Es ist die vielleicht allerwichtigste Frage, die sich die Hetterscheidter seit Jahren am Neujahrsmorgen stellen: Liegt Schnee oder liegt keiner?

Klirrende Kälte, strahlender Sonnenschein, wolkenloser Himmel – das neue Jahr zeigt sich am Neujahrsmorgen von seiner Schokoladenseite. Natürlich, mit Schnee wäre es noch ein Stück weit idyllischer und – was die 44. Schneewette angeht – wesentlich spannender.

Schließlich hätte Schiedskommissar Heinz Nardmann mit seinem mitgebrachten Zollstock dann tatsächlich nachmessen müssen, ob die Schneedecke auf der rund 4 qm großen Grasfläche vor dem ehemaligen ehemaligen Sparkassengebäude mindestens 2 cm hoch gewesen und somit das Ergebnis der Wette offiziell mit Schneefall festgestellt worden wäre. So aber reicht ein kurzer Blick auf das mit Raureif bedeckte Wiesenstückchen, das sogenannte Testfeld: „Ich stelle hiermit fest, dass kein Schnee liegt“, erklärt der Vorsitzende des Bürgervereins Hetterscheidt, Reinhold Unger, vor den rund 60 anwesenden Bürgern, die meisten davon dick eingemummt in Winterjacken, mit Mütze, Schal und Handschuhen.

Schneewette wichtige Tradition

Rund 60 Bürger sind am Neujahrsmorgen gekommen, um mit eigenen Augen festzustellen ob Schnee liegt oder nicht. Ob und wer richtig getippt hat, wird am 12. Januar beim Neujahrsempfang des BV Hetterscheidt bekannt gegeben.
Rund 60 Bürger sind am Neujahrsmorgen gekommen, um mit eigenen Augen festzustellen ob Schnee liegt oder nicht. Ob und wer richtig getippt hat, wird am 12. Januar beim Neujahrsempfang des BV Hetterscheidt bekannt gegeben. © FUNKE Foto Services | Manfred Sander

Jedes Jahr versammeln sie sich an Neujahr, man kennt sich, begrüßt sich herzlich, wünscht sich gegenseitig ein frohes neues Jahr. „Es ist eine wunderbare Tradition“, sagt Michael Beck, der als Bürgermeister stets den Wettgegner zum Bürgerverein stellt, „gerade in diesen bewegten Zeiten, sind solche Rituale wichtig. Viele nutzen das Treffen hier ja auch für ein kurzes Wiedersehen und schließen später noch eine schönen Neujahrsspaziergang an. Ich kann nur sagen, Heiligenhaus hält zusammen und das Engagement der Bürgervereine, ihr gesamtes ehrenamtliches Engagement ist beispielhaft.“

Es ist die 44. Schneewette, passend zur Schnapszahl wird – wie jedes Jahr – der original Heiligenhauser Schneekorn verteilt. Die Mini-Schnapsfläschchen sind natürlich aktuell etikettiert mit „2020“. „Ich sammele die Fläschchen seit Jahren“, erzählt ein älterer Herr, „die stehen alle aufgereiht im Regal.“ Damit aber auch jetzt und sofort allen ein wenig wärmer wird, verteilen die Helferinnen vom Bürgerverein fleißig Kurze in Pinnchen oder Sekt in bunten Plastikkelchen, gemeinsam stößt man noch einmal auf das neue Jahr an.

Heiligenhauser Schneewette seit 1976

Die Idee zur Schneewette entstand 1976 aus der Notwendigkeit, einen gemeinsamen Zeitpunkt für alle Vereinsvorstände zum Jahresbeginn zu finden, an dem gemeinsam über die Termine im Ortsteil Hetterscheidt abgestimmt wird. Schiedsrichter ist seit Beginn der heute 92-jährige Heinz Nardmann.

Derzeit steht es 22:21 für den Bürgerverein Hetterscheidt. Bislang hat es am Neujahrsmorgen seit Beginn der Wette erst acht mal Schnee gegeben.

Wer übrigens wie gewettet hat – also ob der Bürgermeister auf Schnee, der Bürgerverein auch „nicht Schnee“ oder umgekehrt, oder beide Parteien bei ihrer Stimmabgabe Angang Dezember einer Meinung waren, wird erst am 12. Januar um 11 Uhr verkündet, beim offiziellen Neujahrsempfang des Bürgervereins Hetterscheidt in der Gaststätte „Am Steinberg“, Velberter Straße 118. Um telefonische Anmeldungen bis 7. Januar unter 02056/56430 wird gebeten.