Duisburg. . Arteriosklerose ist die Ursache für Gefäßerkrankungen wie Infarkt, Schlaganfall oder Raucher-Bein. Der Gefäß-Chirurg Prof. Wilhelm Sandmann löst die Ablagerungen – per Schnitt, Ballonkatheter oder Stent. Seine Methoden können Leben verlängern. Ein Blick auf die neuen Operationsmethoden.

Wie alt ein Mensch wird, hängt stark von seinen Gefäßen ab: Raucher, Übergewichtige oder Bewegungsmuffel haben schlechte Karten. Wenn es eng wird in den Gefäßen und dadurch die Blutzufuhr zum Organ (zum Beispiel Herz, Hirn, Beine, Bauch) gestoppt wird, muss der Facharzt ran, sonst drohen Durchblutungsstörungen. Folgen: Absterben von Gliedmaßen, Herzinfarkt, Schlaganfall. „Die Gefäß-Chirurgie ist der Jungbrunnen der Altersmedizin“, sagt Prof. Wilhelm Sandmann vom Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord. Seine Methoden können Leben verlängern.

Was kann man gegen die Ablagerungen in den Gefäßen tun?

Prof. Wilhelm Sandmann: Man kann sie operieren. Unsere Klinik ist die einzige deutschlandweit, in der Gefäße von der Schädelbasis bis zum Vorfuß operiert werden. Zum Beispiel habe ich für die Wiederherstellung der Halsarterie (Carotis), die das Gehirn versorgt, eine ganz besondere Methode entwickelt, die im Vergleich zur alten Operationstechnik nur einen ganz kleinen Schnitt in einer queren Halsfalte benötigt. Die Ablagerungen werden komplett ausgeschält. Der Patient kann schon am zweiten Tag nach Hause gehen, nach sechs Wochen ist die Narbe nicht mehr sichtbar. Dadurch kann nicht nur der gefürchtete Schlaganfall verhindert werden, sondern auch Halsnervenschäden treten nicht mehr auf.

Wie wird das denn an den Bein- und Beckenarterien gemacht?

Sandmann: Wenn die Einengung noch gering ist, kann man die Arterie mit einem Ballonkatheter weiten. Bleibt es nicht durchgängig, wird häufig ein Metalldrahtröhrchen (Stent) eingesetzt. Wenn die Verschluss-Strecke schon einige Zentimeter lang oder der Verschluss komplett ist, dann sollte man operieren. Durch einen kleinen Schnitt wird die Schlagader freigelegt und mit Hilfe von Instrumenten der Verschluss entfernt, die Strombahn sozusagen gesäubert. Oder es wird eine Umleitung (Bypass) eingenäht.

Eine Erkrankung der Arterien kann zu starken Schmerzen, zu offenen Wunden oder sogar zum Absterben vor allem der Zehen oder Beine (Raucherbein) führen. Lässt sich eine Amputation vermeiden?

Sandmann: Ja. Es gibt fast immer eine Lösung. Wenn ich höre, dass einem Patienten gesagt wird, man könnte nichts mehr machen, werde ich sehr aufmerksam. Eine große Gliedmaßen-Amputation ist so gut wie nie nötig.

Um die Durchblutung der Beine oder Arme, aber auch vor allen Dingen von Organen (Gehirn, Nieren, Eingeweide) wiederherzustellen, verfüge ich über ein großes Spektrum von technischen Methoden, die mir aber auch erlauben, Kunststoff als Ersatz für Beinarterien nur selten einzusetzen, weil Kunststoffröhren an den kleinen und mittleren Arterien keine guten Langzeitergebnisse haben. Nur an den großen Arterien und der Hauptschlagader (Aorta) haben Kunststoffröhren sehr gute Langzeitergebnisse.

Die Aussackung der Hauptschlagader im Bauchraum (Bauch-Aorten-Aneurysma) gilt als höchst gefährlich. Kann man es behandeln?

Sandmann: Heute wird es vielfach früh genug bei Ultraschall-Untersuchungen erkannt. Wenn die Diagnose klar ist und das Aneurysma groß ist, öffnet man den Bauch, klemmt die Aorta oberhalb und unterhalb des Aneurysmas ab, öffnet dieses und beseitigt den thrombotischen Inhalt. Dann setzt der Operateur von innen eine Ersatzader aus Polyester ein. Ich mache das in einer Stunde. Aber das geht nur, wenn man wirklich über große Erfahrung verfügt. Kontakt: Prof. Wilhelm Sandmann, Ev. und Johanniter Klinikum Niederrhein, Fahrner Str. 133, 47169 Duisburg, Tel.: 0203/508-0