Heiligenhaus. . Im VHS-Erzählcafé berichteten die Sommeliers Susanne Spies und Alfred Voigt aus ihrem Berufsalltag. Sie teilten viele interessante Fakten mit.
- Die Heiligenhauser Sommeliers Susanne Spies und Alfred Voigt haben das Erzählcafé der VHS besucht
- Ihr Wissen über Weine wird geschätzt: Sie arbeitet im Restaurant von Frank Rosin, er bei Nelson Mülller
- Die Profis sprachen die Auswirkung des Klimawandels auf den Geschmack des Weines und über Naturkork
Beim Erzählcafé der Volkshochschule gibt’s zum Kuchen eine Tasse Kaffee – am Wochenende durften die Besucher allerdings zusätzlich Weißwein verkosten. Einen „Deidesheimer Kieselberg“ von 2015, um genau zu sein, einen Riesling aus der Pfalz also, der die typischen Aromen von Pfirsich, Aprikose und Zitrusfrucht in sich trägt.
Zumindest in der Theorie: Denn bei manchem Besucher will sich der Pfirsich einfach nicht einstellen, auch nicht nach Umsetzung der Profi-Tipps. „Einen kleinen Schluck nehmen und dann den Wein ein bisschen kauen“, empfiehlt Alfred Voigt, der zusammen mit seiner Frau Susanne Spies Gesprächspartner von Erzählcafé-Moderator Peter Ihle ist.
Die Profession von Spies und Voigt ist der Wein, sie ist Sommelière, er Sommelier, kennengelernt haben sich die beiden, na klar, bei der Arbeit. Was sie zu erzählen haben, ist interessant: „Der Geschmack dieses Weines hat sich in den letzten Jahren geändert, die Säure ist milder und besser eingebunden als vor 30 Jahren“, berichten Spies und Voigt. Schuld daran sei der Klimawandel, in der Pfalz herrsche ohnehin ein kontinentales Klima, im Gegensatz zu anderen deutschen Anbaugebieten.
Sie arbeiten bei Frank Rosin und Nelson Müller
Voigt und Spies werden für ihr Wissen über Wein geschätzt, sie arbeitet in Dorsten im Restaurant von Frank Rosin, er in Essen bei Nelson Müller. „Für mich war Wein schon dadurch immer ein Thema, dass meine Eltern ein Sternerestaurant hatten“, erzählt Susanne Spies, „mir war früh klar, dass ich mich damit beschäftigen wollte.“ Eine Ausbildung zur Sommelière gibt es in Deutschland nicht, Restaurantfachleute oder Köche können sich aber in diese Richtung weiterbilden.
Und sie lernen dann auch etwas über Korken und Schraubverschlüsse: „Letztere sind mittlerweile sehr akzeptiert. Kunststoffkorken sind die schlechteste Alternative. Die verändern den Geschmack des Weines und er oxidiert schneller“, erklärt Spies. Apropos Geschmack: Wie lernt man denn, die einzelnen Nuancen eines Weines voneinander zu unterscheiden? „Üben, üben, üben“, sagt Voigt schmunzelnd. Geruch- und Geschmacksinn müssten ohnehin zusammenarbeiten und bei älteren Menschen ersetze die langjährige Erfahrung im Zweifel auch den geringer werdenden Geruchssinn.
Nach 70 Weinen ist Schluss
Eine große Tendenz zu Rot- oder Weißwein sehen die beiden bei ihren Kunden nicht, „die ersten Gänge sind meist weißweinlastig, danach wird Rotwein getrunken“, erklärt Spies. Sie und ihr Mann mischen sich auch nicht ein, wenn Gäste einen Wein aussuchen, der gar nicht so gut zum Essen passt, „aber wenn Wein für 100 Euro bestellt wird und dazu eine Schale Eiswürfel, dann blutet schon das Herz“, sagt Alfred Voigt. Den beiden preisgekrönten Experten macht Wein immer noch Spaß, „aber auf Weinproben ist auch bei mir nach 70 probierten Weinen das Maximum erreicht.“