Heiligenhaus. . Ein Verein betreut die geschützte Wiese am Görscheider Weg, um sie zu erhalten und zu erforschen. Erste Ergebnisse stehen nun im neuen Buch.

Es ist das Ende einer Ära, das die Stadt zum Anlass nimmt, ehrenamtliche Naturschützer ins Rathaus einzuladen. Dr. Wolfgang Gerß hat nach gut 30 Jahren den Vorsitz des „Heiligenhauser Vereins für wissenschaftliche Naturpatenschaften“ übergeben, den er mitgegründet hat. Doch nicht mit Wehmut blickt der 77-Jährige zurück, sondern vielmehr mit Zuversicht voraus. Denn er und seine Vereinskameraden präsentieren jetzt ihr gerade erschienenes Buch über die Görscheider Wiese. Es soll neue Impulse für den örtlichen Naturschutz geben und einen Einstieg für jüngere Generationen bieten.

Dieses Gebiet will der Verein ausführlich erforschen.
Dieses Gebiet will der Verein ausführlich erforschen. © Helge Hoffmann

„Die Görscheider Wiese ist seit ein paar Jahren unser neustes Projekt“, sagt Gerß. Das Gelände im Naturschutzgebiet Vogelsangbachtal umfasse gut 15 Hektar, und diese Wiese sei völlig unbesiedelt und unbeeinträchtigt und damit für die Naturschützer ideal. Zumal der Verein sich nicht nur zum Ziel gesetzt habe, die Natur zu erforschen, sondern vor allem auch zu bewahren.

Über 30 Veröffentlichungen und auch Ausstellungen

Und das mit Erfolg, betont Bürgermeister Michael Beck, der das Grußwort im neuen Buch „Fragmente zur Görscheider Wiese“ geschrieben hat und die Arbeit des Vereins seit Jahren begleitet. Seit der offiziellen Gründung, so Beck weiter, hätten Gerß und seine Mitstreiter über 30 Veröffentlichungen herausgebracht und auch Ausstellungen organisiert. Zudem „erwirbt der Verein selbst Flächen und erlaubt der Natur, sich den Raum zurückzuerobern, den der Mensch ihr genommen hat“.

So erinnern sich Gerß und sein Nachfolger Dr. Alfred Bruckhaus an die Anfangszeit vor circa 30 Jahren, an ihr erstes Projekt, das Naturschutzgebiet Steinbruch Hofermühle-Süd, das sie seit 1990 betreuen. „Es ist das am besten bearbeitete und erforschte Naturschutzgebiet Deutschlands“, sagt Gerß nicht ohne Stolz, ergänzt jedoch sofort: „Noch längst nicht alles an Flora und Fauna ist erforscht.“

Neues Schwerpunktprojekt erfreut die Forscher

Die Görscheider Wiese sei jedoch das neue Schwerpunktprojekt, sagt der neue Vorsitzende Bruckhaus. In dem neuen Buch, einer Aufsatzsammlung verschiedener Autoren, würden einerseits kulturhistorische, insektenkundliche und floristische Erkenntnisse über das Gebiet präsentiert, die teilweise seit Jahren gesammelt wurden.

Gute Zusammenarbeit gebe es dort zwischen den wenigen Anwohnern und dem Verein. Das sei nicht selbstverständlich, so Gerß, und damals in der Hofermühle noch ganz anders gewesen, weil das dortige Gebiet für „rauschende Feiern“ und von Kletterern genutzt wurde. Er spricht von „bösen Auseinadersetzungen“ und Gerichtsverfahren.

Ein Pächter soll die Görscheider Wiese bewirtschaften

Genutzt werden soll auch die Görscheider Wiese, wenn es nach Alfred Bruckhaus geht: „Ich wünsche mir eine naturverträgliche Bewirtschaftung durch einen Pächter.“ Diese solle in Abstimmung mit dem Verein ermöglichen, dass Insekten oder Fledermäuse weiterhin dort leben könnten. Erste Erfolge in diesem Bereich gebe es bereits: Dortiges Weidegras wird an die Auerochsen im Eiszeitlichen Wildgehege Neandertal verfüttert.

Die Beiträge im neuen Buch sollen den Lesern aber nicht nur Lust auf dieses Naturschutzgebiet machen. Da es auch allgemeine Themen behandele, sieht Alfred Bruckhaus es als möglichen „Einstieg in den Naturschutz“. Daher übergibt er im Rathaus an Bürgermeister Beck je ein Exemplar für jede Heiligenhauser Schulen.

>> WEITERE FORSCHUNGSERGEBNISSE SOLLEN FOLGEN

  • Der „Heiligenhauser Verein für wissenschaftliche Naturschutzpatenschaften“ wurde offiziell 1990 gegründet und hat derzeit 14 Mitglieder. Weitere aktive Naturschützer sind willkommen. Dr. Wolfgang Gerß ist nun der Ehrenvorsitzende des Vereins.
  • Die Görscheider Wiese gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Gepachtet hat sie der Kreis Mettmann, in dessen Auftrag der Verein das Gelände betreut.
  • Das Buch „Fragmente zur Görscheider Wiese – Bausteine eines Naturschutzkonzepts“ (2019) sei zwar „das erste Forschungsergebnis“, so Gerß, „aber sicherlich noch nicht das letzte.“ Es hat 244 Seiten und ist im Verlag Natur und Wissenschaft (Solingen) erschienen. Preis: 10 Euro, ISBN: 978-3936616941.