Hattingen. . In der Reha-Klinik Holthausen läuft ein Modellprojekt, das jungen Spaniern berufliche Perspektiven in Deutschland bietet. Sechs ausgebildete Pflegekräfte treten dort ihren Dienst an. Ab Juli werden sie als vollwertige Pflegekräfte eingesetzt.
Wo Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und ihre spanische Amtskollegin noch planen, jungen Spaniern berufliche Perspektiven in Deutschland zu bieten, ist die Reha-Klinik in Holthausen schon einen Schritt weiter. Sechs spanische Pflegekräfte drücken dort die Schulbank, um ab Juli voll in der Pflege mitzuarbeiten.
Sie sind zwischen Anfang und Ende 20, motiviert, haben ein Studium als Krankenpfleger erfolgreich abgeschlossen und dennoch haben sie kaum eine Chance, in ihrer Heimat einen Job zu finden. Jetzt wagen Ana Maria Bello Camuña, Elena Maria Jiménez Pérez, Emilio José Samaniego Muñoz, Jose Candido Muñoz Clemente, Lidia Molina Gómez und Maria Ruiz Martin den Neuanfang in Deutschland. „Ich bin hier, weil es in Spanien keine Arbeit gibt“, erklären Elena (23) und Lidia (26). Krankenpfleger, in Spanien ein Studienfach, bekommen oft Kleinstverträge über zwölf Monate, drei Monate oder sogar nur einen Monat. Auch Maria (29) hat sich deshalb dafür entschieden, nach Deutschland zu gehen: „Ich wollte eine gute Perspektive haben.“
Fachpersonalmangel in Deutschland
Die bietet ihr die Klinik in Holthausen. „Weil wir zunehmend ein Problem haben, qualifiziertes Fachpersonal in Deutschland zu finden“, erklärt Klinikgeschäftsführer Philipp Matthiass. Das Selbstverständnis des Pflegeberufs sei nicht optimal, die Entscheidung für einen solchen Beruf deshalb für viele schwierig. Darum habe man sich entschieden, im Ausland zu suchen und aufgrund persönlicher Kontakte bot sich Spanien an.
Seit Februar sind die sechs Fachkräfte von der iberischen Halbinsel nun in Hattingen, lernen fleißig Deutsch. Denn das ist der erste Teil des Projekts: intensiver Sprachunterricht. Am Vormittag wird gepaukt, am Nachmittag lernen sie die Abläufe auf der Station kennen. Und während sie pflegerisch hoch qualifiziert sind, sorgte die fremde Sprache für Bedenken: „Ich hatte schon ein bisschen Angst, weil ich kein Deutsch kann“, gibt Elena zu. Personalleiter Marco A. Peñas Arocas, selbst gebürtiger Spanier, konnte an vielen Stellen aushelfen. „Inzwischen versuchen wir aber zu 90 Prozent Deutsch zu sprechen“, betont er. Im Sommer steht dann die B2-Sprachprüfung an, danach wird auch der spanische Studienabschluss vollkommen anerkannt.
Ab Juli in Vollzeit
Ab Juli werden sie als vollwertige Pflegekräfte eingesetzt, unbefristet und mit dem gleichen Gehalt und den gleichen Aufgaben wie ihre deutschen Kollegen. Bis dahin zahlt die Klinik ein Taschengeld, die Verpflegung, Wohnungen - und auch den Flug nach Deutschland übernahm der neue Arbeitgeber. „Aber für Förderprogramme waren wir zu schnell“, sagt Matthiass schmunzelnd. Trotzdem soll das Projekt ein dauerhaftes Modell sein: „Wenn die sechs voll einsteigen, werden wir wieder auf die Suche gehen.“