Hattingen. . Krankenhäuser wollen flexibel auf den Bedarf reagieren können und gleichzeitig Geld sparen. Genaue Leistungskataloge regeln die Arbeit der Reinigungskräfte.

Vor kurzem sorgte ein Bericht über die kaum umsetzbaren Vorgaben für Gebäudereiniger in Hattinger Schulen für Aufsehen. Um der Stadt Kosten zu sparen, müssen die Reinigungskräfte dort inzwischen 230 Quadratmeter pro Stunde putzen. Nach dem Hinweis eines Lesers ging die Hattinger Zeitung der Frage nach, wie sich die Situation in den hiesigen Kliniken darstellt. Denn gerade dort ist Sauberkeit ein ganz entscheidender Faktor – aber auch Kliniken stehen unter wirtschaftlichen Zwängen.

Während viele Krankenhäuser die Reinigung ihrer Räume an externe Firmen übertragen, setzen drei der vier Hattinger Kliniken auf Dienstleister aus dem eigenen Haus. „Wir sourcen eher in als out“, meint Ulrich Froese, Geschäftsführer der Augusta-Kliniken, zu denen das Evangelische Krankenhaus (EvK) gehört. Vor 15 Jahren habe man das Krankenhaus von einer Fremdfirma reinigen lassen, die Sauberkeit dann aber wieder in die eigene Hand genommen. Dadurch kann das EvK nicht nur die Arbeit besser steuern, es gibt auch finanzielle Gründe für die Entscheidung: „Damit sind wir von der Mehrwertsteuer befreit. Ein Mitarbeiter kostet 30 000 Euro und 19 Prozent können wir sparen, weil eigene Leistungen der Einrichtung steuerlich nicht belastet werden“, erklärt Froese.

Ebenfalls eigene Reinigungskräfte beschäftigen die Klinik Blankenstein und das St. Elisabeth Krankenhaus in Niederwenigern. Das Argument ist dort jeweils die bessere Steuerbarkeit der Reinigungskräfte und größere Flexibilität. Lediglich die Helios Reha-Klinik in Holthausen lässt ihre Räume von einer Fremdfirma reinigen, aber da es sich um eine Rehabilitationseinrichtung handelt, gibt es dort keine Intensivstation oder OP-Säle. „Der spezialisierte Dienstleister kann für uns eine bessere Qualität liefern und hat die Technik, die am schnellsten funktioniert“, erklärt Helios-Pressesprecher Tobias Pott. Wie schnell die Reinigungskräfte arbeiten müssen, gibt die Klinik nicht vor, aber – wie alle Kliniken – einen Leistungskatalog, in dem geregelt ist, was wie gereinigt werden soll. „Vor Vergabe wird genau geprüft, ob die angebotenen Leistungen insbesondere hinsichtlich Personalaufwand und einkalkulierter Zeit realistisch sind“, unterstreicht Pott. Genaue Zahlen könne er aber nicht sagen, dafür wären die Anforderungen zu vielfältig.

Bei Jürgen Rümmler, Sekretär für den Bereich Gebäudereinigung bei der IG Bau Dortmund, würde er da möglicherweise auf Skepsis stoßen. Denn gerade in der Branche der Gebäudereiniger versteckten sich viele hinter Tarifverträgen: „Dort gibt es einen Stundenlohn, aber keine Vorgaben, welche Leistungen in der Zeit erbracht werden müssen“, kritisiert Rümmler. Und ergänzt: „Wo in Kliniken vor 15 Jahren noch 180 Quadratmeter geputzt werden mussten, sind es heute oft 380 Quadratmeter pro Stunde und mehr. Das ist nie zu schaffen, für niemanden“, empört er sich.

An Ulrich Froese vom EvK dürfte diese Kritik abprallen. „In normalen Bereichen werden bei uns 200 Quadratmeter pro Stunde gereinigt, für Bäder haben die Kräfte für 80 Quadratmeter eine Stunde Zeit und in Infektionsbereichen für 130 Quadratmeter“, listet er auf. Aus dem St. Elisabeth Krankenhaus berichtet Pressesprecherin Tanja Liebelt, dass pro Zimmer fünf bis acht Minuten Zeit blieben. Außerdem wären in der Intensivstation ganztägig Kräfte im Einsatz, um nach jedem Patienten zu reinigen. Weil die Räume aber auch in Niederwenigern sehr unterschiedlich seien, gebe es keine Vorgaben, in welcher Zeit die insgesamt 13 600 Quadratmeter der Klinik geputzt werden müssten.