Nur zwölf Mitglieder hat der örtliche „Verein für wissenschaftliche Naturschutzpatenschaften“. Mit dabei ist Prof. Dr. Wolfgang Gerß, seinerseits Soziologe, Hobby-Ornithologe, aber auch ein Freund der Botanik und „alles was so kreucht und fleucht“.

Tiefgründige Arbeit leistet der Verein, dem „hoch spezialisierte Hochschullehrer angehören“, so Gerß. Ihr Tun ist in einem Buch mit dem Titel „Steinbruch Hofermühle-Süd“ festgehalten, das am Dienstag vorgestellt wurde. Es ist eine biologische Kartierung im Heiligenhauser Naturschutzgebiet, sozusagen eine Fortsetzungsgeschichte der Ausgabe von 1995.

Doch zurück zu den Anfängen: Im Jahr 1984 tritt der Landschaftsplan des Kreises Mettmann in Kraft – übrigens der erste flächendeckende in NRW. Darin wurde der „Steinbruch Hofermühle-Süd“ als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dank des Vereins „gehört er zu den am besten erforschten und gepflegten Gebieten“, denn er wird seit 1990 vom ihm betreut.

Zuvor war das Areal nicht eingezäunt, zugänglich für alle Menschen. Die haben es auch genutzt, weil es ein idyllisches Plätzchen ist. „Doch“, bedauert der Träger des Verdienstkreuzes am Bande, „haben die Menschen oft ihren Müll liegen lassen und Biker die Pflanzen überfahren.“

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Von DerWesten

Was bedeutet es nun, ein Naturschutzgebiet zu betreuen? An dieser philosophischen Frage scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite besteht die Möglichkeit, die Natur sich selbst zu überlassen. Laut Prof. Gerß entstünde auf dem Gebiet dann bald eine geschlossene Waldvegetation. „Die Orchideen wären weg, wenn wir nicht eingegriffen hätten“, meint Gerß.

Das andere Extrem ist dementsprechend die Pflege des Geländes unter dem Deckmantel des Naturschutzes. Die Vorteile liegen zum einen in einer enormen Artenvielfalt, die das Buch wissenschaftlich sorgsam beschreibt. Des Weiteren beherbergt der alte Steinbruch Flora und Fauna, die auf der roten Liste stehen. Das wiederum bedeutet finanzielle Unterstützung für die Arterhaltung.

Beispielsweise sind im Bereich der Moose 15 als gefährdet (Kategorie 3) eingestuft, fünf als stark gefährdet und zwei als vom Aussterben bedroht (Kategorie 1). Das Lebermoos, um ins Detail zu gehen, gilt sogar in NRW als ausgestorben (Kategorie 0), wurde aber im hiesigen Steinbruch gefunden.

Aber Naturschutz ist „nicht nur rational“, betont der emeritierte Professor, „es muss auch etwas fürs Gemüt sein.“ Damit meint er den Anblick des Geländes. Eine Fotostrecke von 36 Bildern haben deshalb auch in der Jubiläumsausgabe Platz.

Jubiläum, weil der Verein sein 20-jähriges Bestehen feiert und er dieses Buch, in dem 15 Jahre Kartierung festgehalten sind, dank der Unterstützung des Kreises und der Stadt veröffentlichen kann.