Heiligenhaus. Durchweg tolle Musiker traten bei der Heiligenhauser Premiere des Musikfestivals Viertelklang. Einige Programmpunkte wurden jedoch kaum besucht.

Mit einem Gassenhauer von Ludwig van Beethoven hat das „Trio Schmuck“ im Waldhotel das Musikfestival Viertelklang eröffnet, das jetzt zum ersten Mal in Heiligenhaus stattfand. Bürgermeister Michael Beck bezeichnete das Angebot als schöne Ergänzung zum Heiligen-Rock, der seit Jahren erfolgreich durch den Stadtmarketingarbeitskreis Gastronomie durchgeführt wird. Allerdings bewegten die 19 Programmpunkte, gefördert durch das NRW-Kulturministerium, nicht die großen Massen, sondern waren eher etwas für Musikkenner und -liebhaber. Aber die Besucher, die sich darauf einließen, erlebten ganz neue Hörerfahrungen.

Sängerin Leonora Huth teilte in der Kniffte am Keyboard mit ihren Zuhörern in der Kniffte selbst erlebte Alltagsgeschichten.
Sängerin Leonora Huth teilte in der Kniffte am Keyboard mit ihren Zuhörern in der Kniffte selbst erlebte Alltagsgeschichten. © Ulrich Bangert

Im Treff am Rathaus, wo sonst populäre Unterhaltung aus den Lautsprechern tönt, hatte Klaus-Aymar de la Beaujardiere seinen Cembalo-Nachbau aus dem 18. Jahrhundert aufgebaut, der so gerade durch die Tür passte. Statt Helene Fischer gab es Mozart und Scarlatti. Die gerade mal sieben Zuhörer waren begeistert: „Das war sehr virtuos, eine schöne Location mit einen sehr guten Klang“, lobte Heinz Richardt. Im weiteren Verlauf des Abends überwand das multinationale Ney-Trio an selber Stelle die Grenzen zwischen Orient und Okzident, sehr zum Gefallen zahlreicher Zuhörer.

Geboten waren magische Klangwelten und selbst erlebte Alltagsgeschichten

Der Zuspruch war an ein und dem selben Ort sehr unterschiedlich: So sorgte „Jazz online“ für ein volles Haus im Thum am Dom, während anschließend nur ein gutes Dutzend Zuhörer in die magischen Klangwelten von Marvin Dilllman am Didgeridoo und Daniel Bark am Klavier eintauchten. Dafür hatten nebenan in der Pfarrkirche St. Suitbertus die „Talking People“ den Groove raus, Chorleiter Jan Hütterrot lud das Publikum zum Mitsingen der Gospels ein. Dr. Mojo holte mit seiner „One-man-Band“ Bob Dylan, Joe Cocker, Neil Young und andere in die Kniffte. Bevor dort die junge Singer-Songwriterin Leonora Huth selbst erlebte Alltagsgeschichten am Keyboard umsetzte, mussten sich zuvor die Zuhörer auf so genannte Neue Musik einlassen, die durch Karola Pasquay und Sprecher Olaf Reitz improvisiert wurde.

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Die Grenze zwischen Orient und Okzident überwand im Treff am Rathaus das multinationale Ney-Trio – sehr zum Gefallen zahlreicher Zuhörer.
Die Grenze zwischen Orient und Okzident überwand im Treff am Rathaus das multinationale Ney-Trio – sehr zum Gefallen zahlreicher Zuhörer. © Ulrich Bangert

Nachdem Anke Schüppel-Slojweski und Jürgen Slojweski die seltene Kombination von Harfe und Gitarre präsentiert hatten, sorgte das Ulrich Rasch Trio im großen Sitzungssaal des Rathauses für eine entspannte Atmosphäre, bevor das Jazz-Trio Chamegu Platz machte für mitreißende Tango-Musik vom Quartett Para Ti, während um die Ecke Florian Franke, der „Jazzer unter den Deutsch-Poeten“, mit seinen Liedern Gefühlswelten von innen nach außen stülpte.

Resonanz fiel sehr unterschiedlich aus

Die Resonanz bei den Besuchern des ersten Viertelklangs in Heiligenhaus fiel unterschiedlich aus: Durchweg tolle Musiker, das eine gefiel, das andere nicht – je nach persönlichen Musikgeschmack. Was den Gastronomen jedoch nicht schmeckte, war die Tatsache, dass die während der Aufführungen keinen Service anbieten durften und damit auf Umsatz verzichteten.