Hattingen. . Die Diakonie beklagt Zeit- und Geldmangel in der Pflege: „Ausgepresst wie eine Zitrone“.

„Stellen Sie sich vor, Sie fahren in die Werkstatt, lassen Bremsen und Kupplung machen, zahlen aber nur die Inspektion“, sagt Regina Mehring, Geschäftsführerin der Pflegedienste bei der Diakonie Mark. Weil es auch in der ambulanten Pflege so läuft, schlagen die Dienste Alarm, beklagen Geld- und Zeitmangel und wollen besser bezahlt werden von den Kassen, um sich besser um Pflegebedürftige kümmern zu können.

Bezahlt wird nur die „Inspektion“

Die Diakoniestation Hattingen Sprockhövel betreut 140 Menschen. Immer mehr im Schweinsgalopp – wie andere Anbieter auch. Mit 24 Kräften, wie Leiter Ulrich Maus bestätigt. Würden mehrere Leistungen erbracht, Medizin verabreicht, der Blutzucker gemessen, Kompressionsstrümpfe angezogen, werde nur ein Betrag erstattet.

Die Kostensteigerungen in den letzten zehn Jahren beziffert Regina Mehring auf 20 Prozent. Vergütet hätten die Kassen jedoch nur sieben Prozent. „Landesweit bleibt eine Unterdeckung von 13 Prozent.“ Dabei würden in der Wohlfahrtspflege keine Dumpinglöhne gezahlt, sondern die Mitarbeiter tarifgebunden entlohnt. „Die Erhöhungen krieg’ ich aber nicht von den Kostenträgern“, sagt die Geschäftsführerin von 18 Diakoniestationen mit 550 Mitarbeitern im EN-Kreis, in Hagen, dem Märkischen Kreis, die sich auch in Iserlohn, Unna, Schwerte und Plettenberg tummeln. „Man muss nicht BWL studiert haben“, sagt sie, um die Zahlen und den Druck nachvollziehen zu können und dass alles „dramatisch auf Kippe“ steht.

16 Pflegebedürftige in vier Stunden, An- und Abfahrt und Dokumentation gehen auch noch ab, gibt es auch hier. „Und wir haben nicht mit Maschinen zu tun, sondern mit Menschen.“ Da steht nicht schon die Haustür offen, der zu Pflegende sitzt nicht bereits parat mit allem, was gleich gebraucht wird. „Er hat noch nicht die Blutdruckmanschette angelegt, wenn wir kommen. Hört das Klingeln nicht. Im Hochhaus geht der Aufzug nicht“, sagt Regina Mehring. Das geht alles von der Zeit ab. Wie schön, wenn mehrere Leute in einem Haus versorgt werden können. „Dann wird gekürzt, und es gibt nur noch 7,30 Euro“, so Regina Mehring. Doch nicht nur die Kostendeckung ist ein Problem. „Uns fehlen auch Pflegekräfte. „Wir bilden zwar aus“, sagt die über 50-Jährige, die sich die Situation auszumalen versucht, wenn sie selbst im Alter der Gepflegten ist. „Wir werden ausgepresst wie eine Zitrone.“ Wie attraktiv ist das Berufsfeld unter solchen Bedingungen?