Nach 43 Jahren schließt das Gemeindezentrum Oberilp in Heiligenhaus. Pfarrerin Kirsten Düsterhöft findet äußerst treffende und tröstende Worte.
Mit Tränen in den Augen verabschiedete Pfarrerin Kirsten Düsterhöft im Gemeindezentrum Oberilp die Besucher des Gottesdienstes. Nach fast 43 Jahren war es der letzte dort, zuvor hatte sie die vom Presbyterium beschlossene Entwidmung der Predigtstätte offiziell bekannt gegeben. Es waren Sachzwänge, die das Leitungsgremium bereits 2007 zu dem einschneidenden Entschluss geführt hat.
Alternativen für Kirchgänger
Die evangelischen Christen in der Oberilp werden künftig an den Gottesdiensten in der Alten Kirche oder der Dorfkirche Isenbügel teilnehmen.
Die Kindertagesstätte wird wahrscheinlich um Ostern herum in das neue Stadtteilzentrum in der ehemaligen Grundschule umziehen. Das Gemeindezentrum macht danach Platz für neue Wohnbebauung,
„Wir haben nur noch die Hälfte der Gemeindemitglieder von einst und damit weniger Einnahmen“, beschreibt Presbyter Joachim Schmidt die Situation. „Sonntags sind es normalerweise nur zehn Besucher, während in die Alte Kirche bis zu 80 kommen. Und das ist auch gut so, denn Gottesdienst ist Gemeinschaft“, so der Presbyter. der sich durch die besondere Atmosphäre und den lebensnahen Predigten des früheren Oberilper Pfarrers Rainer Wiefelspütz zur ehrenamtlichen Mitarbeit in der Gemeinde berufen gefühlt hatte. Der Abschied von der Oberilp fällt ihm schwer: „Ich habe hier vieles erlebt. Es ist jetzt ein Stück, das nicht mehr da ist.“
Extra zum letzten Gottesdienst aus Essen-Kupferdreh mit dem Taxi angereist
Elli Tasche ließ sich extra mit einem Taxi aus Essen-Kupferdreh bringen, wo sie nach etlichen Knochenbrüchen in einer Seniorenwohnanlage lebt. Es war ihr ein besonderes Anliegen, an diesem letzten Gottesdienst teilzunehmen. Über 30 Jahre war sie in dem Gemeindebezirk in verschiedenen Funktionen tätig, hat die Schließung der Friedenskirche im Wassermangel miterlebt, des Gemeindezentrums Hetterscheidt und nun die Oberilp. Auch Helen Hess zerdrückte einige Tränen, als Organisten Angelika Dehnen zum letzten Mal die Ausgangsmusik spielte. „Wir sind vor zehn Jahren hier hingezogen. Es ist unsere Gemeinde, durch die Elternarbeit haben wir Anschluss an die Kirchengemeinde gefunden, jetzt werden wir in die Alte Kirche gehen.“
Eine der schwersten Predigten die Pfarrerin Düsterhöft je vorbereitet hat
Für Kirsten Düsterhöft war es eine der schwersten Predigten, die sie je vorbereitet hat. „Ich habe mindestens zehn Mal angefangen“, räumte sie am Rande ein. In den Mittelpunkt ihrer theologischen Betrachtung stellte sie Abraham auf Wanderschaft. Sie rät ihren Schäfchen, von seinem Gottvertrauen zu lernen und den Blick nach vorne zu richten: „Ich freue mich auf den nächsten Sonntag.“
Das Haus geht – die Gemeinde bleibt
Spontanen Applaus erhielt Elke Weitzig, die mit ihren Kursangeboten in dem Gemeindezentrum eine im wahrsten Sinnen ausgezeichnete Sozialarbeit gemacht hatte. Sie hatte einen Brief an das „alte Haus“ geschrieben, das von oben betrachtetet wir ein großes Zelt wirkt und dem dem Familienzentrum den Namen „Unterm Himmelszelt“ gab. „Du warst immer der Mittelpunkt im Stadtteil, nun müssen wir dich verlassen. Wir nehmen etwas von deinem Geist mit, du bleibst immer in unserem Herzen.“ Und letztlich schaut auch Pfarrerin Kirsten Düsterhöft zuversichtlich in die Zukunft: „Das Haus geht – die Gemeinde bleibt.“