Heiligenhaus. . Daniela Hemmert rückt mit der Freiwilligen Feuerwehr zu jeder Tages- und Nachtzeit aus. Warum sie das alles rein ehrenamtlich macht.

Wenn bei Daniela Hemmert der Piepser geht, dann stehen gleich zwei Teams hinter ihr: Einmal ihre Gruppe bei der Feuerwehr, mit der sie in den Einsatz fährt, sowie das Kollegium des Pflegedienstes Kniebeler. Hemmert hat zwar zwei Jobs, aber nur einen Arbeitgeber: Für die Feuerwehr ist sie nämlich wie alle anderen Heiligenhauser Floriansjünger rein ehrenamtlich im Dienst. In unserer Serie Feuerwehrleben wollen wir einmal diejenigen vorstellen, die für uns zu jeder Tages- und Nachtzeit im Einsatz sind.

Wenn Gabriele und Stefan Kniebeler von ihrer Mitarbeiterin sprechen, wird die Bewunderung spürbar. „Wir haben schon nach dem ersten Kennenlernen gewusst: Daniela ist eine außergewöhnliche Person mit Führungsqualitäten. Und das beweist sie ja nicht nur bei uns, sondern auch bei der Feuerwehr.“ Gerührt ist Daniela Hemmert, wenn sie das hört. „Das ehrt mich sehr und macht mich sehr stolz. Für mich ist das, was ich tue, aber ganz selbstverständlich.“

Wenige weibliche Führungskräfte in NRW

Doch das ist es nicht. Nur wenige Frauen gibt es in der Feuerwehr, Heiligenhaus ist ein positives Gegenbeispiel: Sogar zwei weibliche Führungskräfte gibt es bei uns in der Stadt, Hemmert ist sogar Oberbrandmeisterin. „Ich würde mir wünschen, dass sich noch mehr Frauen für die Wehr interessieren würden“, findet Hemmert. Warum das bislang nicht so ist? „Man muss sich schon für Technik interessieren, braucht eine gewisse Sportlichkeit und muss selber Gefahrensituationen erleben.“

Oberbrandmeisterin Daniela Hemmert ist mit voller Leidenschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr in Heiligenhaus aktiv.
Oberbrandmeisterin Daniela Hemmert ist mit voller Leidenschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr in Heiligenhaus aktiv. © Heinz-Werner Rieck

Wenn ein Einsatz ruft, dann muss die Feuerwehrfrau auch schon mal die Arbeit verlassen. Damit Arbeit und Ehrenamt jedoch nebeneinander funktioniert, braucht es ein gutes Team, weiß Hemmert: „Das geht hier nur, weil alle hinter mir stehen.“ Zur Betreuung vor Ort fährt sie nur noch selten raus, „und da würde ich auch nicht im Einsatz sein, denn ich kann ja schlecht Patienten warten lassen.“ Die sind auch ganz stolz auf ihre Danny: „Viele sprechen mich auf mein Ehrenamt an oder schneiden sogar Zeitungsartikel aus“, berichtet Hemmert.

Zweiter Job fängt nach Feierabend an

„Und wir sind alle in Sorge, wenn wir die Sirene hören“, berichtet Gabriele Kniebeler. „Dann schicken auch ganz viele Kollegen der Danny eine Nachricht aufs Handy, ob alles ok ist.“ Dass sie mehr leisten müsse als andere, weil sie eben manchmal ausfällt, diesen Druck spürt Hemmert nicht. „Daniela leistet auch so schon enorm viel“, ist Chef Stefan Kniebeler stolz auf seine Mitarbeiterin. Auch wenn er sieht, was sie alles neben dem Beruf macht, das findet auch Gabriele Kniebeler: „Unser eins ist nach einem Arbeitstag kaputt und möchte auf die Couch – dann fängt für Daniela ja das Leben bei der Feuerwehr erst an.“

Vignette Feuerwehrleben.jpg

Da leitet sie dann die Jugendfeuerwehr, geht zu Übungsdiensten, Schulungen, hat Einsätze. „Daniela ist ein Organisationstalent“, sind sich die Kniebelers und Feuerwehrchef Udo Heis einig. Beide sind sichtlich stolz auf ihre Mitarbeiterin, egal, ob beruflich oder ehrenamtlich. Und auch gibt es Parallelen in ihrer Arbeit: „Man muss organisieren können und Ruhe in stressigen Situationen bewahren und das kann ich scheinbar ganz gut“, berichtet Hemmert.

