Hattingen. . Der Hattinger Treffpunkt für Ruheständler wird in Zukunft nicht mehr an von Förstern geleitete Führungen durch die Natur teilnehmen können. Denn diese sind nach einer Neuregelung des Landesbetriebes Wald und Holz nicht mehr umsonst. Nach Aussage des Landesumweltministerium bleiben die umweltpädagogischen Angebote lediglich für Kinder und Jugendliche kostenfrei.

Als Lisel Schleimer kürzlich mit Förster Thomas Jansen telefonierte, dachte sie, sie stünde im Wald. 68 Euro habe der für Hattingen und Sprockhövel zuständige Förster für seine Führung durch den Schulenbergwald verlangt, entrüstet sich die Hattingerin. Pro Stunde. Plus Mehrwertsteuer.

Lisel Schleimer, die sich als ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Kick, dem Treffpunkt für Leute im (UN)Ruhestand, engagiert, hat für Helfer und Besucher des städtischen Treffs schon des Öfteren Waldgänge mit dem Stadtförster organisiert, noch nie musste sie bislang für die fachkundige Begleitung etwas bezahlen. „Herr Jansen“, erinnert sich die Hattingerin, „hat uns bei diesen Veranstaltungen stets etwas über das Unterholz erzählt und über die Baumpreise, er hat uns erklärt, was wann gerade so alles wächst . . . Das war stets ein besonderer Nachmittag.“ Mit dem scheint es nun indes vorbei. „Geld für einen Waldspaziergang“, macht Lisel Schleimer klar, „nein, das können wir wirklich nicht zahlen.“

Förster kann Verärgerung nachvollziehen

Thomas Jansen sagt, er könne Lisel Schleimers Verärgerung zwar nachvollziehen. Doch er betont auch, dass er nur nach den Vorschriften des Landesbetriebes Wald und Holz handele. „Erwachsenenbildung kostet bei uns jetzt eben Geld!“

Genau genommen gilt diese Regelung bereits seit etwa zwei Jahren, erklärt Franz-Josef Pauly, stellvertretender Leiter des Regionalforstamtes Ruhrgebiet mit Sitz in Gelsenkirchen. Zwar sei es „vielen Mitarbeitern peinlich“, dass für ihre Führungen, Vorträge und ähnliches Geld erhoben werde. „Doch das sind alles hoch qualifizierte Leute, Diplom-Ingenieure“, hebt Pauly hervor. Zudem nähmen doch die meisten Anbieter von Erwachsenenbildung Geld. Warum also nicht auch der Landesbetrieb Wald und Holz? Zumal dieser „den Landesrechnungshof ständig im Nacken“ habe?

Angebote für Kinder und Jugendliche weiterhin kostenfrei

Pauly erklärt, es gebe einen mit dem Landesumweltministerium erarbeiteten Katalog über alle für die Bürger kostenpflichtigen Zusatzleistungen der Förster. Danach kosten „geführte oder begleitete Wanderungen“ seit kurzem nun nicht mehr 68 Euro pro Stunde, sondern 37 Euro plus Mehrwertsteuer – je angefangener halber Stunde.

Doch keine Regel ohne Ausnahme. „Für Kinder und Jugendliche“, betont Pauly, „sind unsere umweltpädagogischen Angebote selbstverständlich weiterhin kostenfrei.“