Heiligenhaus. Das Stadtfest spricht Jung und Alt gleichermaßen an. Neben den beliebten Trödel- und Vereinsmeilen lockte als Hauptband Kixx mit Rocksongs.
„Ein Gartenzwerg von circa 1900, für nur vier Euro, damit er in Ihrem Garten weiterleben kann“, preist ein Verkäufer den kleinen Kerl an, der recht unbeteiligt guckt. Noch interessiert sich keiner der zahlreichen Besucher der Trödelmeile für ihn, gibt es doch am Samstag schon ab frühmorgens so viel zu entdecken auf dem Stadtfest längs der Hauptstraße.
Eine ganze Kiste mit Kletterzubehör steht zum Verkauf, ein riesiges Wagenrad, ein großer Leuchter und mindestens sieben Einräder warten auf Liebhaber. Einige der Anbieter haben sich richtig Mühe gegeben, die Duplo-Männchen liebevoll auf einer Bauplatte arrangiert, die aussortierten Anstecker nach Themen geordnet und sogar selbstgemachte Marmelade in hübschen bunten Gläsern gibt es im Angebot. Und Kindern, die mit großen Augen vor den Ständen stehen, bekommen hier und da sogar eine Kleinigkeit geschenkt – im Zweifelsfall mit Hilfestellung: „Ich hätte gerne einen Euro. Dann sagst du, du hast nur 50 Cent und dann sag ich, nimm es einfach so mit“, schmunzelt ein freundlicher Verkäufer.
Applaus für Drachentöter, Tänzer und Volleyballer
Kaufen möchte aber nicht jeder Besucher etwas, „wir wollen Leute treffen“, klingt es übereinstimmend aus vielen Kehlen. Auch das ist natürlich kein Problem beim Stadtfest – sei es im Märchenzelt, wo Märchenerzählerin Annika Molitor die kleinen Besucher in die Welt von Königen, Drachen und Prinzessinnen mitnimmt. Sei es auf dem Rathausplatz, wo sich vor der Bühne ab mittags die Eltern sammeln, um ihren Kindern in den Ensembles der Musikschule oder in der Kindertanzgruppe der griechischen Gemeinde den verdienten Applaus zu spenden, sei es am Kirchplatz, wo sich den ganzen Tag über die Volleyballer beim Beachcup in spannenden Spielen messen.
„Auf die Füße“, animiert der Kommentator die Zuschauer, wenn wieder ein Matchball ansteht und auch die Klatschpappen sind fleißig im Einsatz. Überall treffen sich Bekannte, Freunde und Nachbarn, um friedlich miteinander zu bummeln, zu feiern, zu essen und zu trinken. Die Temperaturen werden heißer am Nachmittag und die immer zahlreicher werdenden Besucher sogar von der Bühne aufgefordert, auf jeden Fall genug zu trinken – Wasser, natürlich. Die „Ready Steady Sixties“ aus Mansfield heizen dann, wie schon am Donnerstag, ein zweites Mal den Fans ein, bevor am Abend Kixx auf die Bühne tritt.
Rockfans singen lautstark ihre Hymnen mit
Die Rockcoverband aus Paderborn ist die diesjährige Hauptattraktion der viertägigen Sause, und so drängen immer mehr Menschen vor die Bühne, bis man sich fast wie auf einem Musikfestival fühlt – die Laune der Heiligenhauser bleibt auch im engen Gedränge so hervorragend wie das Wetter. Platz zum Tanzen bleibt jedoch immer und das nutzen die Zuhörer gerne. Denn Kixx spielt rockige Hits aus den 80ern. Schon nach ein paar Sekunden erkennen die Rockfans ihre Hymnen, jubeln laut, spielen Luftgitarre, recken die Hände hoch und grölen die Refrains mit – mit Led Zeppelin, Bon Jovi, Billy Idol oder Guns‘n’ Roses treffen die Musiker um Sänger Guido Kauert den Geschmack der Leute auf dem Rathausplatz und wissen sie genauso zu überzeugen wie am Vorabend Celtica.
