Hattingen. Neonicotinoide sollen Orientierungssinn der Bienen stören. Viele Hattinger Landwirte kommen schon jetzt ohne Chemie aus.

Drei Insektizide, die den Bienen schaden sollen, dem Mais aber beispielsweise den Maiswurzelbohrer von der Wurzel halten, dürfen ab dem ersten Dezember von Landwirten nicht mehr verwendet werden. Die Imker begrüßen diesen Schritt – und die hiesigen Landwirte sehen zumeist kein Problem.

Gegen Schädlinge bei Mais, Raps, Sonnenblumen werden die drei so genannten Neonicotinoide, die die EU ab dem 1. Dezember verboten hat, unter anderem eingesetzt. Sie sollen dafür verantwortlich sein, dass Bienen ihre Orientierung verlieren. „Die Lobby der Giftköche war stark, endlich hat man sich doch den Untersuchungen gebeugt“, atmet Imker Heinz Rauscher auf. Der Verlust in 2012 sei groß gewesen. „Er lag auch bei mir bei 30 Prozent, erst hat man versucht, das mit der Varroamilbe zu begründen, aber durch die erleiden wir nur einen Verlust von zehn Prozent.“ Einfach „weg, leer, tot“ seien die Bienenvölker gewesen.

„Wir begrüßen alles, was der Natur hilft. Das kommt uns ja allen zu Gute“, so Elgin Ewest vom Marienhof, der nach Demeter-Standards anbaut. Pflanzliche Präparate werden hier gegen die eingesetzt, die das Pflanzenwachstum und die Ernte bedrohen. „Das sind Spritzpräpate, die speziell angerührt werden, dann per Feinstverstäubung sehr verdünnt auf die Pflanzen kommen“, so Ewest.

Die Gemüsescheune ist längst bio-zertifiziert. Obst und Gemüse werden auf natürliche Weise geschützt: „Wir setzen Nützlinge ein. Die kommen in Pappkartons oder Boxen. Wir bringen diese Raubnützlinge dann aus. Sie schützen beispielsweise Erdbeeren vor Schädlingen“, erklärt Ina Stock-Tonscheid, Geschäftsführerin der Gemüsescheune.

Bauer Jochen Schulte arbeitet noch konventionell – doch diese drei künftig verbotenen Substanzen setzte auch er bislang nicht ein.

„Ich begrüße das Verbot. Natürlich sind die Pestizide nicht der einzige Grund, im Bio-Bereich spielen immer eine Vielzahl von Gründen eine Rolle“, sagt Horst Schmerbeck vom Imkereiverein Hattingen. Monokulturen, die oft ein Problem für Bienen seien, gebe es in Hattingen auch nicht wie beispielsweise in Norddeutschland, wo man kilometerlang nur Mais sehe. Die amerikanische Faulbrut schwebe stets wie ein Damokles-Schwert über den Bienenvölkern. „Die vor Jahren aus Asien eingeschleppten Varroamilben versuchen wir zu kontrollieren. Unsere Bienen können sich – anders als die asiatischen – nicht gegen die Milben wehren. Jetzt im Frühjahr schneiden wir die Drohnenbrut, in denen die Milbe gern ist, heraus, vernichten sie. Nach der Ernte im Spätsommer können wir mit medizinischen Präparaten arbeiten.“