Mettmann. . Wisente, Tarpane und eine schöne Landschaft locken ins Neanderland. Warum sich ein Besuch im Mettmanner Wildgehege lohnt.

  • Im Wildgehege Neandertal gibt es für kleine und große Besucher eine Menge zu entdecken
  • Wer sich den Tarpanen und Wisenten nähern möchte, der sollte jedoch gut zu Fuß unterwegs sein
  • Am besten, verrät Wildhüter Markus Schink, kommt man früh morgens unter der Woche

Schon mal ein paar Eiszeit-Bewohnern auf vier Beinen begegnet? Auf eine kleine Zeitreise lädt das Eiszeitliche Wildgehege Neandertal das ganze Jahr über kleine und große Naturfreunde ein. Dort kann man Tiere, die schon zu Zeiten des Neandertalers die Region bevölkerten, in natürlicher Umgebung erleben.

Tagsüber braucht man schon ein gutes Auge, um die Tiere zu entdecken.
Tagsüber braucht man schon ein gutes Auge, um die Tiere zu entdecken. © Alexandra Roth

Wer Wisente, Auerochsen und Tarpan-Wildponys beobachten möchte, sollte allerdings gut zu Fuß und geduldig sein. Denn die Tiere besiedeln ein rund 23 Hektar großes Gelände im Neandertal. Und das hat es streckenweise in sich: Über mitunter steile Pfade, Treppen und schmale Wege machen sich vor allem an Wochenenden unzählige Besucher auf die Suche nach den urigen Tierarten. Festes Schuhwerk und ein wenig Puste sollten die Besucher des Wildgeheges also dabei haben, wenn sie sich auf den Rundweg begeben wollen, der sie etwa eineinhalb Stunden durch Höhen und Tiefen des Neandertals führt. Wer geduldig ist, wird dafür nicht nur mit einer Begegnung der eiszeitlichen Art, sondern auch mit wunderschönen Aussichten über das berühmte Tal belohnt.

Unter der Woche ist weniger los

Diese gelungene Kombination zieht viele Besucher an. „Gerade am Wochenende ist es hier oft proppenvoll“, sagt Markus Schink. „Wer kann, sollte lieber wochentags oder am Wochenende früh morgens in das Wildgehege kommen“, rät der Wildhüter. Das frühe Aufstehen lohnt sich sogar in doppelter Hinsicht. Denn so kann man nicht nur in Ruhe die Runde durch das Gelände drehen, sondern den Tieren auch besonders nah kommen. „Morgens ab 8 Uhr füttern wir hier die Auerochsen“, verrät Markus Schink. Alle, die sich ansehen möchten, wie sich Stier Albrecht, Kühe und Kälber über ihr Frühstücks-Müsli aus Getreideschrot her machen, können sich am umzäunten Futterbereich hinter der Tarpan-Wiese einfinden.

Wer durch das idyllische Wildgehege laufen möchte, der sollte gut zu Fuß sein.
Wer durch das idyllische Wildgehege laufen möchte, der sollte gut zu Fuß sein. © Alexandra Roth

Später am Tag muss man die Augen genau aufhalten, wenn man die Tiere zu Gesicht bekommen will. Mit etwas Glück kommt man Auerochsen und Co. jedoch recht schnell auf die Spur und kann sogar einen Blick auf die erst wenige Wochen alten Tarpan-Fohlen Miranda und Melody werfen. Zutraulich kommen die Wildpferde nah an den Zaun heran und lassen sich manchmal sogar streicheln. Bei allen Bewohnern des Wildgeheges ist jedoch Vorsicht geboten. Zwar sind sie an ihre Pfleger und Besucherscharen gewöhnt, trotzdem handelt es sich um Wildtiere. „Die Auerochsen und Wisente sollte man nicht anfassen“, warnt Markus Schink. Auch das Füttern der urigen Tiere ist nicht erlaubt. Die Hegemeister freuen sich im Herbst jedoch über Kastanien-Spenden, die sie ihren wilden Schützlingen dann gezielt verabreichen können.

