Heiligenhaus. . Heiligenhauser Stadt-Oberst spricht im WAZ-Sommerinterview über die Zukunft des Heljensbads. Auch andere wichtige Themen stehen auf seiner Agenda.

Die Zukunft des Heljensbads, die Herausforderungen des Wirtschaftsstandorts Heiligenhaus und anstehende Projekte: WAZ Redakteurin Katrin Schmidt spricht im WAZ-Sommerinterview mit Bürgermeister Michael Beck über die Themen des Jahres.

Herr Beck, das Heljensbad ist ja das bestimmende Thema derzeit in Heiligenhaus. Nun steuert das Freibad auf einen Besucherrekord zu.

Der Sommer ist die beste Werbung für das Heljensbad, besser hätte es ja gar nicht kommen können. Mich ärgert es sehr, dass Ängste geschürt wurden, die den Bestand des Bades angehen. Dabei geht es aber doch gar nicht um die Frage, ob wir das Bad behalten, sondern nur wie! Ich habe schon in meiner Rede zum Neujahrsempfang ein ganz klares Bekenntnis zum Heljensbad abgelegt. Und dabei bleibe ich.

Wie geht es dem Heljensbad?

Alle Fachleute sind sich einig: Die Substanz des Bads ist so in die Jahre gekommen, dass Handlungsbedarf besteht. Wir haben die Diskussion frühzeitig begonnen, weil wir wollten nicht, dass die Besucher irgendwann vor verschlossener Tür stehen, weil das Bad aufgrund von Mängeln geschlossen werden muss.

Viele Bürger sprechen sich dafür aus, dass das Bad an Ort und Stelle bleiben soll. Steht ein Ortswechsel wirklich zur Debatte?

Bei der Diskussion hatte man sich vorgenommen, offen für alles zu sein. Doch die Frage nach der Örtlichkeit hätte ich mir zu einem anderen Zeitpunkt gewünscht. Nämlich dann, wenn man weiß, was man will. Es war ungünstig, die Debatte an dieser Stelle zu führen. Und viele Ängste wurden dadurch noch weiter verstärkt. Dieser Punkt hat nicht zur Versachlichung der Diskussion beigetragen.

Man hatte zwischenzeitlich das Gefühl, das Thema Bad vergifte das politische Klima und es fehlt ein Steuermann in der Diskussion.

Nicht das OB, sondern das WIE stünde beim Heljensbad zur Frage.
Nicht das OB, sondern das WIE stünde beim Heljensbad zur Frage. © Alexandra Roth

Ja, die letzten Ratssitzungen waren schon anstrengend, die Debatten liefen sehr emotional. Der Prozess rund um das Bad hatte so begonnen, ich habe ihn nur so geerbt. Mir geht es darum, dass wir jetzt wieder zurück zum Inhalt kommen, und ich denke, wir sind nun auf einem zielführenderen Weg. Ich habe mich nun mit allen Fraktionsvorsitzenden auf ein weiteres Vorgehen geeinigt. Es wird einen moderierten Prozess geben. Wir beziehen alle potenziellen Nutzergruppen mit ein, ob Vereine, Institutionen wie Schule, Kitas und Elternvertreter.

Ist ein Bad auf dem ehemaligen Bundeswehrareal, wie von einigen ins Gespräch gebracht, überhaupt realistisch?

Wenn man generell über einen anderen Standort nachdenken würde, würden wir uns auf der Zeitachse in eine ganz andere Dimension begeben. Das würde den Prozess noch einmal sehr verlängern. Denn das Bundeswehrgelände gehört uns noch gar nicht und es ist auch nicht klar, wann, ob und zu welchen Konditionen wir dieses bekommen. Dann muss erst ein Gutachten erstellt werden, das würde alles sehr verzögern.

Wie lange wird es noch dauern, schätzungsweise, bis über die Zukunft des Bads entschieden ist?

Ich bin derzeit sehr positiv gestimmt und rechne mit einem Beschluss vor der Sommerpause 2019. Generell muss man sagen: Ein Bad wird nie kostendeckend arbeiten können. Wir müssen schauen, dass wir eine Lösung finden, die 30 Jahre Zukunftsfähig bleibt und nicht mehr als eine Million Euro Defizit jährlich macht. Eine Bürgerbeteiligung kann ich mir übrigens auch noch gut vorstellen.

Ängste gibt es ja auch von Seiten der Schützen und Kegler. Sind diese auch mit in dem neuen moderierten Prozess dabei?

Nein, denn deren Anlage stand ja auch nie infrage! Wir haben eine Bundesliga-Mannschaft bei den Keglern und ein gutes Vereinsleben der Schützen, daran wollen wir nicht rütteln.

2018 hatte aber noch viele andere Themen. Sie sind jetzt fast ein Jahr Bürgermeister. Wie liefen die ersten Monate?

Es war eine sehr anstrengende, spannende und herausfordernde Zeit. Ich bin nun aber sehr froh, dass zum 1. Juli Björn Kerkmann als Kämmerer und Erster Beigeordneter mit an Bord ist und mich unterstützt. Wir nutzen die Sommerpause, um in Ruhe die Einarbeitung zu schaffen, was für beide Seiten gut ist. Sommerurlaub mache ich dieses Jahr nicht.

Wie hat sich Ihr Leben als Bürgermeister verändert?

Man hat viele Verpflichtungen und Termine, vor allem auch abends und am Wochenende. Da muss man privat schon Abstriche machen. Aber es ist sehr schön, ich erlebe viel Spannendes und freue mich immer über Anregungen und die Treffen mit den Bürgern.

Im Rathaus fehlte und fehlt es ja auch noch an Personal in vielen Abteilungen.

Das stimmt, aber ich bin froh, dass wir viele Stellen nun ausgeschrieben haben und noch ausschreiben werden. Zum 1. August haben wir jetzt auch wieder zwei Azubis einstellen können, ich hätte gerne noch mehr eingestellt, aber die Bewerberlage war leider sehr dünn. Vielleicht können wir ja noch weitere Einstellungen vornehmen. Ich habe 1,5 Millionen Euro mehr an Personalkosten im Haushalt verankert, und das wird zu einer Entlastung führen. Denn es gibt immer mehr zu tun.

Was sind Faktoren, warum die Arbeit zugenommen hat?

Die Stadt wächst! Es ziehen mehr Familien nach Heiligenhaus, was sehr schön ist. Das bedeutet aber, wir brauchen mehr Kita-Plätze, mehr Ogata-Plätze – und wir sind auf einem guten Weg. Wenn man sich andere Kommunen anguckt, können wir hier wirklich ein sehr gutes Angebot unterbreiten, und es wird besser, viele Projekte sind auf den Weg gebracht worden. Auch in der Schullandschaft gibt es positive Veränderungen, wie den Umzug der Suitbertus-Schule.

Wie sieht es mit Projekten aus auf den Brachflächen? Manche sind angekündigt worden, aber doch nicht gekommen.

Das ist auch sehr schade. Aber wir haben einige neue im Auge und ich denke, dass wir im Laufe des Jahres noch zu guten Entscheidungen kommen werden. Wir haben auch zwei japanische Firmen, die sehr am Standort Heiligenhaus interessiert sind: eine plant hier sogar, ihre Europazentrale zu errichten. Ich bin also sehr positiv gestimmt, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. In Heiligenhaus, das steht fest, bleibt es weiter spannend.