Hattingen. Heinz M. aus Hattingen wollte in der Silvesternacht einen Mann beruhigen, der heftig mit einer Frau stritt, sie bedrängte und festhielt. Doch dann wurde er selbst zum Opfer - er wurde von dem Agressor und einem weiteren Mann krankenhausreif geschlagen. Dass ihm niemand half, entsetzt ihn und seine Frau.

Zivilcourage hat Heinz M. in der Silvesternacht gezeigt – und dafür so viel Prügel bezogen, dass er jetzt im Krankenhaus liegt, operiert werden muss. Seine Frau steht noch unter Schock, sagt: „Ich habe viele um Hilfe gebeten. Keiner griff ein.“

Davon ist das Paar besonders enttäuscht. Beide wollten – nachdem sie ihren Sohn von einer Silvesterparty heimgebracht hatten – gegen 2.30 Uhr einen Mann auf der Nordstraße in Höhe der Straße Richterskamp davon abhalten, eine Frau zu bedrängen und festzuhalten.

Heinz M. wollte Agressor beruhigen

„Wir haben beobachtet, wie ein Mann eine Frau geschlagen hat. Meine Frau stieg schon mal aus, um zu sagen, er soll aufhören, ich habe schnell geparkt“, erinnert sich der 62-Jährige. Seine Frau sei übelst beschimpft worden. „Ich habe dann auch versucht, ihm zu erklären, dass man keine Frau schlägt, dass beide sich wieder vertragen sollen.“

Als das nichts half, schritt Heinz M. ein, brachte den Mann, wie er sagt, „unter Kontrolle“. Er habe den jungen Mann auf den Boden gedrückt, weiter mit ihm geredet. „Er hatte sich schon ein wenig beruhigt, da kam plötzlich aus einem Haus ein anderer Mann und trat auf mich ein.“ Dem Polizeibericht ist zu entnehmen, dass der Mann wohl aus einem Haus an der Straße Richterskamp kam – im Schlafanzug – und den Helfer von hinten angriff.

Tritte gegen den Kopf - niemand half

Durch die Tritte musste der 62-Jährige den auf dem Boden Liegenden loslassen. Der griff den Helfer nun auch an. „Sie traten auch auf den Kopf, ich war ganz benommen. Meine Frau bat Menschen um Hilfe. Niemand tat etwas. Sogar ein Taxi-Fahrer hat sich nicht gerührt. Auch ein Mann an einer Bushaltestelle hat nicht geholfen.“

Er selbst habe sich auf dem Boden zusammengerollt. Irgendwann sei die Polizei gekommen. „Da war ich schon völlig k.o.“ Zur stationären Behandlung musste der Hattinger ins Krankenhaus gebracht werden. Dort wurde sofort eine Computertomographie von seinem Kopf gemacht. „Meine Frau war schockiert, ich habe ja auch aus dem Mund geblutet, hatte Kopfverletzungen. Die Brutalität der Männer war unglaublich. Die hätten mich auch totschlagen können“, sagt der 62-Jährige entsetzt. Ein komplizierter Bruch im Sprunggelenk muss operiert werden. „Das geht aber erst nächste Woche, weil das Gelenk noch zu stark geschwollen ist.“

Täter flohen

Die Männer und die Frau seien abgehauen, „das habe ich nicht mehr richtig mitbekommen“, so Heinz M., der früher sportlich sehr aktiv war. Er schätzt den Mann, den er beruhigen wollte, auf 25 bis 30 Jahre, den Angreifer, der aus dem Haus gelaufen kam, auf etwa 45 Jahre. „Alle haben mir nachher gesagt, dass es richtig war, der Frau zu helfen und Zivilcourage gezeigt zu haben.“ Das Ergebnis, sagt seine Frau, sehe man ja: „Da will man helfen – und einem selbst hilft keiner.“ Ob Heinz M. es noch mal tun würde: „Ach, wissen Sie, eigentlich ist das doch selbstverständlich...“