Hattingen. Ein striktes Rauchverbot in NRW wird immer wahrscheinlicher. Hattingens Kneipiers sehen diese Entwicklung mit Sorge, denn: Ein Großteil der Kundschaft besteht aus Rauchern. Sie Befürchten Entlassungen des Personals, gar die Schließung ihrer Lokale. Das Horrorszenario: ein Kneipensterben.

Nach dem SPD-Parteitag am vergangenen Wochenende wird ein striktes Rauchverbot in Nordrhein-Westfalen immer wahrscheinlicher. Verqualmte Eckkneipen dürften dann bald der Vergangenheit angehören und auch abgetrennte Raucherbereiche sind dann nicht mehr zulässig. Was die einen freut, bereitet anderen Sorgen, darunter auch Martin Grewer, der neben dem Pfannkuchen-Haus, das seit 2008 rauchfrei ist, das All-In betreibt, ein Raucherlokal:„ Für die Raucherkneipen ist das dramatisch. Das wird sicherlich für den ein oder anderen, vielleicht auch für uns, heißen, dass man schließen muss“, so befürchtet er.

Zigarette zum Bier gehört einfach dazu

Auch in der Kneipe von Frank Wulf darf geraucht werden, obwohl er selbst schon vor 22 Jahren aufgehört hat. Etwa 80 Prozent seiner Gäste sind Raucher, so schätzt er. Rauchfreie Restaurants seien in Ordnung, aber „zum Bier gehört die Zigarette“, findet der 49-Jährige. Wulf ist nicht der einzige Nichtraucher in der Gastronomie mit dieser Einstellung. Heike Carl, Kellnerin im Café Auflauf, ist gegen die Verschärfung des Gesetzes. „Ich finde diese Bevormundung unmöglich. Ich bin Nichtraucherin und arbeite in einem Raucherlokal. Ich arbeite gerne hier.“ Sie fürchtet, das neue Gesetz könne zum Kneipensterben führen „und dann werden viele Leute arbeitslos.“ Gast Peter Merscheamke, der Kaffee trinkend und rauchend an der Theke sitzt, warnt vor zukünftigen Reglementierungen: „Als nächstes werden fettige Speisen verboten.“

Klare und verständliche Regeln sind wichtig

Doch es gibt auch eine andere Seite, und die ist klar und deutlich auf jeder Zigarettenschachtel zu lesen: „Rauchen gefährdet die Gesundheit.“ Es überrascht also nicht, dass Hans-Joachim Broschek, Leiter des Fachbereichs Gesundheit beim EN-Kreis, weitreichende Rauchverbote begrüßt: „Das neue Nichtraucherschutzgesetz ist überfällig, auch in dieser strikten Form.“ Das sei ein wesentlicher Fortschritt in der Gesundheitspolitik, so Broschek. „Ich bin sonst eher ein freiheitlich denkender Mensch“, greift er den Bevormundungsvorwurf vieler Raucher auf, „aber wenn man den Effekt sieht, dass Krankheiten und Todesfälle dadurch verringert werden“ befürworte er strengere Regeln.

Die Stadt Hattingen wünscht sich vor allem, dass das neue Gesetz „klare und für jeden verständliche Regeln“ beinhalte, so Pressesprecher Thomas Griesohn-Pflieger. Auch für die Betreiber sei das besser, so der Pressesprecher. Bisher habe es eine Handvoll Beschwerden wegen Verstößen gegen den Nichtraucherschutz gegeben, darunter eine Ordnungswidrigkeit. Regelmäßige Kneipen-Kontrollen gebe es bisher nicht. „Wir überprüfen das erst, wenn wir einen Anlass haben“, erklärte Griesohn-Pflieger.