Heiligenhaus. .

Wenn Angelika Dehnen von ihrem Nebenberuf zu berichten beginnt, spricht sie von Musik. Doch sind es mehr als nur Worte, mit denen sie ihrer Leidenschaft Ausdruck verleiht. Jede ihrer Zellen wirkt als berge sie einen Ton. Statt Sauerstoff scheinen Noten in ihrem Blut zu fließen. Ihr Satz „Ich ernähre mich von Musik“ klingt authentisch. Dehnens Figur zeigt kein Gramm zu viel.

Angelika Dehnen ist nebenberuflich angestellte Organistin der evangelischen Kirchengemeinde. Ihren Hauptberuf übt sie als Arztsekretärin in einer großen radiologischen Praxis aus.

„Das, was in die Wiege gelegt ist, entwickelt sich“, sagt Dehnen. In ihr Kinderbett wurden wahrscheinlich keine Partituren gelegt. Aber mit vier Jahren erfährt die kleine Angelika ein nachhaltig prägsames Erlebnis: Sie hört Enrico Caruso, der in einer Kathedrale zum Orgelklang singt, im Radio. Nichts anderes will sie von da an werden als Organistin. Der Weg ist lang.

Noch zur Kindergartenzeit lernt sie die C-Blockflöte, mit sechs Jahren bekommt sie Klavierunterricht. Ihr Wochenpensum schafft das junge Mädchen in der halben Zeit. Mit 15 schließlich will ihr Klavierlehrer, dass sie bei einem Orgel-Professor in der Lambertikirche in Oldenburg Unterricht nimmt. „Leider war ich zu schlecht in Mathe“, bedauert sie heute noch das Verbot ihres Vaters ihrer Leidenschaft nachzukommen, weil er der Schule Priorität einräumt.

„Mein Herz hat geblutet“, sagt die sonst sehr beherrschte Dame. Nach dem Abitur macht sich die 19-Jährige nach Berlin auf, und absolviert dort eine Ausbildung zur Diakoniekrankenschwester. Während dieser Zeit nimmt sie Orgel- und Querflötenunterricht.

Anschließend zieht es sie nach Düsseldorf. Dort macht sie ihr zweites staatliches Examen als Kinderkrankenschwester. „In meiner tiefen Empfindung und Überzeugung, meine Bestimmung als Kirchenmusiker wahrzunehmen“ beginnt sie anschließend eine Ausbildung zur C-Organistin. (Das C bedeutet soviel wie nebenberuflich).

In der Düsseldorfer Johanneskirche erhält Angelika Dehnen Unterricht bei Dr. Nancy Poland. „Ihre Übungsweise hat mich nachhaltig beeinflusst“, sagt Dehnen. Sechs Stunden übt sie während der Ausbildungszeit, zwei bis vier davon an der Querflöte.

„Man muss die Musik im Körper haben, dass man die Noten nicht mehr braucht“, beschreibt die elegant gekleidete Dame ihr Gefühl. Kaum zu glauben, wie flink die zierliche Frau in die Tasten greift, ihre Füße über die Pedale flitzen lässt. Sie ist dankbar und beschreibt es als „immenses Glück von dieser Orgelgröße unterrichtet worden zu sein“.

Zwei weitere Lehrer prägen die engagierte Frau. Walter Jeschke und Klaus Peter Riemer bringen ihr dir Nuancen des französische Querflötenspiels bei. Diese höchste Präzision mit Hingabe und Lockerheit zu kombinieren ist die Basis dieser Aufführungstechnik. Mit ihrer dickwandigen Silbertraversflöte artikuliert sie die Töne von pianissimo bis zum kräftigen forte, lässt das Luftband im Hohlraum schwingen. Auch mit ihrer ganzen Körperbewegung bringt sie die Melodien zur Perfektion. „Man braucht die Freiheit, dann erreichen auch die leisen Töne das Publikum.“

Ihr Kindheitstraum Organistin zu werden findet in der evangelischen Kirchengemeinde vor Ort ihre Erfüllung.