Hattingen. Gemeinsam setzen sich VHS und Selbsthilfegruppe „Die Löffelboten“ seit einem halben Jahr für besseres Hörverständnis ein. Ein erster Erfolg ist die spezielle Funkmikrofonanlage, die Menschen mit Hörbehinderungen ermöglichen soll, an Vorträgen und anderen Vorstellungen teilzunehmen.

„Wenn jemand aus dem Nähkästchen plaudert, dann ist es vor allem für Hörgeschädigte eine besondere Freude, diese Geschichten mitzubekommen“, sagt Ulrike Tenbensel (62), Sprecherin der Selbsthilfegruppe „Die Löffelboten“. Genau das ist seit einem halben Jahr bei der Volkshochschule wieder möglich – die Teilnahme für Schwerhörige am Programm und am öffentlichen Leben.

Das schafft der Einsatz von einer speziellen Funkmikrofonanlage, mit der Ulrike Tenbensel ins Alte Rathaus oder Stadtmuseum zu Veranstaltungen aller Art anrückt. „Insgesamt 20 Personen können mit Hilfe von Mikrofonen, die das Gesprochene an einen Empfänger im Hörgerät leiten, nun auch an Vorträgen teilnehmen“, erklärt die Sprecherin der Selbsthilfegruppe. Denn vor allem Menschen, die erst im Alter schwerhörig geworden sind, würden oftmals keine Alternative wie das Lippenlesen beherrschen, mit der man dem Sprecher trotzdem folgen könne. Dies sei auch bei Beamervorträgen nicht möglich, da sich der Sprecher dann oft nicht im Blickfeld befinde oder die Beleuchtung unvorteilhaft sei.

Viele Hörbehinderte schämen sich

Nach einem halben Jahr Kooperation wird jetzt das erste Fazit gezogen: „Für viele Hörbehinderte ist es immer noch ein Problem, sich öffentlich zu outen. Deshalb ist noch eine Menge Aufklärungsarbeit notwendig“, betont Ulrike Tenbensel. Dass Hörgeräte heute allerdings keine Schönheitsmakel mehr sind und genau so wie eine Brille kein Grund mehr, sich zu schämen, soll den Schwerhörigen vermittelt werden. 62 Nachfragen gab es insgesamt für die Hörhilfe . Bei Veranstaltungen haben 59 Schwerhörige die Funkmikrofonanlagen in Anspruch genommen. „Bei den Vorträgen der VHS haben viele neu gelernt, zuzuhören“, so die Sprecherin der Selbsthilfegruppe. Dies fordere vor allem eine hohe Konzentration und Zeit, sich in einem Lernprozess zu entwickeln.

Trotz durchaus positiver Bilanz des gemeinsamen Projektes, gibt es immer noch einige Probleme, an denen in Zukunft gearbeitet werden soll. Denn Schwerhörige können immer noch nicht an Diskussionen teilnehmen, da sie Fragen aus dem Publikum nicht hören, wenn dort keine Mikrofone installiert sind. „Deshalb wollen wir eine spezielle Ringschleife im Wert von 2000 Euro im gesamten Raum verlegen“, so Ulrike Tenbensel.

Es wird also deutlich, wie viele Faktoren zusammenspielen müssen, damit die Integration der Schwerhörigen ins öffentliche Leben barrierefrei funktioniert. „Schließlich wollen auch wir einen Hörgenuss erleben und das in allen Bereichen des Lebens“, sagt Ulrike Tenbensel. Und obwohl der technische Aufwand hoch ist, würde die Selbsthilfegruppe ihre Anlage auch nur für einen einzigen schwerhörigen Besucher aufbauen.

„Natürlich braucht es Zeit, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und das Engagement für die Schwerhörigen zu verbreiten und in allen Veranstaltungen zu integrieren“, so Bernd Baumhold (58) von der VHS, Bereich Gesundheit. Trotzdem haben die Erfahrungen des letzten halben Jahres gezeigt: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“