Das Wildgehege kann man mit der Bahn erreichen

Viele Wege führen zum Ziel, wenn man dem Wildgehege einen Besuch abstatten möchte. Eine Möglichkeit ist der Zugang gegenüber des Neanderthal Museums an der Talstraße in Mettmann. Gleich hinter dem großen (am Wochenende kostenpflichtigen) Parkplatz beginnt der Rundweg durch das Tal. Wer sich die Parkgebühren sparen möchte, kann sein Auto beispielsweise am S-Bahnhof Hochdahl-Millrath abstellen oder gleich mit der Bahn kommen, um das Gelände von der anderen Seite aus zu erkunden.

Gehege ist das ganze Jahr über geöffnet

Das Gelände im Neandertal ist das ganze Jahr über zugänglich, eine Eintrittsgebühr wird nicht erhoben. Hunde sind erlaubt, müssen jedoch an der Leine geführt werden. Zahlreiche Infotafeln entlang der Strecke informieren die Besucher des Naturschutzgebietes über Rundweg, Geschichte des Wildgeheges und die besonderen Lebewesen.

Die Tiere sind immer noch wild: Man sollte sie also besser nicht anfassen, so wie hier der Wildhüter.
Die Tiere sind immer noch wild: Man sollte sie also besser nicht anfassen, so wie hier der Wildhüter. © Alexandra Roth

Auerochsen und Tarpane sind in Europa schon vor hunderten von Jahren ausgestorben. Sie sind jedoch die Vorfahren der heutigen Rinder und Pferde. Die heute lebenden Tiere tragen das Erbgut der ausgestorbenen Arten in sich. Denn durch Kreuzung ursprünglicher Rassen konnten Tiere gezüchtet werden, die ihren Vorfahren sehr ähnlich sind. Aktuell grasen neben Aucherochsen-Stier Albrecht, 13 Kühe und 14 Kälber auf den Weiden des Geheges. Außerdem können die Besucher des Geheges derzeit im Neandertal sieben eurasische Wildpferde (Tarpane) bewundern.

Die dritte Tierart, die im Wildgehege ein Zuhause gefunden hat, sind die Wisente. Die größten Landsäugetiere Europas leben meist in Herden von zehn bis zwölf Tieren. Die Zerstörung ihres natürlichen Umfeldes führte beinahe zu ihrer Ausrottung. Einige Tiere überlebten in Gefangenschaft und so konnte ihr Bestand letztlich durch gezielte Züchtung gesichert werden. Im Wildgehege leben aktuell zwei Wisent-Seniorinnen.

Wisentzucht soll weiter ausgebaut werden

Am südlichen Rand nahe Hochdahl wird das Wildgehege-Areal aktuell um etwa fünf Hektar erweitert. Auf einer ehemaligen Ackerfläche wurde im vergangenen Jahr Gras ausgesät, derzeit wird ein eineinhalb Kilometer langer Zaun aufgestellt. Im kommenden Jahr soll auf dem Gelände ein Stall für die Wisente errichtet werden. Denn die Wisentzucht soll ausgebaut werden. Das ist kein einfaches Unterfangen, weil alle lebenden Wisente eng miteinander verwandt und deshalb auch recht anfällig für Krankheiten sind.

Das Gehege könnte noch weiter ausgebaut werden.
Das Gehege könnte noch weiter ausgebaut werden. © Alexandra Roth

Deshalb ist es wichtig, die Zucht der Tiere sehr genau zu dokumentieren. „Es muss geprüft werden, welche Tiere am besten zusammen passen“, erklärt Wildhüter Markus Schink. Ziel von Naturschutzverein und Kreis Mettmann ist es, wieder fünf bis sieben Tiere auf den Weiden grasen zu lassen. Die kann man dann mit etwas Glück auch von der neuen Aussichtsplattform beobachten, die im Zuge der Erweiterung auf dem neuen Gelände errichtet werden soll.