Heiligenhaus. . Stadtarchivar Hartmut Nolte geht nach 28 Dienstjahren in den Ruhestand. Kaum jemand weiß so viel über Heiligenhaus und seine Geschichte wie er.
Einen Großteil seines Berufslebens hat der Heiligenhauser Stadtarchivar Hartmut Nolte vor allem zurück in die Vergangenheit geblickt. In seinen 28 Dienstjahren hat er nicht nur ein immenses Wissen über die Stadtgeschichte angesammelt, sondern es auch noch aufbereitet und geordnet, damit es folgenden Generationen erhalten bleibt. Nun geht Hartmut Nolte (65) in den Ruhestand – und kann viele interessante Geschichten erzählen.
In seiner langen Dienstzeit hat der Archivar selbst schon einen nicht unerheblichen Teil der Stadtgeschichte miterlebt. Angetreten hat er seine Stelle bei der Stadt am 1. Dezember 1991. „Damals befand sich das Archiv noch im Dachgeschoss des Altbaus und war in einem chaotischen Zustand“, erinnert sich Nolte. Zuvor war es nicht hauptamtlich geführt worden.
Der Bildbestand ist um das 50-fache angewachsen
Nolte hatte Glück, dass ihn Oberamtsrat a.D. Erwin Eikermann unter seine Fittiche nahm und ihm Heiligenhaus näher brachte, da er selbst die Stadt kaum kannte. „Er erklärte mir vor allem die über 1000 Fotos, die es im Bestand gab“, so Nolte, der das Archiv nach und nach für die Bürger öffnete und eng mit Geschichtsverein, Museum, Stadtmarketing und weiteren zusammenarbeitete. Mit Erfolg – inzwischen umfasst der Archivbestand rund 50.000 Bilder aus der Stadt. „Täglich kommen Anfragen per Mail oder Telefon von Leuten, die etwas aus der Heiligenhauser Geschichte wissen wollen“, weiß Nolte.
Aber auch persönlich schauen viele Heiligenhauser in ihrem Archiv vorbei, das sich seit Mitte der 90er Jahre gut sichtbar im Rathausinnenhof befindet (vorher war dort ein Bekleidungsgeschäft). Während dort vor allem viel nachgefragte und bedeutende Dokumente lagern, gibt es im Magazin im Keller des Rathausneubaus noch viel mehr Heiligenhauser Geschichte. „Einige Hunderttausend Quellen werden es schon sein“, sagt Nolte und zeigt beispielsweise auf zehn Ordner, die nur Informationen über die Gebäude in der Stadt enthalten.
Höhepunkte im Berufsalltag
Im Archiv lagern neben Akten zudem Plakate, Karten und Pläne, Zeitungen, Briefköpfe, Unterschriften bekannter Heiligenhauser Personen, aber beispielsweise auch Abgaben von Schulen und Vereinen, wie des MGV Frohsinn, des Geschichtsvereins oder der SPD und demnächst der SSVg.
Ein Lieblingsdokument, so Nolte, habe er nicht, zeigt dann aber doch eine Karte aus einer Dissertation von 1965 vor. Dort ist zu sehen, wie die Gegend um Velbert seit dem Frühmittelalter nach und nach mit Höfen bebaut wurde. „Die Veränderung zu sehen, finde ich spannend“, sagt Nolte. Gleiches gelte für Fotos: „Wenn man dadurch einen weißen Fleck füllen und ein Haus oder eine Gegend identifizieren kann, ist das schon ein Highlight.“
52 Ausstellungen hat Nolte in all den Jahren erarbeitet
All diese Quellen und Facetten den Heiligenhausern zugänglich zu machen, war immer Noltes Anliegen. 52 Ausstellungen hat in seiner Zeit als Archivar erarbeitet – etwa über die Kinos in Heiligenhaus, die Post oder das Angertal. Eine der ersten Ausstellungen im Jahr 1993 zeigte alte, kunstvoll per Hand angefertigte Bauzeichnungen. „Eine Lieblingsausstellung habe ich nicht. Nach der einen denkt man schon an die nächste.“ Die letzte Ausstellung widmet sich derzeit dem 150-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Heiligenhaus – eine Kooperation zwischen Stadtarchiv und Feuerwehr.
Am 18. April hat Nolte dann seinen letzten Arbeitstag. Aber auch danach will er ab und an noch im Stadtarchiv vorbeischauen und bei Projekten helfen oder selbst welche durchführen. „Das eigene Lebenswerk zurückzulassen, das ist schon schwer“, sagt er. „Man hofft, dass es so weitergeführt wird wie bisher. Aber es dauert, bis man eine Stadt verinnerlicht hat.“ Nachfolger Dr. Axel Bayer hat seine Stelle zum 1. April angetreten. Da rund ein Drittel des Archivbestands – vor allem Material aus den letzten Jahren – noch nicht inventarisiert ist, bleibt auch für ihn noch einiges zu tun. Bis zum 18. April wird Nolte den neuen Archivar einarbeiten.
Vorfreude auf den wohlverdienten Ruhestand
Dann beginnt für ihn mit dem Abschied aus dem Berufsleben ein neuer Abschnitt. „Da freue ich mich auf Gartenarbeit und das ein oder andere gute Buch.“ So häufig wie als Archivar wird er aber wohl nicht mehr in die Vergangenheit zurückblicken. Hoffentlich aber erstmal voller Vorfreude nach vorne schauen auf den wohlverdienten Ruhestand.
Zitat: „Die Archivarbeit ist wichtig, weil man nur durch die Vergangenheit die Gegenwart versteht.“
>> ROLF PRAAST HALF 15 JAHRE LANG MIT
- Seit 1994 hat Hartmut Nolte auch das Stadtarchiv in Wülfrath geleitet: „Die Abwechslung zwischen beiden Standorten habe ich immer sehr geschätzt.“
- Mehr als 15 Jahre lang hatte Hartmut Nolte bei seiner Heiligenhauser Archivarbeit tatkräftige, ehrenamtliche Unterstützung.
- Rolf Praast stand ihm zur Seite und fotografierte viel im Stadtgebiet, um die ganzen Veränderungen zu dokumentieren. Für seinen Einsatz wurde er 2013 mit der Schlotschmed-Medaille ausgezeichnet.
- Nolte hofft, dass sein Nachfolger auch so einen engagierten Helfer findet, um die viele Arbeit stemmen zu können.