigten Euphorie stellen wir regelmäßig bei ansiedlungswilligen Unternehmen beziehungsweise Investoren fest, dass die ungeklärte Frage der potenziellen Fertigstellung der Autobahn 44 ein ernstes Vermarktungs- und Ansiedlungshemmnis darstellt.“ Daher richtete er ein Appell an alle anwesenden Politiker im Bundestag – vor allem an Kerstin Griese und Peter Beyer – im Landtag und auf Kreisebene: „Bitte lassen Sie nicht in ihren Bemühungen nach, dieses für uns überaus wichtige Infrastrukturprojekt zu einem guten Abschluss zu bringen.“
Das war noch nicht alles an Wünschen: So begrüßte der Bürgermeister ausdrücklich „das vom Bundesfinanzminister auf den Tisch gelegte Angebote, den unter Kassenkrediten ächzenden Städten, so auch Heiligenhaus, einen großen Teil dieser Verbindlichkeiten abzunehmen.“ Eine solche Hilfe werde auch sicherlich nie wieder kommen.
Entschuldungsprogramm starten
Dabei verwies Beck darauf, dass die Kassenkredite (derzeit rund 50 Millionen Euro für Heiligenhaus) rund den Aufwendungen entsprächen, die die Stadt in den vergangenen 30 Jahre trotz großer Finanzschwäche in den „Fond deutscher Einheit“ habe einzahlen müssen. „Die Schuldenlasten sind also nicht immer auf schlechtes Wirtschaften vor Ort zurückzuführen.“ Daher, so Beck, würde er sich freuen, wenn die Bundes- und Landespolitiker nach Berlin und Düsseldorf zurückkehrten mit der Botschaft: „Entschuldungsprogramm mit finanzwirtschaftlicher ‚Stunde Null‘ jetzt!
Lob für die ehrenamtlichen Mandatsträger
Apropos Politiker: Ausdrücklich lobte Beck die ehrenamtlichen Mandatsträgerinnen und Mandatsträger etwa im Rat der Stadt sowie der städtischen Ausschüsse für ihr Wirken, „unverdrossen ihre Freizeit für die Allgemeinheit“ einzusetzen. Dies sei gerade in einer Zeit persönlicher Angriffe auf Menschen in öffentlichen Positionen keine Selbstverständlichkeit.
Ehrengäste und ein Schock-Moment
Unter den rund 400 Gästen beim Neujahrsempfang befanden sich Vertreter etwa aus Politik, Wirtschaft, Bildung, Vereinen, Verbänden, Initiativen und Kirchen. Als Ehrengäste waren unter anderem die Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (SPD) und Peter Beyer (CDU), die Landtagsabgeordneten Martin Sträßer (CDU) und Elisabeth Müller-Witt (SPD) sowie der Staatssekretär und ehemalige Heiligenhauser Bürgermeister Jan Heinisch anwesend.
Einen Schock-Moment während der Bürgermeister-Rede gab es bei einem Schwächeanfall einer Dame. „Wir brauchen einen Notarzt“, schallte es durch den Saal. Sofort eilten aber Mitglieder der Feuerwehr herbei und konnten eine Erstversorgung vornehmen. Zum Glück ging es der Dame schon nach kurzer Zeit wieder besser.
Daher rief der Bürgermeister dazu auf, „in einer offenen Gesellschaft ganz klar Grenzen zu ziehen“, wo die Würde des Einzelnen missachtet und angegriffen und auch mit Verunglimpfungen gearbeitet werde. Das Lob auf bürgerschaftlichen Einsatz dehnte Beck aber auch auf alle ehrenamtlichen Initiativen in der Stadt aus. Daher habe er sich entschlossen, „mit Wirkung vom heutigen Tage an“ neben der Schlotschmet-Medaille „eine neue Auszeichnung zur Würdigung besonderen ehrenamtlichen Engagements in Form einer Ehrennadel zu stiften“. Diese solle Menschen verliehen werden, die sich im hohen Maße für das Gemeinwesen einsetzten.