Heiligenhaus. . Die Geschichte der örtlichen Postfilialen faszinieren den Heiligenhauser Sammler Helmut Kuhle. Er gilt als der Fachmann für dieses Spezialthema.
- Die Preußen haben vor 170 Jahren, im November 1847, die erste Post in Heiligenhaus gegründet
- Helmut Kuhle ist der Fachmann für die Geschichte der örtlichen Filialen und sammelt alle Poststempel
- Das Prunkstück der Sammlung hat jedoch keinen Stempel: der älteste Brief aus Heljens
Für Helmut Kuhle ist dieser November ein echter Grund zur Freunde, denn seit 170 Jahren gibt es eine Post in Heiligenhaus. Und genau diese Geschichte ist das Steckenpferd des 68-Jährigen. Seine Leidenschaft für dieses Thema brennt bereits 50 Jahre lang, seit ihm damals ein anderer Markensammler einen alten Brief schenkte, und ihm zugleich eine Aufgabe übertrug: Kuhle möge doch herausfinden, was es sich mit dem Stempel auf sich hat.
Schon als Junge hatte sich der spätere Konstrukteur und heutige Rentner für das Markensammeln interessiert, die Bilder fand er schön. Doch durch den Brief und die Aufgabe wollte er mehr, wollte möglichst alles über die Postgeschichte von Heiligenhaus erfahren und durch eine Sammlung dokumentieren. „Ich bin Heiligenhauser und sehr heimatverbunden“, sagt Kuhle und scherzt: „Nur zwangsweise bin ich in Kettwig geboren, weil ich nicht nach Velbert wollte.“
Das Entscheidende sind die Stempel
So sieht er es als Glücksfall, dass der Handel und die Wirtschaft in Heljens brummten und dadurch der Postverkehr so stark wurde, dass er nicht länger von Velbert aus bewerkstelligt werden konnte. So wurde im November 1847 die erste örtliche Post eingerichtet. Diese habe der Lehrer Hermann ter Nieden geleitet, nebenberuflich in der lutherischen Schule, wo heute Kodi an der Hauptstraße ist.
„Ich habe viele Bücher gewälzt, reichlich Fachliteratur, gerade über die preußische Zeit. Das ist manchmal wichtiger als die Briefmarke selbst.“ Ohnehin sind in seinem Fachgebiet die Marken gar nicht das Entscheidende, vielmehr interessieren ihn die Stempel. Dort nämlich setzt sein umfangreiches Sammelinteresse an. „Ich habe sämtliche Stempel, die in Heiligenhaus jemals geführt wurden“, sagt er stolz. Ein prall gefüllter roter Aktenordner etwa mit gestempelten Briefen, Marken und Postkarten beinhaltet den kompletten Satz von 1847 bis 1945. Um ihn zu komplettieren, hat Kuhle viele Börsen und Messen besucht und seit den 90ern auch das Internet genutzt.
Ausstellungen mit dem Stadtarchiv
„Meine Spezialisierung ist ungewöhnlich“, räumt er ein, „ich kenne niemanden, der das Gleiche sammelt“, weder in Heiligenhaus noch weltweit. Zudem archiviert er möglichst jeden Zeitungsartikel über die örtliche Post. Dennoch merkt er bescheiden an: „Ich sehe mich als Durchschnittssammler, nicht als einen Superexperten.“
In der Sammlerszene mag er zwar ein Einzelkämpfer sein, doch in der Stadt hat er noch einige Mitstreiter und Helfer. Allen voran Stadtarchivar Hartmut Nolte, der zum 150-jährigen Bestehen des Postorts eine kleine Ausstellung mit organisierte und zehn Jahre später eine größere. Damals veröffentlichte Helmut Kuhle zudem über sein Fachgebiet ein Buch im Eigenverlag. „In der Zwischenzeit ist so viel passiert, eigentlich müsste ich eine überarbeitete Version herausbringen.“
Schließlich hat der Fachmann seither schon viele Filialen mit eigenem Poststempel kommen und gehen sehen, etwa in Isenbügel, in der Oberilp oder bei Real. Dass es eine neue in der Selbeck gibt, freut ihn. Außerdem, dass er am Eröffnungstag eine Postkarte mit Ersttagsstempel hinzufügen konnte – und vom 170. Postgeburtstag sowieso. Dank einiger verbündeter Postbeamter hat er weitere Schätze, etwa einen örtlichen Mitternachtsstempel mit der alten Postleitzahl, einen Augenblick, bevor sie fünfstellig wurde.
Die Faszination wird immer bleiben
Eine echte Kuriosität ist aber ein Fehldruck, der 1983 nur zwei Tage verwendet wurde, bevor er auffiel: Päckchen wurden falsch in „Heiligenhausen“ entwertet. Ein Beamter, der Helmut Kuhles Sammelleidenschaft kannte, presste diesen Päckchenstempel auf eine Karte, die der Philatelist dann archiviert hat.
„Meine Faszination für den Postort Heiligenhaus wird immer bleiben“, weiß Helmut Kuhle. „Solange sich etwas in der Bevölkerung tut, wird sich auch immer etwas bei der Post tun.“ So birgt zum Beispiel jedes neue Wohngebiet für ihn eine mögliche neue Filiale.
>>> „Ein Briefmarke flüstert, ein Brief erzählt“
„Eine Briefmarke flüstert, ein Brief erzählt“, zitiert Helmut Kuhle ein altes Sprichwort unter Philatelisten und beweist es mit einem Schriftstück aus dem Jahr 1711, mit Wachssiegel und schöner Handschrift. „Das ist mein Highlight“, sagt er stolz, „das ist der älteste bekannte Brief aus Heiligenhaus.“ Erworben hat er ihn auf einer Fernauktion. Zunächst kannte er nur Fotos des Umschlags, war dann aber hocherfreut, als er den kompletten Text las.
Es ist ein Dankesschreiben vom Prediger Hermann Rebenscheid an die Gemeinde des Kirchenlehrers Clemens Strefo in Amsterdam. Anlass ist eine „Liebesgabe“ von 20 Gulden aus der niederländischen Hafenstadt. „Damals eine unvorstellbare Summe“, weiß Kuhle, der recherchierte, „dass ein Grundstück an der Hauptstraße zu dieser Zeit eine Jahrespacht von einem Gulden hatte“.
Welche Beziehung Heiligenhaus zur Gemeinde in Amsterdam hatte, „das wird wohl ein Geheimnis des Briefes bleiben“. Die Aussicht, dass vielleicht ein noch älterer Brief auftauchen könnte, findet der Sammler spannend. Und vielleicht ist das Heiligenhaus von Prediger Rebenscheid gar nicht das im Niederbergischen. Doch die Chance, mit jedem neuen Fundstück wieder etwas Neues über die Geschichte seiner Heimat zu erfahren, reizt Helmut Kuhlen sehr an seinem Hobby.
>>> Preußen übernahm 1816 die Postverwaltung
Königs- und Fürstenhäuser überbrachten bereits im Mittelalter Nachrichten durch Boten; Franz von Taxis schuf dann 1490 die erste Postverbindung von Wien nach Brüssel.
Preußen übernahm 1816 die Postverwaltung und errichtete am 1. Oktober 1826 eine sogenannte Postexpedition in Velbert.
In Heiligenhaus wurde die erste Postexpedition dank der florierenden Wirtschaft am 15. November 1847 errichtet.