Vom ersten Tag helfen wollen

Warum sie sich damals für das Ehrenamt entschieden hat? Mit einer Freundin kam sie ins Gespräch, sie fand es interessant und kam einfach mal mit zu einem Übungsdienst. „Dann hatte es mich gepackt“, berichtet sie lachend. Das Privatleben leide natürlich unter ihrem Ehrenamt. „Einsätze gehen immer vor, aber da mein Freund auch in der Feuerwehr ist, hat er da natürlich Verständnis für“, berichtet Hemmert.

Natürlich gibt es auch Einsätze, weiß Hemmert, „an denen man zu knabbern hat. Aber wir reden über solche Situationen, das hilft auf jeden Fall. Man sollte so etwas dann auch nicht in sich hineinfressen.“ Sie erinnert sich an einen tödlichen Verkehrsunfall an der Abtskücher Straße. „So was geht nicht an einem vorbei, das muss man verarbeiten. Das Wichtige ist nur, dass man in dem Moment, in dem der Einsatz ist, Ruhe bewahrt und wie man es gelernt hat Schritt für Schritt seine Arbeit macht. Denn wir wollen ja helfen.“

Der Arbeitgeber muss mitspielen

Beruf und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen ist manchmal gar nicht so einfach.Das Problem für manche: nicht immer ist es selbstverständlich, einen Arbeitgeber zu finden, der das Ehrenamt unterstützt, berichtet Feuerwehrleiter Udo Heis. Die Unterstützung, wie Daniela Hemmert sie vom Pflegedienst Kniebeler erhalte, sei eine Minderheit. „Es ist aber auch berufsabhängig. In manchen Jobs geht es einfach nicht, wenn zum Beispiel jemand am Fließband im Akkord arbeitet, kann er nicht alles stehen und liegen lassen.“

Leute zu finden, die Lust haben, sich rein ehrenamtlich für die Wehr zu engagieren und einen Arbeitgeber haben, der das unterstützt, dass, so Heis, sei eine Herausforderung. „Ich empfehle unseren Mitgliedern immer, kein Risiko in Sachen Arbeitsplatz einzugehen.“ Dabei kann der Arbeitgeber für die Abwesenheit seines Mitarbeiters eine Ausgleichszahlung beantragen, diese steht ihm gesetzlich zu. Und das nicht nur bei Einsätzen, sondern auch bei Übungen und Fortbildung, falls der Mitarbeiter dann von der Arbeit abwesend wäre.

Gabriele und Stefan Kniebeler vom Pflegedienst Kniebeler stehen voll und ganz hinter dem Ehrenamt ihrer Mitarbeiterin.
Gabriele und Stefan Kniebeler vom Pflegedienst Kniebeler stehen voll und ganz hinter dem Ehrenamt ihrer Mitarbeiterin. © Heinz-Werner Rieck

Dass die Heiligenhauser Feuerwehr fast ausschließlich aus Ehrenamtlern besteht, dass wussten die Kniebelers gar nicht, bis Hemmert ihnen davon berichtete. „Ich glaube, so geht es vielen in Heiligenhaus. Wir waren ganz baff, dachten, die Feuerwehr ist eine Berufsfeuerwehr. Bei der Freiwilligen Feuerwehr denkt man ja erst mal an Feste wie Tage der offenen Tür“, so Gabriele Kniebeler. Auch aus eigenem Interesse unterstützen sie Danielas Ehrenamt, so Stefan Kniebeler: „Wenn es bei uns brennt, dann wollen wir ja auch, dass gelöscht wird.“

Es sei schon unglaublich bemerkenswert, was die Freiwillige Feuerwehr in Heiligenhaus leiste. Für die Kniebelers war es nie ein Problem, dass Daniela Hemmert bei Einsätzen eben los müsse, so Stefan Kniebeler: „Wir profitieren von Danielas Leistungsbereitschaft, dass sie in Ruhe unter Stress arbeiten kann. Diese Eigenschaften findet man nicht oft.“ Anderen Arbeitgebern könne er dies nur empfehlen.

>>> Mitmachen bei der Freiwilligen Feuerwehr

  • Wer Lust hat, mal bei einem Übungsdienst der Freiwilligen Feuerwehr dabei zu sein, ist jederzeit herzlich eingeladen. Dieser findet alle zwei Wochen Freitagabends an der Friedhofsallee 1 ab 19 Uhr statt.
  • Hier gibt es alle weiteren Folgen und Infos. Wer die Feuerwehr direkt kontaktieren möchte: fw-heiligenhaus.de, über Facebook oder unter 02056/93250.