Wie das gesamte Stadtfest ist auch das Hauptkonzert ein Spaß für Jung und Alt gleichermaßen. „Kixx sind schon geil“, freut sich Stadtfestbesucher Marc Ropertz (48), der sich durch die Musik an seine Jugend erinnert fühlt und die Songs mitsingt. „Der Auftritt ist super, er ist für jeden Rockfan eine tolle Sache“, ergänzt Anja Költerhoff (44). Ohnehin sei das Stadtfest eine Party für alle, denn „jedes Jahr ist immer für jeden was dabei“. Als die Musik verstummt ist, bleiben die Menschen auf ihrem Fest, sitzen gemütlich bei einem Getränk zusammen und genießen eine Atmosphäre wie im Urlaub. Und selbstverständlich werden sie sich am Sonntag wiedersehen.
>> Vereine tragen viel zum Erfolg der Feier bei
Soweit das Auge reicht: Stände. Von Kirche zu Kirche drängen sich Menschen davor, die sich interessiert die Angebote auf der Vereinsmeile des Stadtmarketing-Arbeitskreises Kultur ansehen. Ob Feuerwehr, Tennisclub, Modellbauer oder Musikschule, zahlreiche Vereine, Gruppen und auch Parteien präsentieren sich am Sonntag an gut 50 Ständen auf dem traditionellen Stadtfest.
Dabei gibt es sogar einige Überraschungen: So tanzen etwa Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr zusammen mit den Linedancern der SSVg Heiligenhaus zum Lied „Auf Uns“ von Andreas Bourani. Vergangenes Jahr habe bereits ein Kollege von der Feuerwehr aus Spaß mitgetanzt, erzählt Feuerwehrfrau Daniela Hemmert. „Dieses Jahr wollten wir einen Flashmob zum 150-jährigem Bestehen machen, wobei wir dann die Bühne übernehmen“, erklärt sie. Diesmal sind sogar drei Feuerwehrleute in voller Montur beteiligt und trotzen der Hitze. Hemmert hat es mit am schwersten, sie trägt beim Auftritt einen blauen Chemikalien-Schutzanzug.
Die Clubs hoffen auf Nachwuchs
Dagegen stellt sich erstmals ein ganz neuer Verein auf dem Stadtfest vor: die 1. Ballwurf-Gemeinschaft Heiligenhaus. Sie betreibt das Partyspiel Beer-Pong als Sportart, besteht seit einem Jahr und ist erst der zweite Verein seiner Art in ganz Deutschland. „Wir sind hier, weil wir natürlich unseren Verein bewerben wollen. Jung und Alt sollen schließlich wissen, dass wir existieren. Aber wir tragen auch zum Wachstum dieser Meile bei“, sagen die Mitglieder Lisa, Jana und André.
Gemeinsame Anstrengungen
Das Stadtfest wird gemeinsam von der Stadt und dessen Kulturbüro, dem Stadtmarketing-Arbeitskreis Kultur und Gesellschaft, dem Heljensbad und dem Turnverein Heiligenhaus organisiert. Den verkaufsoffenen Sonntag wiederum koordiniert der Stadtmarketing-Arbeitskreis Handel mit den Geschäftsleuten.
Eine Premiere gab es diesmal von der internationalen Frauengruppe der Partnerstädte Mansfield, Meaux und Heiligenhaus. Sie unterstützte erstmals den Stand von Meaux, weil dieser in vergangenen Jahren nur dürftig besetzt gewesen oder gar nicht zustande gekommen sei. Diese Aktion stärke die deutsch-französische Freundschaft, ist sich die Frauengruppe sicher.
Deren Stände unterstützen zudem den Charakter eines Familienfests: insbesondere für Kinder ist mit Hüpfburg, Glücksrad, Kinderschminken und Losen viel geboten. Doch auch die Erwachsenen sind stets auf der Suche nach interessanten Angeboten, von Leckereien zu Infos über einzelne Vereine. „Ich finde es sehr gut, dass sich die Vereine hier präsentieren und gucke mir daher auch alles an“, erzählt Besucherin Babara Peters, selbst ein Mitglied beim TVH. „Es ist wichtig, dass die Clubs neuen Zuwachs bekommen.“ Um potenziellen Nachwuchs zu gewinnen, treten etwa einige Tanzgruppen auf – und der verdiente Applaus kommt längst nicht nur von Verwandten und Freunden.